Die Terranauten 047 - Die Haßseuche
gar keinen Umständen zu. Wir … ehen … gezwung …« Die Störungen nahmen rasch zu.
Gefahr, dachte der Gardist. Dort unten lauert Gefahr. Und seine Sinne begannen, sich wieder zu umnebeln. Die Schaltpulte vor ihm versanken in einen plötzlich entstandenen Nebel, die Bildschirme wichen zurück, verwandelten sich in gräßliche Fratzen, die ihn anzugrinsen schienen.
Gefahr. Gefahr.
Er begann zu wimmern, leise erst, dann immer lauter. Seine rechte Hand tastete hinunter, schloß sich um den Kolben der Waffe, zog sie aus der Halfter, entsicherte sie. Das Fokussierungsfeld am Ende des Laufes begann sanft zu fluoreszieren.
Haß. Haß.
Die Emotionswoge wischte alle anderen Empfindungen einfach beiseite. Das Gesicht des Gardisten verzerrte sich, dann betätigte er den Auslöser.
Dauerfeuer.
Der blitzende Strahl kochte über Pulte und Instrumentenkonsolen, ließ Bildschirme und Monitoren zerplatzen.
Flammen leckten aus den Überwachungssegmenten, verbrannten den Mann, der zusammengekrümmt in dem Sessel gekauert hatte. Der Strahl verblaßte, aber die Zerstörungen und Funktionsbeeinträchtigungen blieben. Tief im Leib des Ringos jaulten die MHD-Generatoren; die Steuerungsimpulse unterlagen nicht länger der strengen Kontrolle des Computers, der seine Arbeit eingestellt hatte. Über den letzten intakten Außenbildschirm jagte der Gasozean des Scharlachmeeres. Weit voraus tauchte ein Riff auf, bizarr geformt. Es lag genau auf dem Kurs des Ringos – und es kam immer näher.
Die MHD-Generatoren detonierten. Und nur einen Sekundenbruchteil später wurden die Reaktoren in den Zerstörungsprozeß mit einbezogen. Dort, wo sich noch kurz zuvor der Ringo befunden hatte, platzte eine Sonne auseinander …
*
»Hier, sieh dir das einmal an!« Karmah Madras drehte sich um und winkte Janyne Valanth hastig zu. Sein schmalgeschnittenes Gesicht drückte Aufregung aus. Janyne gab einer jungen Frau einige Anweisungen und trat dann an seine Seite, Madras, der auf Aqua die gleiche Ausbildung genossen hatte wie sie, führte rasch einige Schaltungen an dem Elektronenmikroskop aus. Ein flacher Monitor erhellte sich und zeigte einen fünfzackigen Stern.
»Das ist er«, kam es leise von seinen Lippen. »Der Haßseuchen-Virus.«
Die junge Frau kniff die Augen zusammen und musterte das seltsame Bild. Bisher hatten sie nur größere Kulturen isolieren können, niemals einen einzelnen Virus. Wie immer das genetische Programm in den Einzelheiten auch beschaffen war: Der Virus schien das Bestreben zu haben, sich mit seinen Artgenossen fast untrennbar zu verbinden.
»Er ist natürlich noch immer von diesem seltsamen Schutzgewebe umgeben«, sagte Madras müde und aufgeregt zugleich. »Ich habe es mit allem versucht, aber die Aktiv-Passiv-Zellen absorbieren einfach alles. Nur Hitze über tausend Grad scheint diesem Gewebe nicht sonderlich zu behagen. Dann löst es sich fast explosionsartig auf – und mit ihm der Virus.« Er sah auf. »Aber wir können befallene Personen wohl kaum einer solchen Temperatur aussetzen, nicht wahr?«
Sie nickte. »Wohl kaum.« Sie beobachtete den fünfzackigen Stern. Er war von Blutplasma umgeben. Andere Versuche hatten bereits ergeben, daß die Abwehrkörper eines beliebigen Organismus – solange er auf Kohlenstoffbasis funktionierte – den eingekapselten Virus nicht als Fremdkörper erkennen konnten und demnach auch nicht in der Lage waren, ihn anzugreifen.
»Auf MEL-Antibiotika reagiert er seltsam«, fuhr Madras fort und berührte einen Sensor. Fast im gleichen Augenblick begann der Stern zu zittern. Er veränderte die Farbe von einem leichten Grünton hinein ins. Rötliche.
»Siehst du? Das Gewebe nimmt das Antibiotikum auf, vereinnahmt es, absorbiert es. Eins ist sicher: Mit den herkömmlichen Medikamenten ist diesem Organismus nicht beizukommen. Das Gegenmittel muß eine völlig unbekannte Beschaffenheit haben. Es kann nichts mit den bekannten antibakteriologischen Mitteln gemein haben.«
Janyne Valanth richtete sich auf und nickte erneut. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie einer ihrer Assistenten an die Zentraleinheit des Labors trat, das sie in aller Eile eingerichtet hatten.
»Nein!« rief sie, als sie sah, daß der junge, hochgewachsene Mann die Sensoren berührte. Ihr Herzschlag schien für einen Augenblick auszusetzen, als sie sich daran erinnerte, daß sie vor wenigen Minuten noch einmal die PSI- und Zellschwingungsfrequenz des Riemenmannes untersucht hatte in der Hoffnung, dadurch dem
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