Die Terranauten 047 - Die Haßseuche
Programm der Haßseuche-Viren auf die Spur zu kommen. Sie arbeiteten jetzt seit zwanzig Stunden ununterbrochen, ohne eine. einzige Pause, ein Umstand, der die Gefahr von Unaufmerksamkeiten heraufbeschwor.
Und sie hatte einen schrecklichen Fehler begangen, wie ihr jetzt bewußt wurde. Sie hatte die Zusammenstellung nicht wieder gelöscht. Ein einziger Tastendruck, und der Modulator würde die Individualstrahlung Llewellyns aussenden.
Karmah Madras zuckte zusammen, sah sie entgeistert an, als sie sich umdrehte und auf den Assistenten zulief, der ihren Ruf offenbar durch das intensive Summen des Gerätes vor ihm überhört hatte. Seine Hände kamen der Taste immer näher.
»Finger weg!« schrie sie, stolperte und stieß gegen die Schultern des Hochgewachsenen. Der gab einen überraschten Laut von sich, verlor das Gleichgewicht und suchte aus einem Reflex heraus nach Halt. Seine breiten Hände prallten auf die Tasten, und Janyne sah aus schreckgeweiteten Augen, wie über zwei Oszillographen eine grünschimmernde Welle zu wandern begann. Das Programm war ausgelöst.
Der Modulator strahlte in diesem Augenblick die Frequenz aus, die den Haßseuche-Virus aus seinem Schlaf erweckte. Das, was sie alle befürchtet hatten, war eingetroffen.
»Mein Gott!« hauchte sie, lief zurück zu dem immer noch entgeistert dreinblickenden Madras und sah auf den Monitor des Elektronenmikroskops.
Der fünfzackige Stern bewegte sich!
Der rote Farbton verwandelte sich erneut, wurde zu einem schmutzigen Braun. Winzige Partikel lösten sich von den einzelnen Zacken, trieben in der Emulsion davon. Wieder ein Zucken. Und der Virus teilte sich!
Im gleichen Augenblick, noch bevor die Medizinerin etwas sagen konnte, heulte eine Sirene auf.
»Verseuchung, Stufe I«, sagte eine kalte, computermodulierte Stimme. »Abriegelungsprogramm tritt in Kraft.«
In den Gesichtern der Assistenten leuchtete Entsetzen auf. Sie begriffen, was diese gefühllose Warnung zu bedeuten hatte.
»Die Aktivierungsfrequenz ist ausgelöst worden«, brachte Janyne schreckensbleich über die Lippen. Und es war ihr Fehler! Die Viren teilten sich, wurden immer aktiver. Die Haßseuche brach aus!
Karmah Madras sprang auf.
»Raus hier, schnell. Wenn die zweite Stufe in Kraft tritt, ist es aus!«
Er packte den Arm Janynes, die wie erstarrt war, zerrte sie mit sich fort zum dreifach gesicherten Schott, der einzigen Möglichkeit, das abgeriegelte und vollständig isolierte Labor zu verlassen. Die Zeit saß ihnen im Nacken, als sie unter den Strahlungsschauern der Desinfektionsduschen standen.
Teilung. Teilung.
»Achtung, Filterbeeinträchtigung in Sektor 3«, meldete der Computer tonlos. »Verseuchung des Ersten Isolierbereiches. Verseuchungsstufe II. Verseuchungsstufe II. Sicherheitsprogramm tritt in Kraft.«
»Nein!« rief eine junge Frau und betätigte vergebens die Entriegelungseinheit des Sicherheitsschotts. Kein Summen ertönte, kein Zischen einer Überdruckkammer. Der Computer hatte die Schaltkreise blockiert gemäß dem Programm, das sie ihm vor über zwanzig Stunden eingespeist hatten. »Ich will nicht sterben.«
Janyne Valanth verbarg das Gesicht hinter ihren Händen. Alles in ihr begehrte gegen das Schicksal auf, das nun unabwendbar war. Aber alle, die sich hier in dem provisorischen Labor befanden, hatten das Ausmaß des Risikos bereits vorher gekannt. Und sie waren auch mit dem Programm einverstanden gewesen, das nun anlief.
»Verseuchungsstufe III«, ertönte es. »Beeinträchtigungen der bakteriologischen Filter, in Sektor 4, 7, 8, 9 und 13.«
Irgendwo rumpelte ein schweres Aggregat.
»Das ist doch einfach unmöglich!« brachte Karmah hervor. »So schnell kann sich einfach kein Virus vermehren. Das ist völlig ausgeschlossen.«
Begreift er überhaupt nicht, was hier gleich geschehen wird? dachte Janyne müde.
Das Rumpeln wiederholte sich, dann knirschte etwas.
Langsam nickte sie.
Die Sicherheitsautomatik würde den Virus vernichten gemäß dem Programm. Auf gar keinen Fall durfte er ins Freie gelangen und die Umgebung verseuchen. Sie würde ihn zerstören mit einigen tausend Grad Hitze, die das Labor zusammenschmelzen würden – und damit alles, was sich in seinem Innern befand.
*
Claude Farrell …
… schluckte, versuchte, sich den Schweiß von der Stirn zu wischen, scheiterte aber, weil, seine Arme auf dem Rücken zusammengebunden waren. Heiß brannte die Sonne herab. Angst rann durch seine Adern.
Illusion! gellte eine Stimme, die
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