Die Terranauten 034 - Der Renegat
nach ihrem Strahler. Diesmal verabreichte sie der Queen einen Schock, dessen Wirkung mindestens sechs Stunden anhalten würde. Das dürfte genügen.
Wieder sackte Hanka bewußtlos in ihrem Sessel zusammen.
Mandorla stand auf und beugte sich über die ältere Frau. Schnell hatte sie Hanka von den Fühlern des Bewußtseinsmanipulators befreit. Es wäre natürlich ideal gewesen, die Queen für längere Zeit zu manipulieren. Dann würde es vermutlich ziemlich leicht sein, den ganzen Planeten schnell unter Kontrolle zu bekommen. Leider ließ sich das nicht bewerkstelligen. Auf Dauer ließ sich ein Bewußtsein nicht unterjochen. Die Kraft des eigenen Willens würde sich nach gewisser Zeit durchsetzen und die Fesseln des Manipulators abstreifen.
Mandorla ließ den Manipulator in einer Tasche ihrer grauen Uniform verschwinden. Dann blockierte sie fachmännisch Hankas verschiedene Videophone. Wer sich jetzt mit ihr in Verbindung setzen wollte, wurde durch die Aufforderung »Nicht stören« abgeschreckt. Für die nächste Zeit jedenfalls. Anschließend verließ Mandorla die Räume der bewußtlosen Queen und fuhr hinunter zur U-Wagen-Station.
Kurz darauf befand sie sich auf dem Weg zum Con-Ton-Tower.
*
»Saubere Arbeit, Mandorla«, rief Llewellyn 709 der Ex-Queen entgegen, als diese Edison Tontors Kommandozentrale betrat. »Wirklich saubere Arbeit.«
Zusammen mit Roglan Alessandr, Tontor, dessen Sicherheits-Manag Andrej Kap und dem ehemaligen Summacum Einstein III stand der Riemenmann vor einer Monitor-Batterie, die die vier Männer aufmerksam betrachteten.
Mandorla trat zu ihnen.
Auf einem der Schirme sah sie einen dunklen Punkt, der sich mit einiger Phantasie als davonfliegender Ringo-Raumer identifizieren ließ.
»Sind das unsere Freunde?«
»Ja, das sind sie«, bestätigte Llewellyn. »Sie befinden sich alle an Bord.«
Offensichtlich handelte es sich um Bilder, die unmittelbar von der Raumhafenkontrolle kamen. Mandorla wunderte sich allerdings nicht mehr darüber, wieso ein privates Unternehmen wie Con-Ton sie übernehmen konnte. Sie wußte inzwischen, daß Edison Tontors Kommunikationsnetz noch ganz andere Dinge fertigbrachte. Der General-Manag hatte die Zeit seines Exils gut und mit allen Mitteln, die einem so mächtigen Konzern wie dem seinen zur Verfügung standen, genutzt. Ganz zielbewußt, hatte er auf den Tag hingearbeitet.
Und der Tag X war heute …
Es dauerte nicht mehr lange, bis der Ringo vom Bildschirm verschwand. Der Raumer hatte sich inzwischen so weit von Tamerlan entfernt, daß er von den normalen Kontrollkameras des Raumhafens nicht mehr erfaßt werden konnte.
»Wie lange wird die Hexe Hanka außer Gefecht sein?« erkundigte sich Tontor bei Mandorla.
»Schätzungsweise noch gut fünf Stunden«, gab die Terranautin Auskunft.
Der General-Manag nickte befriedigt. »Das sollte reichen!«
Er wandte sich an den Riemenmann. »Sind Sie bereit zu Ihrem großen Auftritt?«
»Von mir aus kann’s losgehen!«
»Dann kommen Sie.«
In einem Nebenraum hatte der Konzernherr ein regelrechtes Aufnahmestudio aufbauen lassen. Mehrere Holo-Kameras, Tonprojektoren, Beleuchtungskörper – alles war da. Ein paar Techno-Arbiter warteten darauf, das Studio in Betrieb nehmen zu können.
Llewellyn setzte sich in den Sessel, auf den die Holo-Linsen gerichtet waren. Die Kameras erwachten zum Leben.
Probeaufnahmen …
»Wenn Sie jetzt ein paar Sätze sprechen würden?« sagte einer der Techno-Arbiter.
Llewellyn grinste unter seinen Riemen. Er räusperte sich und fing an:
»Liebe Tamerlanerinnen und Tamerlaner! Dies ist ein großer Tag in eurem unterdrückten Leben. Die Terranauten, Kämpfer gegen die Unterdrückung durch das Konzil, sind gelandet …«
Mandorla hatte die Bildschirm-Batterien im Auge behalten. Auf einem der Holo-Kissen, das bisher keine Bilder gezeigt hatte, war der Riemenmann jetzt plastisch erschienen. Er kam ihr recht abenteuerlich und aufsehenerregend vor. Sein mächtiger Körper, der wie Kopf und Gesicht von den goldenen Riemen umspannt wurde, kam auf dem Schirm hervorragend zur Geltung. Er vermittelte insgesamt den Eindruck gestaltgewordener Urkraft.
Einer der Techno-Arbiter trat hinzu und schaltete den Ton ein, der bisher gefehlt hatte.
»… von der Geißel der unmenschlichen Konzilsherrschaft zu befreien und so weiter und so fort! Noch mehr große Sprüche fallen mir nicht ein. Soll ich vielleicht ein kleines Liedchen zum besten geben?«
Die Techno-Arbiter erklärten ihm,
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