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Die Terranauten 008 - Stadt des Wahnsinns

Die Terranauten 008 - Stadt des Wahnsinns

Titel: Die Terranauten 008 - Stadt des Wahnsinns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Priest
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sie gespenstisch anstarrten. Die Luft war heiß, aber sie wirkte modrig. Alles hier atmete Zerfall.
    Ihre Schritte knirschten über trockene Gräser, über zerbröckelten Asphalt, zerfallene Betonplatten. Sie befanden sich in einem endlosen Gebirge aus Beton, ausgehöhlt, zerfallen.
    Jetzt war Stille, als die letzten Schritte verstummten. Irgendwo winselte der leichte Wind durch ein Haus. Unweit von ihrem Standpunkt befand sich ein großer Platz, der früher vielleicht einmal eine Straßenkreuzung gewesen war. Aus den Hausöffnungen ringsum wuchsen blasse Dornsträucher, und Disteln sprossen aus den zahlreichen Rissen im Asphalt.
    Dann war da noch ein Geräusch, ein fernes, metallisches Summen, das an eine große Hummel mit Stahlflügeln erinnerte, ein Geräusch, das jeder von ihnen kannte: Ein elektrisches Kleinfahrzeug mit Luftkissenantrieb.
    Das Geräusch näherte sich langsam.
    »Wir müssen von der Kreuzung herunter!« entschied David. Er setzte sich augenblicklich in Bewegung, und das rettete ihm das Leben. Etwas pfiff an der Stelle durch die Luft, wo vorhin noch sein Kopf gewesen war. Und während das Krachen eines Schusses über die zerfallene Umgebung hallte, jaulte der Querschläger davon.
    David warf sich herum. Er entdeckte den Schützen sofort in einem Fenster an der Kreuzung. Eine kleine, blitzende Hülse stürzte auf den Platz herab, das Sonnenlicht reflektierend. Sie wirkte seltsam neu in dieser verfallenen Umgebung.
    Ein zweiter Schuß krachte, diesmal aus einem anderen Fenster. Das Geschoß schmetterte neben Rollo ins Pflaster.
    »Weg!« schrie David. Er packte Greeny, die ihm am nächsten stand, und stieß sie hart durch ein Gebüsch in den nächstbesten zerfallenen Hauseingang zu seiner Linken. Whity folgte sofort. Sie zerrte Narda einfach mit sich. Als sie durch die Tür sprang, riß eine Kugel ein großes Stück Beton aus der verwitterten Hauswand. Splitter heulten durch die Luft.
    Rollo hechtete durch ein Fenster und landete hart im Innern. David zerrte seinen Blaster aus der Tasche und wich rückwärts durch die Haustür in die Ruine zurück.
    »Da drin sind sie!« schrie jemand auf dem Platz. »Die haben wir gleich!«
    David duckte sich neben der Türöffnung, den Blaster in der Faust.
    Er warf einen Blick in den Raum, in den sie sich geflüchtet hatten.
    Verrostete Bettgestelle lagen zwischen heruntergefallenen Deckensteinen am Boden, verrottete, zerschlagene Möbel bedeckten den Boden, dazwischen wucherten ein paar farblose Pilze und Gräser.
    David warf den Sicherungsflügel des Blasters herum.
    Greeny und Whity kauerten in seiner Nähe. Whity starrte ihn an, ihr hübsches Gesicht war eine Maske der Furcht. »Mein Gott, was sind das für Leute da draußen? Warum schießen sie auf uns?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte David. »Aber es sind keine Grauen Garden. Sie schießen mit altertümlichen Explosionswaffen. Und …«
    »He, ihr verdammten Nomans, wir kriegen euch! Ihr seid bald dran!« dröhnte eine Stimme von draußen herein. Sie klang metallisch, weil der andere einen billigen Lautsprecher benutzte. »Euer Pech, daß ihr euch in diesem Stadtteil herumtreibt. Aber wir werden mit euch nutzlosem Gesindel jetzt aufräumen!«
    »Wir sind keine Nomans!« brüllte Rollo aus einem Fenster auf den Platz. »Warum schießt ihr auf uns, ihr Narren?«
    »Wenn ihr keine Nomans seid, seid ihr Verbrecher. Wir sind der Schützenverein Berlin, und wir haben die Erlaubnis, alles abzuknallen, was sich in den Ruinen bewegt.«
    Ein Schuß krachte, und die Kugel durchschlug diesmal unweit von David die morsche Wand. Es war ein Stahlmantelgeschoß. Staub und Splitter flogen in alle Richtungen.
    David wußte, daß auch normale Bürger, sogar Relax, sofern sie zur Kastengesellschaft gehörten, unter bestimmten Bedingungen altertümliche Schußwaffen erwerben konnten. Aber das äußerste, was sie besitzen durften, war eine halbautomatische Jagdbüchse mit nicht mehr als zwanzig Schuß im Magazin und mit einem Zielfernrohr mit nicht mehr als zwanzigfacher Vergrößerung. Diese Projektilgewehre, selbst wenn sie mit Sprenggeschossen geladen wurden, waren absolut wirkungslos gegen die Panzerung der Grauen Garden, aber sie waren tödlich für alles Ungepanzerte, wie Tiere oder auch Menschen, die nicht unter dem Schutz des Konzils standen. Und jetzt hatte sich offenbar eine gelangweilte Gesellschaft zusammengefunden, um eine ›Safari‹ auf Nomans zu starten. Denn Nomans konnte jeder töten, wenn er Lust hatte,

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