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Die Terranauten 047 - Die Haßseuche

Die Terranauten 047 - Die Haßseuche

Titel: Die Terranauten 047 - Die Haßseuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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nicht wahrgenommen wurde. Es ist der Wahnsinn Ruben Carcones’, der auch mich in den Bann geschlagen hat. Ich kann mich daraus befreien, wenn ich will!
    Die Menge grölte, als er durch den tunnelartigen Gang ins Freie geführt wurde. Er blieb einen Augenblick stehen und sah sich um. Tausende hatten sich auf dem Platz eingefunden, riefen noch lauter, als sie ihn sahen, gestikulierten wild. Farrell fühlte, wie ihm der kalte Schweiß ausbrach. Die Gebäude, die den Platz umsäumten, waren hoch, und aus ihren Schornsteinen quoll dicker Rauch. Dabei mochte die Temperatur mindestens fünfundzwanzig Grad betragen.
    Ein harter Ruck, der scharf in sein Fleisch schnitt, und gegen seinen Willen taumelte er vorwärts, auf eine hochgewachsene Gestalt zu, deren Gesicht von einer schwarzen Kapuze mit zwei Augenlöchern verborgen wurde, hinter denen es glitzerte.
    Wehr dich! Wehr dich endlich! Erinnere dich an die Haßseuche, daran, daß du deine PSI-Fähigkeiten gegen die Wogen des Wahnsinns einsetzen kannst. Du bist nicht machtlos. Resignation führt in den Tod!
    Wieder ein Ruck, der fürchterlich schmerzte, und erst jetzt stellte er fest, daß an seinem Hals eine Schlinge befestigt war, von der ein Seil ausging, das ein anderer Mann in den Händen hielt, ein Mann, der ihm jetzt das Gesicht zuwandte, ein Gesicht, in dem die Augen starr waren und metallisch glitzern.
    Das ist er! rief die Stimme in ihm. Das ist Ruben Carcones. Das, was du siehst, sind seine Scanner-Augen, nichts anderes. Wehre dich endlich gegen seine Visionen. Sonst werden sie dich in den Untergang treiben.
    »Nieder mit dem Verbrecher!« brüllte die Menge, und einen Augenblick lang sah es so aus, als wolle der Mob die Absperrungen durchbrechen. Dann hatten die seltsam gekleideten Polizisten die Lage wieder unter Kontrolle.
    Ein neuer Ruck, und die Schlinge schnürte ihm fast die Kehle zu. Der Mann mit den starren Augen führte ihn auf ein hölzernes Podest zu, stieß ihn die Stufen empor. Oben auf der Plattform war eine seltsame Konstruktion errichtet worden. Die Gestalt mit der schwarzen Kapuze folgte ihm langsam, so, als hätte sie alle Zeit der Welt.
    »Du bist angeklagt des Diebstahls. Das Pariser Gericht hat dich rechtskräftig verurteilt. Hast du noch etwas zu sagen?«
    Der Mann, der diese Worte sprach, trug eine Perücke, und seine Kleidung schien aus Samt zu sein. Farrell blickte ihn verständnislos an. Er hatte doch nur ein Brot gestohlen, ein einziges Brot!
    Es ist nicht wirklich. Es ist der Wahnsinn. Konzentriere dich endlich!
    Der Ankläger erinnerte ihn an jemanden, und ein paar Sekunden lang versuchte er, diese seltsame Vertrautheit zu analysieren.
    Er hat das Gesicht von Max von Valdec, Vorsitzender des Konzils der Konzerne, mächtigster Mann im Sternenreich der Menschheit.
    »Nun, Henker, tue deine Pflicht!«
    Was hatte das zu bedeuten?
    Claude Farrell erhielt die Antwort eher, als ihm lieb sein konnte. Der Mann mit der schwarzen Kapuze griff ihn hart am Arm, drückte seinen Oberkörper hinab, preßte seinen Kopf durch eine schmale, runde Öffnung in der Holzkonstruktion. Er hatte noch Zeit genug, das metallische Blitzen über sich wahrzunehmen, die scharfe Kante, die im Licht der erbarmungslosen Sonne funkelte.
    Willst du tatsächlich sterben, ohne auch nur den Versuch gemacht zu haben, gegen dein Schicksal anzukämpfen? Sei kein Feigling, Claude. Kämpfe! Noch ist es nicht zu spät. Aber gleich, gleich ist es soweit. Himmel, konzentriere dich!
    Plötzlich wußte Farrell, was hiermit ihm geschah. Er sollte hingerichtet werden, hatte seinen Kopf schon in der Guillotine. Und jeden Augenblick konnte das Fallbeil herabsausen, seinen Kopf von den Schultern trennen. Er riß die Augen auf, sah überdeutlich vor sich den geflochtenen Korb, in den sein Kopf nach der Vollstreckung des Urteils hineinfallen sollte.
    Nein!
    Für einen Augenblick verschwamm das Bild vor seinen Augen, löste sich die brütende Hitze auf, machte Kühle Platz. Er sah in die fluoreszierenden Leuchtplatten der Korridordecke, hörte neben sich ein Stöhnen. Dann aber, als er schon befreit aufatmen wollte, kehrte die Hitze zurück, die Hitze und der Tod, der über ihm funkelte.
    Die Holzkonstruktion erzitterte sanft, als der Henker mit der schwarzen Kapuze den Hebel betätigte. Leises Sirren drang an seine Ohren, als das schimmernde Fallbeil herabraste, auf seinen Nacken zielend.
    Nein!
    Dann erfaßte ihn ein rasender Schmerz.
     
    *
     
    »Der Ringo ist explodiert«, sagte Lyda,

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