Die Terranauten 047 - Die Haßseuche
hinüber. Asen-Ger blickte auf einen Punkt auf der Tischplatte vor sich. David terGorden zwinkerte mit den Augen.
»Es sieht so aus, ja«, gab er zurück. »Bakteriologische Waffen und die entsprechende Forschung sind von Konzil seit Jahrhunderten verboten. Wenn Valdec sich darüber hinwegsetzt, zeigt das seine absolute Skrupellosigkeit! Wir brauchen das Gegenmittel um jeden Preis. Und das Gegenmittel befindet sich auf der Erde.« Er schüttelte andeutungsweise den Kopf. »Es gibt noch eine andere Möglichkeit, bevor wir eine endgültige Entscheidung treffen.«
Fragende Blicke trafen ihn.
»Welche?« erkundigte sich Narda.
»Im Blut von Vangralen und Prime befinden sich die schlafenden Viren. Wir könnten versuchen, selbst ein Gegenmittel zu finden. Farrell, dieser Carcones, Giccomo und Fraim haben es an Bord der CYGNI auch schon versucht, aber wir haben hier mehr entsprechendes Gerät. Vielleicht schaffen wir es.«
»Aber wir haben nur zwei ausgebildete Mediziner!« rief jemand. An seiner Seite erhob sich eine etwa dreißigjährige Frau, Janyne Valanth. Sie war einer der beiden Ärzte, auf die der Zwischenrufer angespielt hatte.
»Wir können es versuchen«, sagte sie ruhig. »Einen Versuch ist es mit Sicherheit wert. Und Hilfspersonal kann angelernt werden.«
David terGorden blickte erst Asen-Ger an und musterte dann die Medizinerin, die von Aqua stammte. »Gut«, sagte er, fast wie zu sich selbst. »Zwei Tage. Liegen bis dahin keine Resultate vor, müssen wir zur Erde. Ob wir wollen oder nicht.«
*
… können wir davon ausgehen, daß die erste große Krise für den Widerstand gegen das Konzil und die Bewegung TERRANAUTEN mit der Vernichtung des Planeten Zoe begann (siehe unter Archiv-Nummer 12/75/A-198). Die Fehler, die zu dieser Ersten Krise geführt haben, sind offensichtlich: mangelnder Rückhalt in der breiten Öffentlichkeit. Geschicktes psychologisches Taktieren des Konzils, besonders in der Zeit unter Max von Valdec, führte dazu, daß Treiber – überhaupt PSI-begabte Personen – in der öffentlichen Meinung nur als notwendiges Übel akzeptiert wurden.
Der Widerstand zog seine Lehren aus der Ersten Krise, aber als er sich neu formiert hatte und sich zu konsolidieren begann (siehe hierzu auch: GINGER und FREIER BUND), erfolgte die Zweite Krise, die unter dem Stichwort Haßseuche bekannt geworden ist.
Es ist eine Binsenwahrheit: Waffen, die existieren, werden irgendwann auch einmal eingesetzt. Die Zweite Krise wurde ausgelöst von einer bakteriologischen Waffe. Sie traf den Widerstand unvorbereitet …
(Aus: Zeiten des Widerstandes, Terra, 2923)
*
Claude Farrell ließ sich einfach fallen, und einen Sekundenbruchteil später entlud sich die Waffe in der Hand des Gardisten. Ein fingerdicker Strahl fegte über ihn hinweg und verbrannte die Haut auf seinem Rücken. Claude rollte sich herum, hieb auf die Taste, und das Schott schloß sich wieder, bevor der Graue eintreten konnte.
»Himmel«, brachte er hervor. »Die Kerle sind auch überall.«
»Sie haben sich geteilt und wissen offenbar genau, wo wir stecken«, sagte Angila Fraim. »Und sie waren schlau genug, das Feuer nicht innerhalb der von den Projektoren geschaffenen Barriere zu eröffnen. Das hätte die Schutzschilde aktiviert – und sie verbrannt.«
Farrell nickte nur, während er fieberhaft überlegte. Dröhnende Schläge trafen das Schott, ließen den Boden unter ihren Füßen erzittern.
»Preisfrage: Was tun wir jetzt?«
»Wir müssen jedenfalls zur Zentrale«, stellte Ruben Carcones fest. »Wenn die Zentrale fällt …«
»Ja, ja, ich weiß.« In Farrells Gesicht mahlten die Muskeln. »In Ordnung, nehmen wir eben noch mal die Luftschächte. Es ist zwar nicht bequem, dafür aber einigermaßen sicher.« Er sah Angila an. »Bleib du bitte hier, und achte auf Sirdina. Du hast hier die Ausrüstung einer halben Armee, und damit solltest du dir die unliebsamen Zeitgenossen da draußen einige Zeit vom Leibe halten können.«
Er taumelte, hielt sich an einem Tisch fest.
»Bist du sicher, daß ihr es schaffen könnt?«
»Wenn der gute Ruben mich nicht vorher umbringt – ja!«
»Ich werde versuchen, mich zu beherrschen«, entgegnete der PSI-Assassine, dann schoben sie sich rasch mehrere Ausrüstungsgegenstände in die Taschen. Sie hetzten durch zwei an das Hauptlabor angrenzende Räume, die unversehrt geblieben waren, und öffneten den Zugang zu einem breiten Klimaschacht. Angila hob die Faust, deren Daumen nach oben
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