Die Terranauten 027 - Der Transmitter-Baum
wichen eilends weiter in die Schlucht zurückt. Nicht zu früh, denn im nächsten Moment verwandelten sich vor der. Schlucht Sand und Gestein unter einer Salve schwerer Laser in kochenden Brei. Salve um Salve fauchte heran, schuf einen brodelnden Lavatümpel.
»Dagegen kommen wir nicht an«, krächzte Hadersen Wells. Er röchelte und hustete Sand aus. »Wir folgen den anderen.« Die beiden Männer feuerten zwei letzte Strahlschüsse in den Talkessel, dann machten sie kehrt und entzogen sich der Hitzewelle, die in die Schlucht eindrang, im Laufschritt. Als sie die Logenkameraden einholten, war voraus bereits eine regenbogenartige Leuchterscheinung sichtbar.
»Das muß das Transitfeld sein«, keuchte Dime Mow. »Große Mutter, hoffentlich geht das gut!«
Sie gelangten an den Rand einer runden Bodensenke, der flach abfiel; die Vertiefung durchmaß ungefähr fünfzig Meter und buchtete auch die Felswände ein. Darüber schillerte das RZS wie eine farbenprächtige Kuppel. Die Loge sammelte sich davor. Mißtrauisch betrachteten ihre Mitglieder das außergewöhnliche Phänomen. »Da sollen wir hinein?« meinte Winchinata Jacques; sie war völlig außer Atem. »Um ehrlich zu sein … ich finde das recht unheimlich. Wir wissen ja gar nicht, wohin wir befördert werden. Durch den Ausfall der Energie-Station kann der Urbaum ja nicht länger den Hochfrequenz-Schwingungen ausgesetzt werden, das heißt, jetzt fehlt die Koordination. Und normalerweise kann ein Endpunkt auch mal mitten im Weltraum liegen. Das hat der Graue gesagt. Was wir vorhaben, ist viel zu gefährlich!«
»Was wir hinter uns haben, vielleicht nicht?« entgegnete spöttisch Dime Mow. Er zeigte in die Richtung des Talkessels. Das Umhergeistern von Scheinwerferlicht an den Felswänden der Schlucht verriet, daß die Kampfgleiter die Verfolgung aufgenommen hatten.
»Der Fortfall des Hochfrequenz-Generators bedeutet nicht zwangsläufig«, sagte Wells, »daß der Urbaum nicht länger die Ausrichtung der sogenannten Weltraumstraßen vornimmt. Vermutlich begrenzt er die Auswahl nach wie vor auf jene vier Planeten, von denen dieser Krotzer gesprochen hat, bis er merkt, daß die Schwingungen endgültig ausbleiben. Unsere Chance ist daher um so besser, je rascher wir das RZS benutzen.«
»Und wenn wir nach Shondyke geraten?« gab Maury Jacques mit schwacher Stimme zu bedenken.
»Für alle diese Vorbehalte ist es längst zu spät«, brauste Dime Mow ungeduldig auf.
»Dime hat recht«, äußerte sich Straightwire. »Krotzer ist dazu bereit, auf das RZS zu vertrauen. Das gleiche sollten wir auch fertigbringen.«
Fahler Lichtschein geisterte näher. Die Kampfgleiter mußten sich unmittelbar hinter der Biegung der Schlucht befinden. Sie verhießen den Logenkameraden den sicheren Tod; das RZS versprach ihnen Tod oder Ungewißheit. Nun mußten sie sich entscheiden.
*
Hege Krotzer war nach der Flucht der Loge aus dem Gewahrsam der Grauen hinüber zu jenem Fertigbau gelaufen, worin er Queen Zalia und ihre Vertrauten wußte; als er die Verhältnisse auskundschaftete, hatte er durchs Fenster gesehen, daß sie den Funkraum der Forschungsaußenstelle durch Installation zusätzlicher Monitoren und Kopplung mit Tisch-Computern in eine provisorische Kommandozentrale verwandelte. Auch jetzt, so sah er, hielt sie sich dort auf.
Ihm war vollkommen klar, daß er eine so große Anzahl von Gardisten nicht von den Treibern ablenken konnte, indem er sie in eine Schießerei verwickelte. Er mußte einen Trick raffinierten Stils anwenden und hatte auch schon einen ausgeheckt.
Leise öffnete er die Eingangstür und spähte in die Räumlichkeit dahinter. Niemand befand sich dort; sämtliche Gardisten schwärmten im Talkessel umher. Lautlos trat Krotzer ein, ebenso leise gefolgt von Nanuk. Er durchquerte den Raum, das beim Eindringen in den Talkessel von einem niedergeschlagenen Posten erbeutete Lasergewehr schußbereit an der Hüfte. Vorsichtig lauschte er an der Tür zum Funkraum; er unterschied die Stimme Queen Zalias und das scheußliche Fistelorgan seines früheren Vorgesetzten Snatcher. Um so besser, dachte er. Dann kann ich mit diesem Schurken persönlich abrechnen. Die Queen und Snatcher hatten wieder einmal eine ihrer Streitigkeiten, die sich gewöhnlich darum drehten, daß die Queen dem Wissenschaftler vorhielt, er sei zu nichts zu gebrauchen, wogegen Snatcher der Frau vorwarf, sie nähme keine Rücksicht auf die Belange der Forschung und wissenschaftlichen Tätigkeit.
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