Die Terranauten 047 - Die Haßseuche
nicht getan«, gab der Erbe der Macht müde zurück. »Valdec verlangt eine Kapitulation.«
Für ein paar Augenblicke kehrte die Stille zurück, dann riefen alle durcheinander.
»Kapitulation!« rief ein Stummer Treiber. Einige nickten, andere bekamen hochrote Köpfe und brüllten ihn nieder. Aus der Sicht der Stummen, der gehirnoperierten, ehemaligen Treiber war eine solche Forderung sogar zu verstehen. Sie hatten ihre PSI-Fähigkeiten verloren, und niemand war in der Lage, sie ihnen wieder zurückzugeben. Sie hatten von Valdec und dem Konzil nichts mehr zu befürchten, es sei denn, sie unterstützten die Terranauten.
»Himmel!« rief Narda und sprang auf. »Habt ihr denn schon alles vergessen? Die verschwundenen Treiber mit den hohen Potentialen? Die Experimente, die das Konzil der Konzerne an ihnen durchführen läßt, die nur den einzigen Zweck haben, PSI-Monster zu erzeugen, die keine Riemen mehr tragen müssen wie Llewellyn und Valhala? Eine Kapitulation rettet vielleicht Quostan – vielleicht, denn nicht einmal das ist sicher –, aber glaubt denn nur einer von euch, daß dadurch die Kaiserkraft abgeschafft wird? Daß die Unmenschlichkeiten aufhören? Daß die Ausbeutung der Kolonisten auf Hunderten von Kolonien nachläßt? Glaubt das wirklich jemand von euch?«
Die Stille kehrte nach den Worten Nardas zurück. David musterte die hier Versammelten. Noch immer waren die Terranauten keine fest in sich geschlossene Rebellenorganisation. Es gab viele, die sich zwar zu ihnen bekannten, aber nur so lange, wie sie sich einen Vorteil davon versprachen. Er sah die drei Grauen an, Limur Zeran, Chi Tardas und Crom Etchgan, die die Besatzung der BERLIN gebildet hatten und die es sich immer noch nicht abgewöhnt hatten, mißtrauische Blicke in die Richtung Queen Mandorlas zu werfen. Sie wußten, daß sie nicht in das Sternenreich zurückkehren konnten, ohne eine schwere Bestrafung zu riskieren. Sollte sich aber die Möglichkeit ergeben, in die Dienste des Konzils wiedereinzutreten, ohne eine solche Gefahr befürchten zu müssen, dann würden sie nicht zögern. Und die Grauen bildeten nicht die Ausnahme.
Opportunisten, dachte terGorden dann erinnerte er sich daran, daß er selbst lange Zeit nichts mit dem Kampf der Terranauten hatte zu tun haben wollen, und er preßte hart die Lippen aufeinander.
»Narda hat recht«, sagte Asen-Ger in die Stille hinein. »Wir dürfen nicht kapitulieren. Wir dürfen es selbst dann nicht, wenn wir dadurch eine Welt sterben lassen. Zuviel steht auf dem Spiel. Außerdem halte ich die zunehmende Abneigung vieler Freunde gegen Rorqual für sehr irrational.«
»Aber was dann? Sollen wir hier tatenlos zusehen, wie die Siedler und die Eisteufel von Quostan sterben? Wie die CYGNI im Orbit zu einem Totenschiff wird?«
»Wir haben einen Punkt noch nicht einmal bedacht«, meldete sich der alte Treiber und Terranauten-Veteran Ennerk Prime und erhob sich, so daß ihn alle sehen konnten. Noch immer lag ein leicht grünlicher Schimmer auf seinem Gesicht, der an seinen Besuch auf Sarym, der grünen Welt, erinnerte. »Wir wissen, daß Lyda Mar die Viren in sich trägt, die von der Individualstrahlung Llewellyns aktiviert wurden. Aber mit allergrößter Wahrscheinlichkeit trägt nicht nur Lyda die Viren, sondern auch wir!«
Jetzt hätte man eine Stecknadel fallen hören können.
Prime breitete die Arme aus und sah sich um. »Hermano Lotz konnte schließlich nicht wissen, wer von uns dem Riemenmann begegnen würde. Er hat uns sicherlich alle zu Seuchenträgern gemacht.« Auf einigen Gesichtern zeigte sich plötzlich entstehende Angst, und Prime nickte verstehend. »Ich kann mir vorstellen, was jetzt in euch vorgeht. Aber zur Zeit dürfte wohl keine Gefahr bestehen. Wenn wir Llewellyn 709 gegenübertreten, allerdings …«
Er wandte sich Asen-Ger, David und Narda zu. »Das, worauf ich hinauswill, ist aber etwas anderes. Nachdem Valdec den bakteriologischen Krieg gegen uns einmal eröffnet hat, wird er nicht zögern, uns andere Seuchenträger nach Rorqual zu schicken, wenn er mit uns nicht den erwünschten Erfolg hat. Wahrscheinlich genügt es schon, wenn er einen Aktivator für die Viren in unseren Körpern einschleust. Dagegen könnten wir uns nur schützen, wenn wir jede Verbindung zu übrigen Galaxis abbrechen, was einer Kapitulation gleichkäme!«
»Wir brauchen also das Gegenmittel, daran geht kein Weg vorbei«, stellte Yoron Errehan leise fest und sah zu den beiden Terranautenführern
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