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Die Terranauten 030 - Blick in die Vergangenheit

Die Terranauten 030 - Blick in die Vergangenheit

Titel: Die Terranauten 030 - Blick in die Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Christoff
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Seitenflügel vor ihr lag. Aus den zahlreichen Fenstern drang kein Licht, und sie mußte sich an der glatten Protopwand entlangtasten, um nicht die Orientierung zu verlieren.
    Unwillkürlich zuckte sie zusammen, als eine Hand nach ihrem Arm griff.
    »Hier herein!« flüsterte die Stimme Mar-Estos’.
    Sie ließ sich von ihm durch eine Tür ziehen und wartete mit angehaltenem Atem, bis er die Verriegelung betätigt hatte und das Licht einschaltete.
    »Mußtest du den Alten so weit mitschleppen?« fragte er ungehalten. »Genausogut hättest du ihm gleich sagen können, daß du zu mir wolltest.«
    »Er war betrunken«, sagte Myriam. »Außerdem wollte ich unbehindert durch den Postenring der Grauen kommen, und dafür war seine Begleitung die beste Garantie.«
    Sie musterte Mar-Estos, der einen silbernen Anzug trug, dessen Oberteil lose um seine Hüften hing und eine sehr schön modellierte, unbehaarte Brust zeigte.
    »Warst du schon im Bett?« fragte sie mit hochgezogenen Augenbrauen.
    »Beinahe«, antwortete er und zeigte auf das Bett. Unter der schweren Wärmedecke war die zierliche Gestalt des Mädchens, das Mar-Estos auf dem Fest begleitet hatte, kaum zu erkennen. Es schnarchte leise.
    Myriam holte tief Luft. »Mußtest du sie unbedingt hierherbringen?« fragte sie. »Ich dachte, du erwartest noch andere Gäste, und wir hätten etwas zu besprechen! Dabei können wir sie wirklich nicht gebrauchen.«
    »Ich konnte sie nicht einfach stehenlassen. Wir beide werden uns häufig sehen, und wenn Luzia als meine ständige Begleiterin, gilt, geraten wir wenigstens nicht in den Verdacht, etwas miteinander zu haben.«
    »Ich weiß, daß es sein muß«, sagte Myriam. »Wir haben die Sache angefangen und können nicht verlangen, daß es zwischen uns so bleibt, wie es war. Aber es stört mich doch, daß du gleich am ersten Abend mit ihr …«
    »Ich sagte doch, ich war ›beinahe‹ im Bett!« schnappte Mar-Estos. »Luzia war zwar sehr bereitwillig, aber ich habe es vorgezogen, ihr ein Betäubungsmittel zu verabreichen, damit sie nicht im unpassenden Moment aufwacht. Außerdem – glaubst du vielleicht, es hat mir Spaß gemacht mitanzusehen, wie du Growan um den Hals gefallen bist?«
    »Den alten Mann kannst du wohl kaum mit deiner Freundin vergleichen!« meinte Myriam mit hochgezogenen Brauen. »Seine Reize, falls er welche haben sollte, machen wahrhaftig nicht den geringsten Eindruck auf mich. Der Vorschlag, daß ich mich bei ihm einschmeicheln sollte, stammt schließlich von dir, also mach mir jetzt keine Vorwürfe.«
    Mar-Estos stand mit geballten Fäusten vor ihr. Schmerz und Verbitterung spiegelten sich nicht nur deutlich in seinem Gesicht, sondern drangen auch quälend in Myriams PSI-Sinne ein. Eine endlos scheinende Minute verging, bis sich seine Anspannung lockerte.
    »Die anderen sind schon da«, meinte er resigniert. »Wir gehen besser zu ihnen. Diese Streiterei führt doch zu nichts. Was zwischen uns war, ist zu Ende.«
    Myriam nickte schweigend und folgte Mar-Estos zu der aufgleitenden Tür, die in den Wohnraum führte. Fünf Männer erhoben sich von ihren Sesseln.
    »Die Leute, mit denen du zusammenarbeiten wirst«, erklärte Mar-Estos. »Alles vertrauenswürdige Terranauten. Die übrigen Treiber, die sich dem Biotroniks-Konzern zur Verfügung gestellt haben, wissen nichts von unseren Plänen – noch nicht. Wir wollen sie erst eine Weile beobachten, um festzustellen, welche geeignet sind, in unseren Bund einzutreten.«
    Er deutete auf einen Mann, der neben einem niedrigen Holzschrank an der Wand lehnte und aus halbgeschlossenen Augen das Muster des Fußbodens betrachtete.
    »Das ist Algol Kuhn«, sagte er. »Er arbeitet in den Labors und ist der Sprecher der Treiber. Du kannst ihn als deine rechte Hand betrachten.«
    Kuhn blickte kurz auf. Er war Ende Dreißig, wirkte trotz aller Schlankheit untersetzt und verhältnismäßig klein. An seinen erstaunlich muskulösen Unterarmen hatte er furchtbare Narben.
    Der nächste Terranaut, den Mar-Estos vorstellte, hieß Santiago Lema, war riesig groß, breit, und mit ein wenig Mühe konnte er sich an den Füßen kratzen, ohne sich zu bücken. Seine runden blauen Augen waren gutmütig und vertrauenerweckend. Neben ihm stand sein Bruder Carlos, etwas kleiner, etwas ausgewogener gebaut, aber mit den gleichen Augen.
    »Sie arbeiten in Ödrödir, dem Heiligen Tal«, sagte Mar-Estos. »Dort wird das Wurzelnetz Yggdrasils untersucht und nachgeprüft, in welchem Verhältnis die

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