Die Terranauten 047 - Die Haßseuche
Gegner. Wenn wir durchdrehen – besonders unser spezieller Freund hier«, er deutete mit einem Kopfnicken auf den Assassinen, »dann seid ihr erledigt. Außerdem habe ich das Gefühl, daß die Grauen noch lange nicht ihr Pulver verschossen haben, wenn ich es mal so antiquiert ausdrücken darf. Die Kerle führen irgend etwas im Schilde, und wenn sie wieder zu den Waffen greifen, dann müssen sie immerhin an zwei Fronten kämpfen. Du siehst also, wir bilden hier eure Rückendeckung.« Er räusperte sich. »Außerdem dürfen wir kein Risiko eingehen. Ihr beide seid wahrscheinlich immun, du als Trägerin, er als Katalysator. Ihr seid unsere einzige Überlebensversicherung!«
Lyda mußte ein Schluchzen unterdrücken.
»Was … Was ist mit Valhala?«
»Um den mach dir keine Sorgen. Der ist so lange ausgeschaltet, bis er mit einem ganz bestimmten Code geweckt wird.«
Die Narianerin verstand und nickte. »Wir haben die Erde fast erreicht. Haltet durch.«
»Worauf du dich verlassen kannst, Mädchen«, grinste Farrell und unterbrach die Verbindung. Sie konnte nicht mehr sehen, wie er zusammenbrach und sich übergab, all das aus sich herausspuckte, was er in den letzten Stunden zu sich genommen hatte.
Das Bild auf der Außenbeobachtung veränderte sich jäh. Die wallende Fremdartigkeit von Weltraum II war verschwunden, hatte dem samtenen Schwarz des Einsteinuniversums Platz gemacht. Der Riemenmann bewegte sich, zögernd erst, dann entschlossener.
»Das Sol-System«, sagte er und deutete auf die Schirme.
Lyda nickte, preßte die Lippen hart aufeinander. Ein Raumschiff voller Verzweifelter, im Anflug auf das Herz des Sternenreiches, die bestgehütete Festung in diesem Teil der Galaxis.
Die Narianerin dachte an die Grauen an Bord, die plötzlich verschwunden zu sein schienen. Die Gardisten waren auch so schon gefährlich genug, als potentielle Amokläufer jedoch …
Ihr Magen krampfte sich zusammen, als sie sich vorstellte, was Queen Ishiya in diesem Augenblick möglicherweise vorbereitete.
Ein blauer Ball wanderte in das eingeblendete Fadenkreuz der Anflugautomatik.
Die Erde.
*
»Ist es sicher?« fragte Max von Valdec leise und blickte starr auf den großflächigen Bildschirm vor sich. Die dreidimensionale Projektion zeigte eine grafische Darstellung des Terra-Luna-Systems. Unzählige verschiedenfarbene Linien verdeutlichten die Routen, auf denen die Frachtcontainer von den Photonenschleppern zur Erde transportiert wurden. Glühende Punkte zeigten die Standorte der Kontrollschiffe an, andere Symbole kennzeichneten die unzähligen Überwachungssatelliten.
»Es ist kein Zweifel möglich«, entgegnete Sicherheitsmanag Glaucen an seiner Seite und deutete auf eines der pulsierenden Signale. »Dies hier ist US 57. Die Elektronik hat ein nicht angemeldetes Kaiserkraft-Schiff registriert, das sich in unmittelbarer Nähe eines Container-Verbundes befindet und auch den gleichen Kurs verfolgt. Wir haben es inzwischen als die CYGNI identifiziert, ein Gardenschiff, das im System von Astos’ Augen von Terranauten aufgebracht worden ist.«
Valdec lächelte dünn, während er seinen Blick kurz durch die Zentrale des Kaiserkonzerns gleiten ließ. Die weitläufigen Anlagen unter dem blauschimmernden Doppelturm, dem neuen Wahrzeichen Berlins, lagen in einem vertrauten Zwielicht. Dies war der Ort, von dem aus die Geschicke des Sternenreiches gelenkt wurden, der Ort, an dem alle wichtigen Entscheidungen getroffen wurden. Und es war auch der Ort des endgültigen Triumphes über die Terranauten. Der Lordoberst wußte, daß die Entscheidung fallen würde, hier und jetzt. Die Ankunft des Schiffes ließ nur einen Schluß zu.
»Die CYGNI ist nicht mit Kaiserkraft ins System eingeflogen. ÜS 57 hat einen Transit registriert, der nicht von den entsprechenden Emissionen begleitet worden ist.«
Glaucen musterte den Konzilsvorsitzenden. »Es muß sich also um Treiber handeln.«
Valdec nickte.
»Geben Sie Anweisung, daß die CYGNI unbehelligt den äußeren Abwehrgürtel passieren kann. Diejenigen, die sich an Bord befinden, werden sich melden.«
»Sie glauben …?«
Wieder nickte er. »Die Haßseuche, ja. Ich bin davon überzeugt.« Er sah auf. »Sorgen Sie dafür, daß alles wie besprochen in die Wege geleitet wird. Wir dürfen kein Risiko eingehen.«
Glaucen bestätigte und hastete davon.
»Eine Funknachricht auf der Gardenwelle!« rief ein anderer Sicherheitsmanag in seinem Rücken. Valdec ließ sich in einem der Sessel vor
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