Die Terranauten 002 - Raumschiff der Rebellen
bereitwillig Platz. Dann stand er mit steinernem Gesicht vor seinem siebten Mann.
Er preßte die Lippen zusammen, daß sie wie ein dünner Strich wirkten. Als er den Blauen ansah, war sein Gesicht eine einzige Frage.
»Ermordet«, sagte der Polizist. »Mit Gift, Meister Asen-Ger.«
Asen-Ger schluckte. Ausgerechnet jetzt, wo er starten wollte, wo er gezwungen war, nach SYRTA zu fliegen, um mit David terGorden, dem Erben der Macht, Kontakt aufzunehmen, wie das Buch es verlangte! Mit sechs Treibern konnte er nicht starten. Sie mußten sieben sein. Und – warum Mord?
Wollte man ihn am Start hindern? War man ihm auf der Spur?
»Was geschieht jetzt?« fragte er leise. In ihm tobten Wut und Schmerz. Der Verlust Jesters traf ihn tief. Die Loge war ein eingeschworenes Team gewesen. Jesters Tod konnte alles zerstören.
»Zunächst werde ich diese Frau festnehmen, die für die Bedienung des Tisches zuständig ist. Dann …«
»Was?« brüllte Bud Warlowe los. Der Wirt ballte die Fäuste, und es sah fast so aus, als wolle er den Blauen zwischen seinen Bärenpranken zermalmen. »Was werden Sie tun?«
»Sie ist dringend verdächtig …«
»Machen Sie sich nicht lächerlich«, schnitt Asen-Ger dem Blauen das Wort ab. »Suchen Sie lieber den richtigen Mörder. Das Mädchen wäre mehr als nur dumm. Sie müßte wissen, daß auf sie der erste Verdacht fallen würde. Gerade deshalb kann sie nicht der Täter sein. Hier haben mehrere Leute am Tisch gesessen, mindestens zwei. Wo sind sie? Suchen Sie jene Leute.«
Die anderen Treiber seiner Loge hatten sich hinter ihm versammelt. Asen-Ger wandte sich ihnen zu. »Was nun?« fragte er. »Wir müssen nach SYRTA. Aber …«
»Wir können nicht«, sagte das Kind Narda, ein kleines, braunhaariges Mädchen, leise. »Es gäbe eine Katastrophe. Wir müssen sieben sein. Ich …«
Jemand drängte sich auf sie zu. Ein untersetzter Mann, schreiendbunt gekleidet, etwa vierzig Jahre alt, mit abstehenden Ohren.
»Sie brauchen einen Treiber?« fragte er ruhig.
»Wer sind Sie?« wollte Asen-Ger wissen. Er musterte den Mann eingehend. Wenn er wirklich ein Solo-Treiber war, kam er wie ein Geschenk des Himmels.
»Asi Caruga«, stellte sich der Spreizohrige vor. »Ich bin Treiber mit einem Potential von 61 PSI, zur Zeit ohne Logenzugehörigkeit. Tut mir leid um Ihren Mann, aber vielleicht kann ich ihn ersetzen.«
»Zumindest vorübergehend«, warf La Strega ein. »Mit ihm könnten wir starten.«
»61 PSI … Normaler Durchschnitt«, überlegte Asen-Ger. »Auf welchen Schiffen waren Sie, Mister Caruga, und warum sind Sie zur Zeit solo?«
Caruga nannte eine Reihe von Schiffsnamen, von denen die meisten dem Logenmeister unbekannt waren. Es mußte sich um Raumer unbedeutender Händler handeln. Er gab an, sich in eine Treiberin verliebt zu haben und deshalb auf ZOE zurückgeblieben zu sein. Inzwischen sei ihm das Mädchen aber wieder fortgelaufen.
»In Ordnung«, nickte Asen-Ger. »Es ist vielleicht Ihr Glück, daß ich dringend, sehr dringend nach SYRTA muß und keine Sekunde verlieren darf. Können Sie sofort mitkommen?«
Caruga nickte. »Ich muß nur mein Zimmer kündigen und packen …«
»Kommen Sie zum Raumhafen und fragen Sie nach Asen-Gers Ringo«, sagte der Logenmeister. »Man wird Sie hinschicken. Wir sind dort. Und beeilen Sie sich.«
Er wandte sich wieder an den Blauen. »Sehen Sie zu, daß Jester ein vernünftiges Begräbnis bekommt«, verlangte er. »Die Rechnung setzen Sie auf mein Konto bei der Konzils-Bank.«
Seine Hand berührte mit einem leichten Druck die Schulter des Toten. Der Logenmeister nahm von einem Freund Abschied. Dann wandte er sich mit einem Ruck um und verließ das »Siebengestirn«. Der schwarze Mantel wehte hinter ihm her, als ihm seine Loge folgte. Caruga nahm den Weg zum Hotel.
Irgendwo in den Tiefen von Asen-Gers Unterbewußtsein regte sich eine warnende Stimme. Der Ersatz für Jester war zu glatt vonstatten gegangen. Etwas stimmte hier nicht. Eine Falle vielleicht …? Caruga schirmte sich ab. Er ließ sich nicht in die Gedanken sehen. Aber das taten viele Treiber nicht gern.
Der Anführer der Terranauten mußte zu David terGorden. Es war wie eine Vorbestimmung des Schicksals. Deshalb hatte er Caruga zunächst formlos in die Loge aufgenommen. Die Formalitäten konnten unterwegs erledigt werden.
Vielleicht spielte auch die Erinnerung an einen anderen Menschen mit. Auf ähnliche Weise war auch La Strega del Drago damals in die Loge gekommen, damals, vor
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