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Die Terranauten 010 - Revolte auf Luna

Die Terranauten 010 - Revolte auf Luna

Titel: Die Terranauten 010 - Revolte auf Luna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Quint
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Gefühl.
    Mit leise zitternden Händen streifte sich die Graue den Raumanzug vom Körper, öffnete ihre Uniform und ließ die einteilige Montur achtlos zu Boden fallen.
    »Du hast mich sehr lange warten lassen«, sagte sie leise. »Viel zu lange.«
    Der Psyter knöpfte langsam sein Hemd auf. »Ich weiß«, erwiderte er heiser. »Aber es war nicht meine Schuld.«
    Und dann sprachen sie nicht mehr mit ihren Stimmen, sondern mit ihren Händen, ihren Lippen.
    Später dann, als sich die Graue erschöpft und zufrieden wieder angekleidet und sich von dem Psyter verabschiedet hatte, fragte sie sich, ob der Psyter sie wirklich verstehen konnte.
    Ahnte er, was er für sie bedeutete?
    Oder betrachtete er sie nur als glücklichen Zufall, als verliebte, arme Närrin, durch die er sich gewisse Vorteile verschaffen konnte?
    Evita Jaschini strich eine Haarlocke aus ihrem Gesicht.
    Nein, es war nicht der Sex, der ihn zu ihr trieb. In den Kerkern gab es genug Frauen, denen er mit Sicherheit ebenfalls gefiel.
    Verwirrt gestand sich die Graue ein, daß sie trotz allem viel zu wenig über den Psyter wußte, um ihn genau einschätzen zu können. Und trotz ihrer Vorsätze hatte sie ihn auch diesmal nicht zurechtgewiesen, ihn nicht gefragt, was er auf der Erde gewollt hatte …
    Ich muß verrückt sein! dachte sie mit plötzlichem Entsetzen über sich selbst. Nie mehr, schwor sie sich in diesem Augenblick, würde sie in diesen Raum zurückkehren.
    Aber gleichzeitig wußte sie, daß sie sich selbst belog.
     
    *
     
    Die Gemeinschaftshalle war ein großer, kahler Saal, der als einzigen Einrichtungsgegenstand eine stählerne Halbkugel aufwies.
    Ein runder Buckel, in dessen Wölbung Dutzende ziegelsteingroßer Öffnungen zu sehen waren, erhob sich in der Mitte des Saales.
    »Der Servomat«, erklärte Morgenstern leise. »Von dort erhalten wir unsere Rationen.«
    Der Riemenmann nickte geistesabwesend. Neugierig blickte er sich um.
    In der hohen, kahlen Halle hielten sich mindestens hundert Männer und Frauen auf; ein Blick in ihre blassen, leicht eingefallenen Gesichter bewies ihm, daß die Rationen in den Mondkerkern nicht sehr reichhaltig zu sein schienen. Die Häftlinge wiesen allesamt Zeichen der Unterernährung auf.
    Aber vielleicht war ihr desolater körperlicher Zustand auch auf die Auswirkungen der geringen Mondschwerkraft zurückzuführen. Viele waren vermutlich schon seit Jahren hier eingekerkert.
    Llewellyn stutzte, als ihm einige der Gesichter bekannt vorkamen. Gefangene aus den Toten Räumen!
    Ein Ruf ließ ihn herumfahren. Seine Augen weiteten sich.
    »Altamont O’Hale!« stieß er hervor. »Und Serge-Serge Suvez!«
    Die beiden Treiber, die bei dem mißglückten Ausbruchsversuch aus den Toten Räumen Berlins von den Grauen wieder eingefangen worden waren, eilten rufend auf den Riemenmann und David terGorden zu.
    Ernst drückte der Riemenmann O’Hales knochige Hand. »Ich habe mir schon gedacht, euch hier vorzufinden«, sagte er mit dröhnender Stimme. »Als wir auf Luna landeten, habe ich Scanner Cloud gesehen. Da konntet ihr ja nicht weit sein.«
    O’Hale lächelte breit. »Cloud ist ein sehr interessanter Mann«, erklärte der Treiber vage. »Serge und ich hatten sehr viel Zeit, um mit ihm über alles zu reden.«
    Er blickte David terGorden alias Ishmail Tout stirnrunzelnd an. »Wir kennen uns noch nicht, oder?«
    Ehe David antworten konnte, sagte Llewellyn hastig: »Das ist Tout. Ishmail Tout, Altamont.«
    Der hochgeschossene Treiber blinzelte verwirrt. »Aber …«
    Suvez versetzte ihm unauffällig einen Stoß. »Freut mich, dich kennenzulernen, Ishmail«, sagte er überschwenglich. »Zwar hätte ich mir eine nettere Umgebung gewünscht, aber nichts ist vollkommen, nicht wahr, Altamont?«
    O’Hale rieb sich über die Stirn.
    »Tout«, murmelte er. »Tja, es ist ein wenig überraschend …«
    Der Riemenmann registrierte Morgensterns unverhohlene Neugier.
    O’Hale und Suvez hatten den wirklichen Tout gekannt und ahnten noch nichts von seinem Tod. Ihre Verblüffung war nur zu verständlich.
    »Wo sind die Mädchen?« knurrte er Morgenstern an.
    Der kleine Mann entblößte die ebenmäßigen Zähne. »Keine Angst, wir haben sie noch nicht gebraten«, versetzte er spöttisch. »Dort vorne.«
    Llewellyn folgte Morgensterns ausgestrecktem Arm und erblickte Sirdina und Angila. Die beiden Treiberinnen saßen neben einem seltsamen, zerlumpten Mädchen, das mit geschlossenen Augen eine traurige, monotone Melodie vor sich

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