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Die Terranauten 013 - Der Fremde

Die Terranauten 013 - Der Fremde

Titel: Die Terranauten 013 - Der Fremde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erno Fischer
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Schiffsmaschinen keine Symbiose einzugehen. Der Raumer wurde von der Automatik gesteuert.
    Der Genessaner bettete Karel Krystan auf eine Liege und wartete. Er wollte den Treiber nicht wecken. Krystan brauchte den Schlaf zur Regenerierung.
    Es dauerte über eine Stunde, bis Karel Krystan die Augen aufschlug. Das Schiff befand sich im Orbit um Syrta, in Sichtkontakt zu den fliegenden Festungen der Grauen Garden. Doch der auf die Geräte der Garde eingestellte Ortungsschutz verhinderte jede Entdeckung.
    Gut, daß Queen Ann nicht wußte, wie nahe sich die Lösung ihres persönlichen Problems befand.
    Cantos nahm keine Notiz davon, daß inzwischen ein Raumer weniger Syrta bewachte.
     
    *
     
    Verständnislos blickte sich Karel Krystan um, als er aufwachte. Die Umgebung war fremdartig. Sein erster Eindruck: ineinanderfließende Farben ohne Konturen. Ein Raum?
    Krystan fühlte sich verloren und deplaziert. Sein Blick blieb an Cantos hängen. Das einzige Auge des Genessaners war auf ihn gerichtet. Karel glaubte, eine Frage darin zu lesen.
    Und auch der Treiber hatte eine Menge Fragen auf der Zunge.
    Ruckartig richtete er sich auf. Wo hatte ihn der Genessaner hingebracht? An Bord seines Schiffes? Alles deutete darauf hin. Und wo lag das Ziel ihrer Reise?
    Cantos hatte von den Menschen schon etwas gelernt. Er beherrschte einen Teil der Gestik. Mit ausgestrecktem Arm deutete er vor Karel Krystan.
    Eine Wand. Die Farben gerieten in Bewegung, vermischten sich, ließen ein Bild entstehen.
    Der Weltraum. Raumschiffe. Die Grauen Garden!
    Irgendwie stimmten die Perspektiven nicht. Die Schiffe standen sich zu nahe. Während das Bild ihre wahre Größe gut wiedergab, war Syrta eine zu kleine Kugel.
    Nur ein Symbol! begriff Karel Krystan. Cantos wollte ihm zeigen, wo sie sich aufhielten.
    Im Orbit um Syrta! Das beruhigte den Treiber.
    »Hoffentlich entdeckt man uns nicht!« knurrte er.
    Cantos ließ den Arm sinken. Er bedeutete Karel Krystan, sich wieder auf die Liege zu strecken.
    Der Treiber tat es. Was würde mit ihm geschehen? Welchen Grund hatte Cantos, ihn hierher zu entführen?
    Der Genessaner beugte sich über ihn, überzeugte sich davon, daß sein Besucher keine Furcht mehr hatte. Dann legte auch er sich auf eine Liege, die Karel erst jetzt entdeckte.
    Als würde alles aus dem Nichts entstehen, was man gerade braucht! dachte er bestürzt. Welche unbegreifliche Technik steckt dahinter? Wie weit sind uns die Genessaner überlegen? Und dann schicken sie einen einzigen Boten? Wozu? Um Kontakt aufzunehmen? Aber warum ausgerechnet mit einer Handvoll Siedlerrebellen?
    Die Haltung von Cantos entspannte sich. Karel Krystan beobachtete ihn. Irgend etwas wurde anders. Krystan konnte es nicht erfassen, fühlte es jedoch. Die gesamte Umgebung wurde von geheimnisvollem Leben erfüllt. Das Bild vom Weltraum verschwand, machte wieder den zerfließenden Farben Platz. Alles suggerierte Bewegung, verstreichende Zeit, Werden und Vergehen. Kaum bildeten sich Formen, da verschwanden sie wieder, um neuen Formen zu weichen.
    Karel Krystan betrachtete das Spiel fasziniert und merkte nicht, wie es ihn beeinflußte, wie es seinen Geist entführte ins Nirgendwo. Dort, an einem imaginären Ort, fernab der Wirklichkeit, in der neutralen Umgebung des Nichts, fand die Begegnung mit dem statt, was die Fremdartigkeit von Cantos ausmachte.
    Karel Krystan war ohne Vorurteile und gelassen.
    Er wußte mehr unterbewußt: Jetzt gibt es eine Chance zu einer wirklichen Verständigung.
     
    *
     
    Sekunden tropften dahin wie Ewigkeiten, wurden zu zähen Minuten und endlosen Stunden.
    Ein Tag verging, zwei Tage.
    Cantos war eins mit dem Schiff und das Schiff war eins mit ihm und stellte seine gesamten Kapazitäten, all das enorme Wissen um fremde Rassen, um Geheimnisse des Universums zur Verfügung.
    Der Genessaner hatte sich nicht verrechnet. In der selbstgeschaffenen seelischen Sphäre, im Nirgendwo, gab es keine Vorurteile, keine Hemmungen, keine Irrtümer.
    Cantos fand Verständnis für ein ihm völlig fremdes Wesen, mit all seinen abweichenden Vorstellungen, Träumen, Wünschen, Interpretationen einer Wirklichkeit, die er wie fast alle intelligenten Wesen des Universums nur verzerrt wahrnahm.
    Doch dann mußte es Cantos aufgeben. Er spürte, wie der Geist des Treibers mehr und mehr entrückte. Krystan schwebte in der Gefahr, niemals wieder in die Realität zurückzufinden. Wahnsinn wäre die Folge. Das Spiel mit den Wirklichkeiten, für einen Genessaner wie Cantos

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