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Die Terranauten 038 - Nardas Kampf

Die Terranauten 038 - Nardas Kampf

Titel: Die Terranauten 038 - Nardas Kampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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PSI-Energie. Sie fühlte die richtungsweisende Kraft der Mistelblüte, die jetzt über die eingravierte Sternenkarte glitt. Die vereinten Kräfte der Treiber trieben das Schiff vorwärts, erst langsam, dann immer schneller.
    »Torpedos führen Kursangleichung durch«, meldete Dania Makiri jetzt wieder. »Verzögerung. Jetzt X minus siebzehn … Sechzehn …«
    Und die SONNENWIND verschwand.
    Von einem Augenblick zum anderen war sie für die Kanoniere der Gardenschiffe verschwunden, so, als hätte sie nie existiert. Die Torpedos rasten ins Leere, hinaus ins Nichts, bis sich ihnen eines Tages ein Hindernis in den Weg stellen würde, ein Asteroid, der ihre Vernichtungskraft freiwerden ließ. Vielleicht aber würden die Geschosse auch bis ans Ende aller Tage weiterrasen durch die endlose Weite des Raumes.
    Narda ließ sich zurücksinken und atmete schwer, als sie durch die transparente Panzerprotopkuppel das Wallen des zweiten Weltraums sah.
    »Geschafft!« hauchte Cler Masurin an ihrer Seite, und der Achtunddreißigjährige fuhr sich mit der Hand durch die buschigen Haare. »Gerade noch rechtzeitig …«
    »Kursdaten!« rief ein Treiber von der Plattform. »Wir brauchen sofort Kursdaten. Unser Flug ist ungerichtet!«
    Dania Makiri, die zierliche Treiberin mit dem asiatisch geschnittenen Gesicht, ließ ihre Finger mit rasender Geschwindigkeit über die Tasten und Sensoren des Terminals huschen. Eine große Auswahlmöglichkeit hatten sie nicht. Die Speicher waren zum größten Teil gelöscht, und sie brauchten ein Ziel, das nicht allzuweit entfernt war.
    Ein ungerichteter Flug. Sie mußten die entsprechenden Koordinaten schnell finden, sonst bestand die Gefahr, daß sie sich verirrten. Und dann waren sie wirklich unrettbar verloren in dem Dschungel aus Leere und funkelnden Sternen.
    »Keine Daten!« Die junge Frau zuckte von dem Terminal zurück, als sei es plötzlich glühendheiß. »Keine Daten. Alle Ziele, die noch gespeichert sind, liegen außerhalb unserer Reichweite. Fünfhundert Lichtjahre, siebenhundert, tausend.«
    Narda erstarrte und atmete dann schwer durch.
    »Das darf nicht wahr sein«, brachte der dreiundzwanzigjährige Kar Dougster mühsam beherrscht hervor. »Alles verschwört sich gegen uns …«
    Einige Augenblicke lang war es still in dem Computerring. Niemand sagte ein Wort. Kein Ziel mehr, kein Ziel …
    Narda sprang auf und war mit einigen schnellen Schritten an der Seite Makiris, die noch immer auf die Datenangaben blickte, als traue sie ihren Augen nicht.
    Das PSI-Mädchen ballte die Hände zu Fäusten, als sie die Symbole überflog.
    Sie wollte etwas sagen, aber genau in diesem Augenblick ertönte von der Logenplattform ein erschrockener Ruf. Stimmengewirr drang zu ihnen hinunter, und Narda fühlte, wie eine Gänsehaut ihren Rücken hinabrann.
    »Die Mistelblüte! Die Mistel!«
    Und dann spürte sie es auch. Immer war er dagewesen, der vertraute Hauch der blühenden Mistel, der sie so an Yggdrasil im Heiligen Tal Ödrödir erinnerte. Jetzt aber war dieser Hauch schwächer geworden. Es war wie ein verwehender. Duft, davongetragen von einem bösen Wind aus dem Nichts.
    Vor Nardas geistigem Auge entstand ein Bild, das jeder Treiber fürchtete.
    Die gut einen halben Meter durchmessende Schale mit der in den Boden eingravierten Sternenkarte, die Mistel, die darüberglitt, jetzt welk.
    Sie verblühte, und keine Macht der Welt konnte diesen Prozeß aufhalten. Ihre Kraft war verbraucht …
     
    *
     
    Greeny spürte, wie sich nacktes Entsetzen in ihr breitzumachen begann, und erzitterte. Langsam richtete sie sich auf. Sie starrte hinein in das Nichts, das sich über ihr erstreckte, grau, formlos, fremd, geheimnisvoll. Sie war keine Treiberin mehr, und doch mußte sie das Fremde nicht fürchten. Sie wußte um das andere in sich, das sie vor den Einflüssen des zweiten Weltraums schützte gleich einer dünnen Kapsel, die ihr Bewußtsein einhüllte. Sie hatte auch keine Angst vor den Energien und Kräften dieses Mediums.
    »Die Mistel«, kam es beinahe tonlos über ihre Lippen. Sie hatte nicht spüren können, wie weit die Kraft der Blüte schon verbraucht war, sie hatte nur gehofft. Jetzt aber war der Prozeß selbst für die Augen erkennbar. Nur noch träge, manchmal ruckhaft glitt das Triadische Monochord über die Sternenkarte, die Blätter welk, nach innen eingerollt.
    »Aus«, sagte jemand in ihrer Nähe, und sie wandte den Kopf zur Seite. Das Gesicht Mil Fraumins, das sonst beherrscht war und

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