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Die Terranauten 008 - Stadt des Wahnsinns

Die Terranauten 008 - Stadt des Wahnsinns

Titel: Die Terranauten 008 - Stadt des Wahnsinns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Priest
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Schock. Die Brandverletzungen selbst waren in der Regel nicht tödlich, nicht bei dem jetzigen Stand der Medizin. Aber der Aufprallschock der Ladung eines schweren Energiestrahlers brachte das Herz sofort zum Stillstand. Nur wer eine stabile Panzerung trug wie die Grauen, von der die Energie abgeleitet wurde, hatte eine Chance. Bisher hatte David seinen Blaster nur gegen gepanzerte Elitesoldaten der Grauen Garden eingesetzt. Jetzt erlebte er zum ersten Mal die Wirkung dieser Waffe bei einem ungeschützten Menschen. Und David begriff, daß die Terranauten mit solchen Waffen niemals einen Krieg gegen das Konzil gewinnen würden. Alles, für das die Treiber kämpften, wäre sinnlos, wenn man es nur mit dem Einsatz solcher menschenverachtenden Tötungsinstrumente erreichen konnte. Wer mit einem Blaster kämpfte, wurde zu einer gnadenlosen Tötungsmaschine. Am liebsten hätte David die Energiewaffe fortgeworfen, aber die Angst, plötzlich schutzlos einer Horde verrückter Relax gegenüberzustehen, hielt ihn davon ab.
    Rollo betätigte den Anlasser, und summend begannen die kleinen Turbinen in dem Fünf-Mann-Transporter zu arbeiten. David saß auf der hinteren Bank und behielt die Ruine im Auge, in der sich der größte Teil der ›Jäger‹ aufhalten mußte. Dann machte das Fahrzeug einen Satz vorwärts, raste über den Platz und schlingerte durch eine trümmerübersäte Kurve.
    Rollo ging in einige scharfe Kurven. Er ließ das Luftkissenfahrzeug über hohe, scharfkantige Trümmer hüpfen, daß sie sich festhalten mußten, um nicht über die niedrige Seitenwandung hinausgeschleudert zu werden. Sie entfernten sich im Zick-Zack durch verschiedene halbwegs erhaltene Straßenzüge von der Kampfstätte. Einmal flogen sie geradezu über einen zwei Meter breiten, recht tiefen Spalt, der in der Straße gähnte, und schlitterten dann auf ihrem Luftkissen gute fünfzig Meter, bevor Rollo es wieder unter Kontrolle bringen konnte.
    Aber sie wurden nicht verfolgt. Offensichtlich hatte der Anblick von zwei Leichen dem ›Schützenverein‹ jegliche Lust auf eine Fortsetzung der Jagd genommen. David dachte an die beiden Männer, die er getötet hatte. Es war Notwehr gewesen, aber trotzdem …
    »Verdammt«, sagte er laut, »was ist das nur für ein elendes System, in dem Menschen andere Menschen umbringen dürfen, nur so zum Zeitvertreib! Jemand wird zum Noman gemacht, nur weil die Regeln eben so sind, und dann hat er keine Rechte mehr und jeder darf ihn abschießen, weil er gerade nichts anderes zu tun hat.« Er beugte sich vor und blickte die anderen an. »Und das schlimmste ist: Die Leute werden auch noch dazu erzogen!« Er blickte zurück, durch die rasend schnell zurückbleibenden toten Straßen. Ja, dachte er, wenn ich nicht sowieso gejagt würde, wäre das jetzt die Stunde, in der ich dem Konzil den Kampf ansagen würde …
    »Es waren dreckige Mörder«, sagte Narda verbissen, die sich an den Tod ihrer Eltern erinnert fühlte. »Wir hätten sie alle töten müssen!«
    »Sie haben im Grunde genommen sowenig Schuld wie wir. Sie kennen nichts anderes als die Gesetze, die ihnen von Geburt an eingehämmert werden, nichts anderes als die Ehrfurcht vor Manags, Summacums und Servis und den Haß auf Nomans, Graue Garden und uns, die Treiber. Tag und Nacht werden sie von ihren Fernsehbildwänden mit schwachsinnigen Programmen und Werbeslogans bombardiert, dazu ermuntert, ja geradezu gezwungen, ›Erkenntnispillen‹, und solches Zeug zu schlucken, und wenn jemand ausbrechen will aus dem System, dann machen sie ihn zum ›Verbrecher‹ und ›Volksfeinde‹.« David verstummte, als das kleine Fahrzeug mit heulenden Bremsdüsen stoppte, mit einem Rest von Fahrt an den Straßenrand rutschte und dort stehenblieb.
    »Da vorn liegt New Berlin«, sagte Rollo. Er deutete auf das weiße Dach eines modernen Hauses mit dem pilzförmigen Sonnenenergiekondensator, das zwischen grauen Ruinenwänden hindurchleuchtete wie ein Fetzen weißen Stoffs.
    Sie stiegen langsam aus, atmeten tief die Luft ein und warteten darauf, daß sich ihr hämmernder Herzschlag beruhigte. David zog ein altes Tuch aus der Tasche und wischte sorgfältig alles ab, was sie berührt hatten; die anderen blickten ihn an und begriffen: Wenn man das Fahrzeug fand und es untersucht wurde, sollte man wenigstens keine Fingerabdrücke finden. Den Blaster versteckte er unter der weiten, hellen Jacke.
    Er blickte nach oben, wo sich der Himmel verdüsterte, und trotz des wetterfesten Anzugs

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