Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Terranauten 027 - Der Transmitter-Baum

Die Terranauten 027 - Der Transmitter-Baum

Titel: Die Terranauten 027 - Der Transmitter-Baum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Roland
Vom Netzwerk:
Anhieb rührte sie sich nicht mehr.
    Als der Schmale Tortor sich eilig umwandte, sah er Nanuk gerade dem letzten Metallhund den Garaus machen. Er hastete zur Ecke der Ruine an der rechten Straßenseite und spähte hinüber zum Parkhaus.
    Es dauerte ein Weilchen, bis seine Augen die Dunkelheit zu durchdringen vermochten. Die Gestalt, die sich aus dem Schwarz des trostlosen Bauwerks löste, war ganz in Grau gekleidet und daher schwer zu erkennen. Dennoch kam sie ohne Zögern herüber zur Ecke, wo der Schmale Tortor stand. Der Lauf einer Waffe blinkte im Sternenlicht auf. Argwöhnisch hob der Schmale Tortor den Donnerkeil in Hüfthöhe.
    Nanuk trottete von einem zerstörten Metallhund zum anderen und schnupperte daran. Irgendwie verdroß es ihn anscheinend, daß er nicht mehr von ihnen hatte zur Strecke bringen können. Dann richtete er seine Aufmerksamkeit auf den Fremden. Er witterte ausgiebig, zeigte jedoch keine Anzeichen von Abneigung oder Mißtrauen. Der Schmale Tortor fühlte sich dadurch ganz erheblich beruhigt. Auf Nanuk war Verlaß.
    Wenige Meter vor der Ecke der geschwärzten Ruine – zugleich die Straßenecke – blieb der Fremdling stehen und hob eine flache Hand empor. Die Mündung seines Gewehrs wies bodenwärts. Bedächtig erwiderte der Schmale Tortor die unmißverständliche Geste. Der Graugekleidete war ein kleinwüchsiger, schwarzhaariger Mann mit krummer Nase und anscheinend gewohnheitsmäßig leicht zugespitzten Lippen, wodurch er aussah wie ein schlauer Vogel. Aber er war weder in irgendeiner Weise körperlich beeinträchtigt noch überhaupt ein Mitglied der Bürgerschaft. Er unterschied sich von ihr sogar durch die augenfällige Ebenmäßigkeit seines Körperbaus. Trotz seines kleinen Wuchses besaß er eine proportionierte Erscheinung. Seine Kleidung war schlicht, aber sauber und unbeschädigt, praktisch wie neu. Der Schmale Tortor spürte, daß es sich nicht um einen Nachkommen der Überlebenden des Wahnsinns der Ahnen handeln konnte.
    »Sei mir gegrüßt, wie man hier auch grüßen mag«, sagte der Graugekleidete mit einer für die Begriffe des Schmalen Tortors sehr glattzüngigen Aussprache, die eine starke Neigung dazu aufwies, Silben zu verschlucken. »Man ruft mich Hege Krotzer, und ich bin Wissenschaftler der Grauen Garden. Das heißt, mit der Einschränkung, daß ich zwar noch Wissenschaftler bin, denn das kann mir keiner nehmen, aber als Grauer kann ich wohl nicht mehr gelten.« Er stieß ein rauhes Auflachen aus.
    Der Schmale Tortor musterte ihn von oben bis unten. »Weshalb nicht? Deine Kleidung ist grau. Möchtest du nicht, daß ich dich ›Grauer‹ nenne?«
    »Das ist kein Name. Ich heiße Krotzer. Du verstehst davon viel zu wenig. Ich …«
    »Dann werde ich dich ›Kleiner Krotzer‹ nennen. Das klingt sehr einprägsam. Wir brauchen einprägsame Namen. Viele von der Bürgerschaft haben einen kranken Kopf und ein schlechtes Gedächtnis.«
    Erneut lachte Krotzer heiser auf. »Das hört sich an, als könne man sich damit am Hinterteil schaben. Aber von mir aus. Komm mit, du unglücklicher Witzbold.« Der Schmale Tortor verspürte das Bedürfnis, sich schnellstens ins Kaufhaus und in Sicherheit zu begeben, um die Bürgerschaft davon zu unterrichten, daß doch noch einmal alles gutgegangen war. Zunächst mußte er aber herausfinden, was es mit diesem Graugekleideten auf sich hatte, der nicht mehr ›Grauer‹ genannt zu werden wünschte. Der Kleine Krotzer schlug die Richtung zum alten Parkhaus ein. »Hast du auch einen ›einprägsamen‹ Namen?« wollte er wissen, als sich der schmale Tortor ihm anschloß, gefolgt von Nanuk.
    »Mich nennt man den Schmalen Tortor. Du siehst ja, wie schmal ich bin.« Er sah den Kleinen Krotzer an, den er um gut drei Köpfe überragte. »Wie kommt es überhaupt, daß du mitten in finsterer Nacht so ausgezeichnet sehen kannst? So was kenne ich sonst nur vom Feind und Nanuk.«
    »Feind?« Der Kleine Krotzer wandte den Kopf. »Du meinst wohl die Spürhunde? Das sind keine Feinde. Ein Feind, das ist jemand, der dich haßt. Aber die Spürhunde sind geistlose Roboter. Es lohnt sich nicht, an sie nur einen Gedanken zu verschwenden. Haben sie schon viele von euch getötet?« Den letzten Satz fragte der Kleine Krotzer mit gepreßter Stimme.
    »Zwölf oder fünfzehn, glaube ich. Ich weiß es nicht genau. Mit Zahlen über zehn habe ich ein bißchen Mühe.«
    »So wenig?!« Der Kleine Krotzer wirkte aufrichtig erstaunt. »Eine ganze Serie dieser Maschinen ist

Weitere Kostenlose Bücher