Die Terranauten 027 - Der Transmitter-Baum
»Vorwärts«, ordnete Krotzer so laut an, daß Snatcher es hören mußte, und lenkte die Queen mit dem Gewehr zum Ausgang.
Draußen versuchten Gardisten, das Feuer auf dem Dach des in Brand geratenen Fertiggebäudes mit Löschgeräten zu ersticken. Eine Hand fest um Zalias Oberarm geklammert, drängte Krotzer die Queen eilig aus der Helligkeit des Feuerscheins. Nanuk durchmaß die Düsternis wie ein unerhaschbares Schemen. Innerhalb weniger Augenblicke bestiegen Krotzer und Zalia einen Gleiter, und ihnen nach sprang Nanuk durch die Luke. Krotzer winkte die Queen ans Steuer des Fahrzeugs. – »Kein Licht«, befahl er. »Höchstgeschwindigkeit. Fahren Sie aus dem Talkessel und dann zum Abhang, der auf die Höhen oberhalb des RZS führt.« Er beugte sich vor, ohne den Lauf der Waffe von Zalia zu wenden, und schaltete das Funkgerät des Gleiters auf Empfang. Kaum summte der MHD-Generator des Fahrzeugs auf, da ertönte über Funk Snatchers Fistelstimme. Krotzer nickte, als seine Rechnung aufging. Snatcher konnte kaum länger als Sekunden gebraucht haben, um sich aus dem Schrank mit seinen dünnen Plastikwänden zu befreien.
»Snatcher an Garde!« krakeelte er nun über die Einheitsfrequenz. »Snatcher an Garde! Alles zum Urbaum! Queen Zalia ist von dem Verräter Hege Krotzer verschleppt worden. Die entflohenen Treiber sind unter den Urbaum geflüchtet! Krotzer ist dorthin unterwegs! Alles zum Urbaum! Ich wiederhole …!« Krotzer prustete laut los und schaltete das Funkgerät aus.
Queen Zalia, der das bisherige Geschehen scheinbar die Sprache verschlagen hatte, fand nun wieder Worte. »Was soll das alles?« fauchte sie. »Glauben Sie etwa, daß Sie …«
»Schauen Sie nach vorn«, ermahnte Krotzer sie. Der Gleiter surrte wie ein flacher grauer Schatten durch den Talkessel. Gestalten sprangen – zumeist im letzten Moment – erschrocken zur Seite. »Das ist nicht die Höchstgeschwindigkeit«, sagte Krotzer und packte die Queen am Ohr, als wolle er es umdrehen. Prompt beschleunigte Zalia.
Von der Unterseite des Gleiters ertönte ein dumpfes Geräusch. Vermutlich hatte das Fahrzeug irgend etwas gestreift. Krotzer schenkte dem Zwischenfall keine weitere Beachtung.
Gehorsam lenkte Zalia den Gleiter in eine enge Nebenschlucht, deren Untergrund steil anstieg. Aus dieser Kluft gelangten sie auf einen schmalen Grat, der Zalias Aufmerksamkeit so stark beanspruchte, daß Krotzer es sich leisten durfte, einen Blick hinab in den Talkessel zu werfen. Zufrieden sah er, daß eine allgemeine Bewegung hinüber zum Urbaum herrschte. Auch die beiden Kampfgleiter waren aus dem RZS-Canyon abgedreht und hielten nun auf den Canyon an der anderen Seite des Talkessels zu, in dem der Urbaum stand. Er hatte den Treibern die erforderliche Entlastung verschafft, deren sie bedurften, um sich unbehelligt zum RZS abzusetzen.
Der Gleiter schwebte den von Krotzer erwähnten Hang hinauf. Eine kurze Strecke weiter sah man links im Canyon das RZS in allen Regenbogenfarben schillern. Die Wände des Canyons eigneten sich einigermaßen zu einem raschen Abstieg. Krotzer befahl der Queen, neben dem Canyon zu parken.
»Was soll das eigentlich?« wollte Zalia ungnädig wissen, als das Summen des MHD-Generators verstummte und das Fahrzeug sich auf den Untergrund senkte. »Ich denke, Ihre Treiberkumpane erwarten uns unterm Urbaum?«
»Das sollten Sie auch denken«, antwortete Krotzer. »Vor allem Snatcher sollte es denken. Und er ist tatsächlich darauf reingefallen.« Mit dem Kolben des Lasergewehres zertrümmerte er das Funkgerät des Gleiters. »Aber das war nur ein Trick. Die Treiber dürften jetzt längst durch das RZS entkommen sein. Und auf diesem Wege werde auch ich mich jetzt verabschieden.« Zalias Mienenspiel widerspiegelte Verblüffung und das Einsetzen fieberhafter Überlegungen. »Sie bleiben hier, weil Sie Ihre Schuldigkeit getan haben«, ergänzte Krotzer. »Möchten Sie eins über den Schädel, oder soll ich Sie fesseln?«
»Hören Sie zu, Krotzer«, sagte Zalia so hastig, daß sie die eine oder andere Silbe verschluckte und mit der Zunge anstieß. »Snatcher hat vorhin zu mir geäußert, man werde mich zur Rechenschaft ziehen. Und er hat absolut recht. Ich habe mir Mühe gegeben, die Lage in der Hand zu behalten, aber die Umstände waren ganz einfach gegen mich. Aber ich kann mir keine Nachsicht erhoffen. Ich habe versagt. Ich bin erledigt und kann auf Shondyke höchstens noch als Rohmaterial für die Organbanken zu Diensten sein.« Sie
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