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Die Terranauten 010 - Revolte auf Luna

Die Terranauten 010 - Revolte auf Luna

Titel: Die Terranauten 010 - Revolte auf Luna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Quint
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hinsummte.
    Kälte legte sich auf seinen Rücken, als er das bleiche, müde Gesicht des Mädchens betrachtete. Es mußte sehr krank sein.
    Morgenstern schob sich an ihm vorbei und trat auf das Mädchen zu.
    »Leande?« flüsterte er.
    Angila schüttelte den Kopf. »Sie ist abgekapselt«, sagte sie. »Und allein schaffen wir beide es nicht.«
    »Ihre Freunde sind jetzt alle hier«, erwiderte Morgenstern. »Vielleicht, wenn Sie sich zusammenschließen …?«
    Angila zuckte die Achseln. »Vielleicht, aber ich habe so etwas noch nie bei einem anderen Menschen erlebt. Es ist furchtbar, in sie hineinzublicken.«
    »Arme Leande«, murmelte Morgenstern, und der Riemenmann war verwundert über die Zärtlichkeit, die in der Stimme des Kleinwüchsigen lag.
    Die Häftlinge starrten ihn und David forschend an.
    Der Treiber fühlte Nervosität. Es schien, als hätte man nur noch auf sie gewartet.
    Hoffnung war in den Augen der Männer und Frauen zu lesen – und Entschlossenheit. Eine Entschlossenheit, die nur durch den starken Willen zum Überleben entstehen konnte.
    Keiner der Mondhäftlinge hatte etwas zu verlieren.
    Aber was hatten sie vor?
    Es war unmöglich zu fliehen. Selbst wenn sie trotz der Kameras die Kerker verlassen und in die Räume der Garden eindringen konnten, so hatten sie dann noch immer nichts gewonnen. Sie tauschten nur Mauern gegen die tödlichen Blitze der Laser ein. Und außerhalb der Station gab es nur die eisige, luftlose Mondnacht. Auf Luna konnte man nirgendwohin fliehen.
    Der Riemenmann räusperte sich und sah zu Morgenstern, der sich zu einem kräftigen, narbigen Mann gesellt hatte, auf dessen Schädel lediglich ein tonsurartiges Büschel schwarzer Haare wuchs; vermutlich Teschnapur, die rechte Hand des rätselhaften Psyters.
    »Was geht hier vor, Morgenstern?« fragte er grimmiger als beabsichtigt, aber das Schweigen, das ihm entgegenschlug, hatte ein Gefühl der Bedrohung entstehen lassen.
    Leande summte traurig.
    »Nichts, Llewellyn«, entgegnete Morgenstern beruhigend. »Wir warten.«
    »Auf wen?«
    Der kleine Mann blickte ihn spöttisch an. »Auf den Psyter. Und auf die nächsten Rationen.«
    Llewellyn 709 murmelte etwas Unverständliches. »Wenn mir nicht bald jemand verrät, wer dieser verdammte Psyter nun ist, dann …«
    In seinem Rücken erklangen die Geräusche einer sich langsam öffnenden Tür.
    »Ich bin der Psyter«, sagte jemand laut.
    Und während sich der Riemenmann langsam drehte und den breitbeinig dastehenden Mann prüfend ansah, fragte er sich, warum er nicht gleich darauf gekommen war, daß nur Scanner Cloud der Psyter sein konnte. Cloud hob grüßend eine Hand.
     
    *
     
    Ein schmerzhaft lauter, alles durchdringender Gongschlag ließ Llewellyn 709 zusammenfahren.
    Das Geräusch schien aus der Halbkugel zu dringen, die Morgenstern als Servomat bezeichnet hatte. Die kastenförmigen Löcher in der metallenen Wölbung begannen sanft zu leuchten.
    Unruhe ergriff die Häftlinge, die bislang schweigend und abwartend an den Wänden gestanden oder in kleinen Gruppen auf dem Boden gesessen hatten.
    Scanner Cloud kam mit festen, gelassenen Schritten näher und blieb knapp vor dem Riemenmann stehen. Einen langen Augenblick starrten der Psyter und der Treiber einander wortlos an.
    Cloud lächelte. »Alles wird sich klären«, raunte er schließlich mit einem vielsagenden Blick zu den winzigen Kameras; sechs Exemplare der nur fliegengroßen Sensoren Big Brothers, des lunaren Zentralcomputers, befanden sich in der Gemeinschaftshalle.
    Llewellyn akzeptierte und stellte keine Fragen.
    Offenbar wartete Cloud auf einen günstigen Moment. Aber wie wollte er sichergehen, daß sie unbeobachtet waren, daß der Computer nicht mit einem seiner Myriaden Ohren lauschte, wenn er das Geheimnis der Mondkerker aufdeckte?
    Der Psyter drehte sich den Häftlingen zu und gab Morgenstern und Teschnapur einen verstohlenen Wink.
    »Ihr wißt, was ihr zu tun habt«, rief Cloud doppeldeutig. »Wir haben eine Reihe neuer Schicksalsgefährten bekommen. Zeigt ihnen, welche Regeln in den Mondkerkern gelten. Sie sind noch unwissend und benötigen Anleitung.«
    Bewegung kam in die Männer und Frauen.
    Stirnrunzelnd verfolgten Llewellyn und David terGorden, daß die Häftlinge aus den Toten Räumen voneinander getrennt und behutsam in die Menschenschlange integriert wurden, die sich vor dem Servomaten bildete.
    Verzweifelt machte er einen erneuten Versuch, psionisch mehr zu erfahren, aber fast alle der Luna-Gefangenen

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