Die Terranauten 050 - Drohung von den Sternen
hervor. »Haben Sie David gesehen?«
»Er ist verschwunden.« Cantos bewegte achtlos seine Pseudopodien. »Vermutlich hat er versucht zu fliehen, ohne zu ahnen, daß es sinnlos ist.«
»Sinnlos?« echote Llewellyn. »Heißt das …?«
»Ja. So wie hier sieht es jetzt überall auf der Erde aus. Ein PSI-Feld, das den gesamten Planeten umgibt und ihn von seiner stellaren Umgebung abschottet. Ich habe versucht, mich mit meinem Schiff in Verbindung zu setzen, doch es gelang mir nicht. Das bedeutet, wir sind auf uns allein gestellt und müssen uns selbst helfen.«
»Ich verstehe immer noch nicht.« Llewellyn spürte, wie sich unter der Erregung seine Brustpartie verhärtete. »Wieso …?«
»Lassen Sie es mich erklären«, unterbrach Cantos. Ruhe ging von ihm aus, Konzentration, die auch Llewellyn in ihren Bann schlug.
»Ein PSI-Feld von einer Stärke, wie es nur das geistige Potential eines ganzen Volkes errichten kann.« Cantos wollte lachen, doch es wurde nur ein feines, abgehacktes Zischen daraus. »Alles andere ist durch logisches Nachdenken erklärbar.
Dieses Volk ist wahrscheinlich jenes, dessen Heimatplanet durch die von der Menschheit verursachte Kaiserkraft-Katastrophe vernichtet wurde. Jemand – etwas – muß diese Bewußtseine vor dem Sterben bewahrt haben. Es hat sie in Weltraum II aufgefangen. Eine Entenität vermutlich. Oder eine hochentwickelte posttechnische Kultur. Kormolan Jilith, von dem Chan de Nouille uns berichtete, ist Agent dieser Macht oder ein Überlebender jenes Volkes.
Anzunehmen ist, daß Jilith als eine Art …, nun, PSI-Transmitter dient. Er ist der Brennpunkt, an dem sich die psychische Kraft seiner Artgenossen vereinigt.
Die Logik sagt mir, daß die Umgebung, die wir hier erleben, Abbild des zerstörten Planeten ist. Demnach wird es Aufgabe des PSI-Feldes sein, diesen Zustand zu stabilisieren und zu konservieren. Daraus läßt sich folgern, daß er als künftiges Domizil, als neue Heimat dieses Volkes dienen wird.«
»Aber«, rief Llewellyn protestierend, »diese Wesen sind tot. Körperlos. Banshees!«
»Gewiß.« Cantos zeigte sich von dem Einwand unbeeindruckt. »Die Tatsache, daß keiner der in der Nähe befindlichen normalen Menschen die Veränderung als ungewöhnlich empfindet, bedeutet zwangsläufig, daß Innenwelt und Außenwelt nach Abschluß des Prozesses übereinstimmen werden.
Ich vermute, die körperlosen Persönlichkeiten der Fremden werden sich der veränderten Menschen als Wirtskörper bedienen.«
Cantos betrachtete ihn mit einem rätselhaften, hypnotisierend wirkenden Blick.
»Damit dürfte sich das Problem Kaiserkraft für die galaktischen Zivilisationen erledigen. Eine wirksame und unblutige Lösung.«
»Sie können sich mit Ihrem verdammten Zynismus den … Ach, verdammt!« Zorn hatte Llewellyn erfaßt. Zorn, der aus seiner Hilflosigkeit geboren wurde.
Cantos stieß sein zischendes Lachen aus. »Ah«, machte er, »wieder ganz der alte?«
Der Treiber schwieg.
Mit seinen scharfen, klaren Augen besah er die deprimierende Umgebung, die metamorphierten Menschen, die vielleicht nicht einmal ahnten, welches Schicksal ihnen zugestoßen war. Weit und breit gab es nichts als das Sumpfgebiet und hier und da einige Steininseln, die sich blau und steil aus dem Morast erhoben.
Dunkle, geflügelte Kreaturen kreisten am Himmel.
Von der Tier- und Pflanzenwelt der Erde, ihren Städten und technischen Einrichtungen war nichts übriggeblieben.
Kormolan Jilith … Möglicherweise konnte es gelingen, über ihn den Zufluß an PSI-Energie zu blockieren und die Verwandlung rückgängig zu machen. Doch der falsche Servis befand sich in Berlin oder dort, wo einst Berlin gestanden hatte. Wie die Hunderte von Kilometern zurücklegen?
Ehe sie auch nur einen Bruchteil der Strecke bewältigen konnten, mußte der Prozeß bereits irreparabel, die Menschheit von den Bewußtseinen der Fremden verdrängt worden sein.
Cantos schien seine Gedanken zu erraten.
»Setzen Sie sich dialektisch mit dem Problem auseinander, statt zu resignieren«, forderte ihn der Genessaner auf. »Die Fremden besaßen zwar eine nur prä-psionische Kultur, hatten aber bereits die ersten Schritte ins All hinaus gemacht. Damit sind sie auch an die Annehmlichkeiten einer halbwegs entwickelten technischen Zivilisation gewöhnt. Es ist naheliegend, daß sie diese Vorteile auch in ihrer neuen Heimat genießen wollen.«
»Sie meinen«, setzte Llewellyn Cantos’ Überlegungen fort, »daß die Veränderung noch
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