Die Terranauten 013 - Der Fremde
zu Boden. Endlich gelang es, den grauen Treiber zu bändigen.
»Genug!« sagte die Stimme in Arliss’ Innerem freundlich. Ohne Übergang fiel er in tiefen Schlaf.
Die vier Bewacher trauten dem Frieden nicht. Sie hielten ihn nach wie vor fest.
*
Manag Schnayder wurde als erster informiert. Per Videophon unterrichtete ihn ein Hauptmann der Grauen über den Zwischenfall in einem der Treiber-Internierungslager.
»Der Alarm wurde vor 25 Minuten ausgelöst. Wir vermuten, daß die Rebellen dahinterstecken, obwohl uns einer der Angegriffenen erklärte, daß er die gefangenen Treiber in Verdacht habe. Inzwischen ist die Verbindung unterbrochen. Wir schicken einen schnellen Aufklärer.«
Schnayder wußte, was der Einsatz eines schnellen Aufklärers bedeutete. Das Lager wurde dem Erdboden gleichgemacht, wenn sich die Situation nicht rasch klärte.
Der Graue unterbrach die Verbindung und ließ Schnayder mit seinen Gedanken allein.
»Wie kann Aldo Fahn nur so wahnsinnig sein!« murmelte der Kaiser-Manag kopfschüttelnd. »Die Aktion bringt ihm absolut nichts ein. Fünf Minuten bleiben ihm, dann haben ihn die Grauen aufgebracht.«
Seine Finger trommelten ein nervöses Stakkato auf das Instrumentenpult. Er hätte einiges darum gegeben, jetzt da draußen sein zu können. Obwohl er sonst Ruhe und Beschaulichkeit vorzog.
Der Gedanke, daß der Fremde dahinter steckte, lag nahe. Schnayder überlegte, ob er diesen Verdacht den Grauen mitteilen sollte, unterließ es dann aber. Sie würden von selbst darauf kommen.
Schnayder lief unruhig in seinem Büro auf und ab.
Das Videophon summte. So schnell es seine Körperfülle zuließ, lief er hin und meldete sich.
Es war kein Grauer, ja, es war überhaupt kein ihm bekanntes Gesicht, das auf dem Schirm auftauchte.
*
Roter Hedger nannten sie ihn. Sein Haar wirkte wie Feuer, das von seinem Kopf aufzüngelte, stets ungebändigt, wie elektrisch geladen. Darunter blitzten stets wache, hellblaue Augen.
Es geschah völlig überraschend. Hedger bekam telepathischen Kontakt mit einem Außerirdischen!
Er wunderte sich keinen Augenblick. Dafür blieb keine Zeit.
Ein einziger Gedanke des Fremden genügte, ihn auf seine Seite zu bringen:
»Ich befreie euch!«
Hedger haßte die Grauen voller Inbrunst. Er fühlte sich ungerecht behandelt. Außerdem hatte er diese seiner Meinung nach seelenlosen Diener der Konzernmächte noch nie akzeptiert. Nicht umsonst war er an der Superloge beteiligt gewesen.
Und jetzt dieses Angebot!
Unter solchen Umständen hätte er selbst den Teufel persönlich als seinen Freund begrüßt!
Der Kontakt kam auch mit den anderen vier zustande. Sie wurden Zeuge von dem, was um Tony Arliss geschah, blickten durch dessen Augen.
Und da war noch ein Treiber, den sie alle kannten: Karel Krystan, der einzige, dem die Flucht vor den grauen Häschern gelang!
Ihre gemeinsame geistige Macht konzentrierte sich auf die Gehirne der Grauen. Es gelang ihnen nicht, sie unter ihren Willen zu zwingen. Der operative Gehirneingriff verhinderte es. Doch übermittelten sie ihnen Trugbilder.
Ehe sich die Grauen dagegen erfolgreich zur Wehr setzen konnten, drehten zwei von ihnen durch und begannen wild um sich zu feuern. Dabei ging die Funkanlage zu Bruch.
Die gefangenen Treiber schlugen mit den geballten Händen gegen die hermetisch verriegelten Türen ihrer Baracken. Nein, sie würden es nicht schaffen.
Wieder ihre Bemühungen, gegen die Grauen anzugehen. Der Außerirdische setzte ungeheure Energien frei, die ihre Wirkung nicht verfehlten.
Von den fünf Baracken flogen Funken hoch, prasselten auf das Lager herab. Eine schwarze Wolke hing plötzlich über allem, aus der sich krachend Blitze entluden.
Jetzt warteten die Grauen nicht mehr länger. Sie schossen auf die Baracken, bis sie in Flammen aufgingen. Sie schossen, weil sie die Treiber töten wollten. Eine andere Möglichkeit sahen sie nicht mehr, dem entstandenen Chaos zu entrinnen.
Genau das war die Absicht von Cantos gewesen.
Er entließ die Gefangenen aus der geistigen Vereinigung.
Hedger kam zu sich und blickte sich gehetzt um.
Ein Stuhl. Er packte ihn mit beiden Händen und hieb ihn gegen die Wand, die sich in ein Flammenmeer verwandelte. Krachend bildete sich ein Loch. Hedger sprang hindurch. Sekundenbruchteile befürchtete er, ein Opfer der Hitze zu werden, aber dann hatte er es überstanden. Den anderen Treibern gelang ebenfalls die Flucht aus ihren Häusern.
Zur Flucht aus dem Lager reichte es
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