Die Terranauten 005 - Die Flotte der Treiber
Rates und einem Erholungszentrum der Logenmeister geworden. Der Gleiter fuhr in einen riesigen Gebäudekomplex, der schon fast eine kleine Stadt darstellte.
Stadt – dieser Ausdruck traf allerdings nur sehr entfernt zu. Mehr oder weniger handelte es sich um ein einziges großes Glashaus – wenn das Baumaterial Glas war – das eine Vielzahl von verschieden großen Raumsegmenten miteinander verband. Der erste Eindruck, eine Art Termitenbau vor sich zu haben, täuschte jedoch, mußte sogar täuschen, denn es war undenkbar, daß Individualisten wie die Summacums das Sozialverhalten von Termiten an den Tag legten. Die Glaskubikel ließen sich nicht nur durch Farbschattierungen undurchsichtig machen, sondern auch nach Belieben in alle Richtungen verschieben. So war es durchaus möglich, daß ein Raum, der soeben noch im Zentrum eines Konglomerats von Glaskubikeln fest verankert gewesen war, plötzlich die einsame Spitze eines hohen Turms bildete oder sich tief unter der Zoeoberfläche in völlig abgeschiedener Dunkelheit wiederfand.
David terGorden und seine Begleiter wurden weder in die bedrückende Tiefe noch in die schwindelerregende Höhe gebracht. Die drei Summacums geleiteten sie in einen eben liegenden Raum, dessen Facettenwände in allen Farben des Spektrums schillerten. Die Ausstattung hatte nichts Exotisches an sich, sondern war eher nüchtern und herkömmlich. Die Sitzgelegenheiten wirkten ebenfalls wie Glas, entpuppten sich dann aber doch als Protop.
Erfrischungen wurden gereicht – ganz nach Wunsch. Echter Whisky wäre ebenso denkbar gewesen wie Jollypillen oder Prokyonwein.
David und die anderen äußerten keine speziellen Wünsche. Sie waren nicht gekommen, um sich zu erholen, sondern weil sie etwas Lebenswichtiges erreichen wollten.
Damit aber taten sie sich ungemein schwer. Von den drei Summacums war nur einer ein Logenmeister, während sich die beiden anderen mit irgendwelchen Dingen beschäftigten, von denen David noch nie etwas gehört hatte. Auf die Bitte der Treiber um Unterstützung ihrer Sache, reagierten sie nur mit höflicher Ablehnung. »Das kann erst entschieden werden, wenn der Rat zu einem Beschluß über die Kaiserkraft gekommen ist«, sagte einer von ihnen. Und dann gingen sie ganz einfach.
»Wie länge braucht der Rat denn noch dafür?« rief ihnen Llewellyn nach.
»Ein bis zwei Monate.«
Während sich die Besucher noch verblüfft anstarrten, betrat ein ihnen noch unbekannter Summacum den Raum. Der Mann war schon sehr alt, hatte aber offenbar nie daran gedacht, sich moderner Verjüngungschirurgie zu bedienen.
»Sie sind Treiber, meine Herren?«
Llewellyn 709 bejahte.
»Ah, das ist sehr interessant! Wissen Sie, ich untersuche auf philosophischer Basis die Wechselwirkung der einzelnen Universen untereinander. Und da Sie sich ja des öfteren in Weltraum II aufhalten, können Sie mir vielleicht sagen, inwieweit Phänomene aus Weltraum IV, die in Weltraum III gespiegelt werden, ihre Wellenmuster in Weltraum II manifestieren. Ich meine das nicht im physikalischen, sondern ausschließlich im philosophischen Sinne, Sie verstehen?«
»Nein!« sagte David erbost.
»Schade, meine Herren«, erwiderte der alte Mann bedauernd. »Nun, es war vielleicht auch vermessen von mir, anzunehmen, daß in der Generation von heute jemand des abstrakten Denkens fähig ist. Sehr schade, wirklich sehr schade.«
Mit diesen Worten ging er kopfschüttelnd hinaus.
Als nächstes kam jemand, der ihnen für irgendwelche Experimente Blut abzapfen wollte, und danach ein anderer, der sich allein für das Sexualleben Llewellyns interessierte.
»Ein solches findet nicht statt!« brüllte der Riemenmann ihn an. »Es kann nicht stattfinden, begreifen Sie das nicht?«
»Ihr solltet jetzt besser gehen«, sagte David zu dem Summacum. Er hatte erkannt, daß Llewellyn 709 nahe daran war, dem Fragesteller an die Gurgel zu gehen – mit aufgegurteten Händen.
»Die sind hier alle verrückt«, stellte Flint fest, nachdem auch der letzte Mann gegangen war. »Die sind alle ganz offensichtlich nicht weit genug von der Sonne entfernt!«
»Ich will Fritzis Bulganin sprechen!« sagte Narda. »Fritzis Bulganin ist einer der besten Logenmeister, die ich kenne. Er wird uns helfen!«
David terGorden begriff, daß die Kleine den richtigen Weg wies. Wenn sie hier nicht von sich aus gezielt die Initiative ergriffen, würden sie wahrscheinlich noch in drei Tagen keinen einzigen Schritt weitergekommen sein.
Als wieder ein Summacum
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