Die Terranauten 020 - Komet der Vernichtung
Die Treiber, die er um sich geschart hat, werden freiwillig ihre Erinnerungen zur Verfügung stellen, wenn sie ein reines Gewissen haben. Wir können sie also telepathisch überprüfen. Ich weiß, daß solches in euren Kreisen verpönt ist, aber dies hier ist ein Ausnahmefall. Ich bin mir durchaus bewußt, Desailly, daß du Angst um unseren Stützpunkt hast. Valdec vermutet uns überall, nur nicht hier. Es ist der einzige Ort im gesamten Sonnensystem, wo Treiber und Terranauten sicher sind! Und dieser Stützpunkt, diese Fluchtbastion soll nicht auf leichtsinnige Art und Weise verlorengehen. Nun, Cantos hat trotz allem davon erfahren und kommt zu uns. Wir werden wahrscheinlich bald mehr über seine wahre Gesinnung wissen!«
»Dein Wort in das Ohr des Allmächtigen!« knurrte Desailly.
Leocadia stand auf und ging zu den anderen, um ihren Entschluß zu verkünden. Über den Vorschlag von Moes brauchten sie nicht abzustimmen. Alle waren froh, daß er eine Zwischenlösung gefunden hatte.
Leocadia blickte Desailly nach. Die Gedanken, die er dabei hegte, behielt er bei sich. Es war besser so. Er hielt seine Kameraden nämlich allesamt für Narren. Konkreter: Für ihn war der Stützpunkt sowieso verloren. Er fand, daß seine Kameraden zu Opfern der Valdecschen Propaganda geworden waren – ohne daß es ihnen bewußt wurde. Wahrscheinlich hofften sie, mit dem Leben davonzukommen. Desailly war da ganz anderer Meinung. Für ihn war das Sonnensystem mit Erde und allen anderen Planeten zum Tode verurteilt.
Vielleicht würde die Katastrophe sogar auf die benachbarten Sonnensysteme übergreifen und die Ordnung in der ganzen Galaxis nachhaltig stören?
Desailly spürte eine Gänsehaut, als er daran dachte.
Wenn es eintraf, dann würde kein Mensch mit dem Leben davonkommen! Die Menschheit würde ausgerottet werden.
Durch Kaiser-Kraft und nicht durch die Genessaner! Auch davon war Grabowski überzeugt.
»Alle sind bereit – und einverstanden!«
Nur Desailly war nicht zufrieden. Grimmig blickte er zur optischen Erfassung hinüber. Der Bildschirm war leer. Das Ringo mit Cantos an Bord war nicht zu sehen. Es war unsichtbar. Auch die Ortung sprach nicht an. Trotzdem spürten sie, daß es kurz vor der Landung stand.
Desailly stand auf. Jeder mußte auf seinen Posten gehen.
*
Queen Quendolain blickte erschüttert auf ihre Besatzung – oder auf das, was von ihnen übriggeblieben war. Lauder und die Grauen hatten sie allein gelassen.
Sie trat neben die Liege von Centurio Claudette.
Claudette lag auf dem Rücken. Ihre Augen waren geschlossen. Die Queen schickte einen Gedankenimpuls.
Das Gehirn von Claudette war leer!
Sie versuchte ihr Glück auch bei den anderen.
Das gleiche Ergebnis!
Queen Quendolain hockte sich auf ihre eigene Liege. Sie war nahe daran, ihren Optimismus wieder zu verlieren.
Nur ein einziger Gedanke hielt sie noch aufrecht: Es mußte noch mehr Treiber hier geben. Von Summacum Lauder wußte sie, wo sie sich befand: In den Kerkern von Luna! Zumindest gehörten die geheimen Labors dazu. Hier wurden Operationen an Treibern vorgenommen, um ihnen ihre Fähigkeiten zu rauben. Viele Operationen waren bereits erfolgreich durchgeführt worden. Manche Treiber wurden dabei zu seelischen Krüppeln.
Auch auf der Erde wurde von den Treibern gearbeitet.
Offiziell wurde verbreitet, daß man dadurch den Treibern eine neue Chance geben wollte, zu normalen Menschen zu werden. Sie bekamen andere Persönlichkeiten. Niemand würde in ihnen ehemalige Treiber erkennen, und sie würden in die Gemeinschaft integriert werden.
Das galt als human! Die Menschen, von jeher mißtrauisch gegenüber den Fähigkeiten der Treiber, die niemand verstehen konnte, klatschten Beifall. Valdec hatte damit wieder mal bewiesen, daß er die Psyche der Masse richtig einzuschätzen wußte. Er war der mächtigste Mann, den es jemals gegeben hatte, und die Masse hatte nichts dagegen. Sie jubelte ihm zu.
Alle waren der Meinung, daß er nicht nur der Mächtigste, sondern auch der Fähigste war!
Das alte Führersymbol, fest im Menschen verankert, erhielt hier wieder einmal Geltung! Die Menschheit war zur Kritik unfähig.
Niemand durfte es wagen, Valdecs Macht anzutasten. Was er tat und was er befohl, war richtig!
Queen Quendolain mußte daran denken, als sie sich auf die Liege streckte. Es war noch gar nicht so lange her, da wäre sie selbst für Max von Valdec in den Tod gegangen – mitsamt ihrer Besatzung. Und jetzt hatte sie etwas vor, was
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