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Die Terranauten 016 - Gestrandet auf Rorqual

Die Terranauten 016 - Gestrandet auf Rorqual

Titel: Die Terranauten 016 - Gestrandet auf Rorqual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conrad C. Steiner
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eines in einen Harnisch gekleideten Schergen wahr. Der Mann schien entweder genauso überrascht zu sein wie er oder er hatte geschlafen. Seine Augen zeigten jedenfalls, daß er übermüdet und sein Blick verschleiert war.
    Das war Davids Glück. Bevor der Mann ihn erkannte und ein Signal geben konnte, traf ein harter Faustschlag seine Kinnspitze und ließ ihn wanken. David setzte sofort nach. Der nächste Hieb traf den Mann gegen die Schläfe. Er fiel nach vorn, sein Körper klappte wie ein Taschenmesser zusammen und sein Magen machte eine unheilvolle Bekanntschaft mit Davids rechtem Knie. Er fing den Wächter auf, um jeden Lärm zu vermeiden, zog ihn in eine Nische und fesselte ihn mit seinem Gürtel. David nahm dem Bewußtlosen das Schwert ab, wog es prüfend in der Hand und entschied sich, es zu behalten. Um zu verhindern, daß der Mann Alarm schlagen konnte, riß er dessen Fischlederhemd in Streifen und knebelte ihn. Er war kaum mit der Arbeit fertig, als er in unmittelbarer Nähe die Schritte schwerer Stiefel vernahm. Jemand öffnete und schloß eine Tür, dann war wieder Stille.
    David atmete auf.
    Die Privaträume der Familie O’Broin lagen im vierten, die Festsäle, Küchen und Lagerräume im dritten Stock. Das Hauspersonal mußte, wenn es seine Arbeitsplätze schnell erreichen wollte, demgemäß in der zweiten Etage untergebracht sein; ebenso die Leibwächter Padraigs.
    Blieb also der erste Stock. David durchquerte den Korridor, nahm die Dienstbotentreppe und preßte sich an der Wand entlang nach oben. Auch hier brannten in regelmäßigen Abständen Fackeln, die in an der Wand befestigten, eisernen Ringen steckten. Lautes Gelächter drang aus den oberen Stockwerken zu ihm hinunter, dann begannen hölzerne Musikinstrumente zu spielen. An den Anfeuerungsrufen der offensichtlich bereits stark angetrunkenen Gästen erkannte David, daß im Festsaal offenbar Nackttänze aufgeführt wurden. Hoffentlich lenkte das O’Broin und Debussy für eine Weile ab.
    Ein blasses Hausmädchen ging mit einer großen, irdenen Schüssel an ihm vorbei und würdigte ihn keines Blickes. David steckte das Schwert in seinen Gürtel und sah sich um. Die Wände in diesem Bezirk des Hauptgebäudes waren roh und unverziert, fast kahl. Mehrere Türen zweigten von dem Gang, in dem er sich gerade befand, ab. Die Zeit drängte. Was sollte er tun? Aufs Geratewohl in irgendeinen Raum hineinstürmen und denjenigen, den er dort antraf, zur Aussage zwingen? Wenn er dabei auf ein Wachlokal stieß, konnte ihn das seinen Kopf kosten.
    Schlüsselgeklirr ließ ihn nach einer Deckung suchen. David war kaum in den Schatten einer Nische getaucht, als er zwei Krieger aus einem Quergang kommen sah, die völlig unvorschriftsmäßig gekleidet waren. Sie trugen weder Harnisch noch Stiefel und schienen angetrunken zu sein. Einer von ihnen schleppte zwei Tonkrüge mit sich, während der andere – ein schwitzender, dicklicher Bursche mit wirrem Haar – mit einem Schlüsselbund herumspielte. Offenbar hatte Padraig O’Broin zur Feier – was feierte er eigentlich? – so ausgiebig des Tages auch an seine Soldaten Alkohol ausgehen lassen.
    Aber es dauerte keine zehn Sekunden, als David auch schon eines Besseren belehrt wurde. Die Tonkrüge, die einer der Männer trug, enthielten keinen Wein, sondern Nahrung für die Gefangenen, denn kurz darauf öffnete der Schlüsselträger eine der Türen und sagte mit lauter Stimme: »Da habt ihr was! Ihr sollt ja auch nicht leben wie der letzte Dreck!«
    Im Inneren des Raumes, in den David nun hineinsehen konnte, wurde der Schopf Zandra van Heissigs sichtbar. Nun galt es zu reagieren.
    David holte tief Luft und stürmte vor. Er traf den Schlüsselträger mit einem Handkantenschlag im Genick und der Mann fiel ohne einen Laut um. Zandra, die erschreckt die Augen aufriß und »David!« stammelte, erfaßte die Situation sofort und schüttete dem zweiten Mann den Inhalt des Tonkruges ins Gesicht. Der Mann war zu betrunken, um den Schmerz zu spüren, den die heiße Suppe in seinem Gesicht erzeugte. Er riß die Hände vors Gesicht und versuchte die Balance zu halten, aber im gleichen Augenblick trat Claude Farrell, der mit dem Rücken zur Wand auf einer schmalen Pritsche saß, ihm die Beine unter dem Körper weg.
    »Raus!« zischte David. »Schnell!« Farrell und Zandra nahmen die Waffen der beiden Wächter an sich und folgten ihm, nachdem sie die Tür ihres Verließes wieder verschlossen hatten. Auf dem Korridor begegnete ihnen das

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