Die Terranauten 049 - Das Ultimatum der Computer
einsetzen konnte.
Da gab es noch die Kolonnen der Schatten und die Schlachtkreuzer der Grauen Garden. Da gab es die Möglichkeit, die Lieferung von Nahrungsmitteln zu stoppen, dringend benötigte Insektizide und Herbizide nicht zu liefern, und schon drohte ganzen Welten die Hungersnot oder den planetaren Ernten die Vernichtung durch einheimische Schädlinge.
Fast war Valdec versucht, aufzulachen über die armseligen Versuche der Humo-Untergrundbewegungen, der Separatisten und Rebellen. Aber da waren die Terranauten, die wieder Treiber um sich geschart hatten … Fielen die Terranauten, dann brachen auch die planetaren Unabhängigkeitsbewegungen über Nacht zusammen. Aber jetzt standen die Terranauten mit einer Flotte über Terra.
Der Lordoberst blickte hinüber zu dem Podest im Zentrum der Zentrale, wo die Holo-Projektion der Milchstraße flimmerte, eine grellfunkelnde Spirale, in der das gesamte astronomische Wissen des Konzils Eingang gefunden hatte.
Auf dem Podest, dort, wo es die Möglichkeit gab, Servosessel aus dem Boden zu fahren, saß eine schlanke, graugekleidete Gestalt mit hochgesteckten Haaren. Eine Frau mit einem feingeschnittenen, asiatisch anmutenden Gesicht.
Valdec eilte mit großen Schritten eine teppichbelegte Treppe hinauf und der Grauen entgegen.
Die Graue erhob sich. »Lordoberst«, grüßte sie ihn und neigte den Kopf.
»Nehmen Sie Platz, Queen Yazmin«, forderte Valdec sie auf. Per Knopfdruck ließ er für sich und Frost einen Sessel ausfahren und setzte sich ebenfalls.
Die Queen Yazmin sah ihn schräg von der Seite an. »Ich habe bereits veranlaßt«, erklärte sie halblaut, »daß ein Szenario durchgerechnet wird.«
Valdec lächelte. Yazmin war eine tüchtige Frau, und manchmal hatte er den Eindruck, daß sie seine Gedankengänge erriet.
Wir sind einander sehr ähnlich, dachte er. Ja, das ist es. Sie ist entschlossen, selbstbewußt und besitzt einen analytischen Verstand. Eine ideale Kombination für eine Queen der Grauen Garden, die weiter hinaufsteigen will, bis an den Gipfel der Macht. Sie wäre ein perfekter Ersatz für Chan de Nouille, für diese störrische, rachsüchtige Hexe, die niemals ihre wahre Gestalt zeigt.
»Berichten Sie«, befahl er.
»Nach der Wahrscheinlichkeitsrechnung besteht keine Aussicht, das Gros der Flotte durch einen Präventivschlag auszuschalten. Sieht man von den Schäden ab, die die Erde durch eine so große Zahl nuklearer Explosionen in unmittelbarer planetarer Nähe erleiden wird, so werden mit Sicherheit genug Schiffe den Angriff überstehen, um den Planeten vollends zu zerstören. Es wäre Selbstmord, Lordoberst.«
Valdec nickte nachdenklich.
Natürlich, er hätte es sich denken können. Doch dieser Plan war nur einer unter vielen, die ihm zur Verfügung standen.
»Von den moralischen und finanziellen Konsequenzen«, setzte die Queen Yazmin nüchtern hinzu, »ganz abgesehen.«
»Gewiß.« Valdec rieb sich über die Stirn und sah dann auf seine Uhr. Die Zeit verflog. Lange würden die Terranauten nicht mehr stillhalten. Und sie waren gewiß verzweifelt genug, um irgend etwas Verrücktes anzustellen. Vor allem dieses Monstrum, dieser Riemenmann …
Ein leises Hüsteln ließ ihn den Kopf drehen. Und er begriff mit einemmal, daß ein Mann hinter ihm stand, der ihr Gespräch schon einige Zeit mitangehört hatte.
Valdec spürte, wie ihm das Blut in den Kopf stieg.
Das, dachte er in hilflosem Zorn, hat mir gerade noch gefehlt!
Der Mann hinter ihm war groß und dürr und wirkte auf eine ungewisse Art bis ins Mark vertrocknet. Ein griesgrämiger Ausdruck prägte das bleiche, schmale Gesicht, und die Halbglatze glänzte wie poliert im Licht der Milchstraßen-Projektion. Der Mann trug eine ausgebeulte schwarze Hose, ein gleichfalls schwarzes, schäbiges Jackett und hielt in der rechten, greisenhaft faltigen Hand einen langen schwarzen Spazierstock, der in einem zwiebelförmigen Knauf endete.
»Ich hoffe«, sagte der Mann mit einer kratzigen Stimme, »daß Ihr Gespräch, dessen Zeuge ich zufälligerweise wurde, rein erkenntnistheoretischer Natur war.« Nervös zupfte er an einem weißlichen Nasenhaar, das aus seinen Nüstern hervorsah. »Immerhin würde die Vernichtung einer Flotte im Schätzwert von ungefähr fünfhundertachtzig Milliarden Verrechnungseinheiten allen Grundsätzen einer sparsamen und wirtschaftlichen Haushaltsführung Hohn sprechen – wobei in dieser Summe nicht einmal die Ausbildungskosten enthalten sind, die für die noch an Bord
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