Die Terranauten 047 - Die Haßseuche
Ortungsreflex blinzelte auf den Schirmen, dann ein dritter.
»Eine Falle«, stellte Llewellyn fest. »Eine wohlvorbereitete Falle.«
Die Ionentriebwerke der CYGNI brüllten auf und schoben das Schiff aus dem Orbit hinaus. Langsam, viel zu langsam. Erneut durchlief eine schwere Erschütterung die Schiffszelle, und nur einen Sekundenbruchteil später ertönte das dumpfe Grollen einer Detonation. Lyda erblaßte.
»Der Energiewandler für die Ionensegmente.« Sie sah den Goldenen an ihrer Seite mit weit aufgerissenen Augen an. »Jetzt wissen wir, warum wir so lange nichts von Queen Ishiya gehört haben.« Eine zweite Detonation, nicht so stark wie die erste; der Schub ließ nach. Der Visioanschluß summte intensiv. Aus einem Reflex heraus betätigte Lyda eine Taste.
»Himmel, was ist bei euch los?« erkundigte sich Claude Farrell.
»Die Grauen haben die Normaltriebwerke ausgeschaltet«, stieß sie hervor. »Und Valdec beehrt uns mit Räumjägern. Wir sitzen fest.«
Deutlich war zu erkennen, wie Farrells Gesicht sich verhärtete, ehe er sich umdrehte und nach seiner Waffe griff.
»Wir kümmern uns darum. Seht ihr zu, daß wir verschwinden. Und wenn es mit Kaiserkraft ist!«
Er unterbrach die Verbindung, und Lydas Blick glitt zurück zu der Ortungsanzeige.
»Ein energetisches Fesselfeld«, stellte Llewellyn 709 fest. »Wir sind in einem Energienetz gefangen.«
»Wir müssen in den Transit«, sagte Lyda entschlossen. »Es ist unsere einzige Chance. Valdec darf uns nicht in die Hand bekommen.«
»Wir können es nicht schaffen«, erwiderte der Riemenmann sanft. »Wir zwei allein können der CYGNI nicht das Tor in den anderen Weltraum öffnen. Dazu reicht unsere Kraft nicht aus.«
»Kaiserkraft?«
Er nickte.
»Aber hier, in der unmittelbaren Nähe der Erde …«
»Wir haben keine andere Wahl, Mädchen.« Er zögerte kurz, streckte dann seine rechte Hand aus, berührte mehrere Tasten in einer bestimmten Reihenfolge.
Und nichts geschah.
Llewellyn fluchte. »Ishiya hat an alles gedacht. Sie hat auch die Kaiserkraft-Projektoren blockiert.« Die Riemen raschelten leise, als er sich zu der Narianerin umdrehte. »Dann müssen wir es mit Kaiserkraft versuchen!«
Auf dem Kommunikationspult funkelten nervöse Lichter, aber Lyda kümmerte sich nicht darum. Sicher wollte man sie nur zur Aufgabe zwingen, aber das war das letzte, was sie tun würden. Eher würden sie das Schiff sprengen.
Konzentriere dich, Mädchen. Konzentriere dich!
Es fiel Lyda diesmal ungeheuer schwer, sich in die nötige Trance zu versetzen. Immer wieder öffnete sie die Augen, und immer näher kamen die Raumjäger.
Llewellyns Geist entwickelte einen unwiderstehlichen Sog, der auch ihr Denken mit fortzerrte, hinein in die Einheit. Dort war die Mistel, dort waren ihre sanften Impulse, Sicherheit verheißend, eine Sicherheit, die, nur zu trügerisch war.
Weiter, Lyda. Immer weiter.
Wir schaffen es nicht! Wir können es nicht schaffen!
Wir MÜSSEN!
Und dann entlud sich ihre Kraft. Plötzlich hatte sie das entsetzliche Gefühl zu fallen – in eine bodenlose Tiefe, in das namenlose Nichts, das ihren Geist umgab.
Konzentriere dich weiter!
Aber sie öffnete die Augen. Etwas in ihr registrierte, daß die Instrumente vor ihr transparent geworden waren, daß sie durch die Schiffshülle hindurch in das Nichts sehen konnte.
Die CYGNI glitt hinein in den Spalt, den die Treiberenergien geschaffen hatten, in den winzigen Riß, immer schneller. Zwei Raumjäger rasten heran, konnten nicht mehr rechtzeitig eine Kursänderung durchführen.
Lyda schrie gellend auf, als der Jäger wie ein Pfeil auf die CYGNI zuschoß – und durch sie hindurchraste. Der Sog wurde immer intensiver, legte Dunkelheit vor ihre geöffneten Augen.
Llewellyn! rief sie. Llewellyn, irgend etwas stimmt nicht!
Und im gleichen Augenblick wußte sie auch, was nicht in Ordnung war. Einer der Raumjäger wurde mitgezerrt, ebenfalls durch den Riß hindurch.
Graues Wallen. Fernes Wispern, Sphärenklängen gleich.
Der Transit war vollzogen. Sie hatten es geschafft. Rorqual, dachte sie, dann explodierte etwas in ihrem Nacken, und der glühende Schmerz schwemmte ihr Denken fort.
*
Zwei Hände umklammerten wie Stahlklammern seinen Hals, und vor die Augen Farrells legte sich ein roter Schleier, wo vorher noch monströse Maschinenaggregate gewesen waren.
»Ru … ben …«, keuchte er undeutlich, dann begriff er, daß es um sein Leben ging.
Claude Farrell knickte in den Knien ein,
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