Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Terranauten 027 - Der Transmitter-Baum

Die Terranauten 027 - Der Transmitter-Baum

Titel: Die Terranauten 027 - Der Transmitter-Baum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Roland
Vom Netzwerk:
stolzen Rüden bis zur Weißglut. Der ganztägige Streifzug hatte ihn so gut wie gar nicht ermüdet, und sein Charakter machte ihn gegen jede Herausforderung unduldsam. Er kannte keine Nachgiebigkeit; seine vierzig Kilo rotbraune Muskelwucht pflegten jeden Wegelagerer zu rammen, und im nächsten Moment schlug er seine furchtbaren Fänge in den Feind. Das Knurren schwoll in seinem Rachen an, und von der Seite sah der Schmale Tortor Nanuks Lefzen aufwärts zucken; sein Gebiß bleckte. »Auge Gottes!« Seine unterdrückte Anrufung der Sonne hallte unerwartet laut wider, und obendrein herrschte stockfinstere Nacht. Noch immer fühlte er sich zusammen mit Nanuk und dem Donnerkeil einer Auseinandersetzung gewachsen, aber die Munition war knapp, und man hatte ihn mit der Ehre ausgezeichnet, ihm die Waffe anzuvertrauen, damit er die Bürgerschaft als Ganzes beschütze, nicht jedoch, damit er die Explosivgeschosse durch leichtsinnig herbeigeführte Scharmützel vergeudete. »Sitz, Nanuk«, flüsterte der Schmale Tortor erneut, während er fieberhaft überlegte, wie er sich jetzt aus dieser gefahrvollen Lage winden könne. Der Hund, auf seine vier Hinterläufe gekauert, wandte den Schädel und sah ihn mit beinahe vorwurfsvollem Blick an.
    In diesem Moment stand Nanuk blitzartig auf und tat mit der Geschmeidigkeit, die man einer Katze, aber nicht diesem bulligen Hund zugetraut hätte, ein paar Schritte weit in die Richtung, woher sie gekommen waren; von neuem richteten seine Ohren sich steil auf. Der Schmale Tortor begriff, was das hieß; er biß seine schiefen Zähne aufeinander. Die Verfolger hatten sie eingeholt. Wieder einmal war er zu saumselig gewesen. Nun war er zu einer schnellen Entscheidung gezwungen. Wie kam es nur, daß er immer bei allem zu spät dran war?! Wenn das so weiterging, würde man ihm vielleicht die Auszeichnung wegnehmen, den Donnerkeil tragen zu dürfen. Falls er den Fehler, der ihm jetzt wieder unterlaufen war, überhaupt lebend überstand.
    Sie mußten sich nach einer Seite durchschlagen, um nicht in die Zange zu geraten. Der Schmale Tortor entschied sich für den Durchbruch nach vorn. Er legte den Sicherheitshebel des Donnerkeils um. Als das kaum hörbare Klicken entstand, fuhr Nanuks von dichtem Bakkenbart gerahmter Schädel herum. »Komm, Nanuk«, flüsterte der Schmale Tortor. Ich hätte auf Zella hören sollen, dachte er verbittert. Sie hatte recht. Ihre Gesichte trügen nicht. »Nach Hause, Nanuk. Kämpf.« Nanuk reagierte mit einem kurzem Brummlaut und vollführte auf seinen sechs Beinen eine erstaunlich flinke Kehrtwendung.
    Leise Surr- und Schleifgeräusche ertönten. Ihre drei Verfolger verließen das Schwarz einer Mauerbresche. So schnell waren sie auf ihren Rädern, so schnell, und er war wieder einmal zu langsam gewesen, zu langsam, zu spät, zu spät! Über den Radfüßen der drei metallenen Verfolger klappten die Greifscheren auf, mit denen sie die Beine ihrer Opfer packten. Unterhalb ihrer rechteckigen roten Augen fuhren die nahezu armlangen giftigen Nadeln aus, mit welchen sie die so unentrinnbar ergriffenen Opfer binnen eines Augenblicks töteten. Die drei Metallungeheuer rollten weitauseinandergezogen herüber, um den Schmalen Tortor und Nanuk zu umfassen.
    Drei waren zuviel. Ein Geschoß mußte draufgehen. Der Schmale Tortor riß die schwere Waffe an die Schulter. Mit einem dumpfen Rumms zuckte eine Stichflamme aus dem dicken Lauf der Waffe.
    Der scheußliche Kopf des ganz rechts befindlichen Gegners zerbarst in diamantweißem Licht. Mit einem Klirren kippte der enthauptete Rumpf um; die Maschinerie in seinem Innern summte einen Moment lang mit insektenhafter Betriebsamkeit und widerlich schrill, dann verklang das Geräusch mit einem Schnurren wie von einem abgelaufenen Schwungrad.
    Nanuk bedurfte keiner weiteren Worte. Er fegte dem Feind an der äußersten linken Seite entgegen wie eine feurige Lawine. Es sah aus, als müsse er sich selber auf die tödliche Nadel seines Metallhund-Rivalen spießen. Doch was jener ihm an Giftigkeit voraus hatte, das glich Nanuk durch Behendigkeit aus. Im Vergleich mit ihm war der Metallhund ein steifgliedriges, lahmes Ding. Die Nadel stach ins Leere. In der nächsten Sekunde schlossen sich Nanuks Kiefer um den biegsamen Hals des Monsters, und unter Geknirsche und Geschepper flogen und rollten metallene Ringglieder aufs Straßenpflaster, während der Metallene zu zappeln und bösartig zu schnarren anfing wie ein angeheftetes Insekt. Nanuk

Weitere Kostenlose Bücher