Die Terranauten 051 - Welt im Chaos
Gewalt von diesem Schiff vertreiben will, müssen wir zusammenstehen.«
»Wer sind wir?« fragte Hrassan.
»Wir – das sind du, deine beiden jungen Vettern, die alte Falha, der Mann, der sich d’Guinne nennt, Thorna und ich. Und außerdem … Layla Chalid und Golan Asgayr.«
Hrassan rollte mit den Augen und schnaubte empört: »Layla? Golan? Aber sie sind tot!«
David wich zurück. Er hatte keine Ahnung, wie die Islahami einen Tabubruch ahndeten, aber er rechnete damit, daß seine unbotmäßigen Worte ihm durchaus einen Stich zwischen die Rippen einbringen konnten.
»Sie sind zumindest an Bord«, sagte er schnell. »Und auch wenn sie … Schattenwesen sind: Sie können kämpfen. Aber um in unserer Lage effektiv vorgehen zu können, sollten sie unsere Pläne kennen, wenn wir uns auf ihre Hilfe verlassen wollen.«
Hrassan schnaubte noch einmal. Seine Rechte fuhr an den Knauf seines Krummsäbels. »Noch nie …«, keuchte er.
»Vorsicht!« sagte David. Hinter Hrassan öffnete sich die Tür der Kapitänskajüte, und mehrere Männer kamen an Deck. Karaman befand sich an der Spitze. Mit gesträubtem Bart und gefletschten Zähnen baute er sich vor Hrassan auf und stieß hervor: »Yanda ist das Ende unserer Reise, Wüstensohn. Warum seid ihr noch nicht von Bord gegangen?«
Aus den Augenwinkeln sah David, daß Thorna sich inzwischen von der Reling gelöst und sich zu Layla und Golan gesellt hatte. Marcel d’Guinne lockerte unbekümmert sein langes Schwert und tat so, als würde ihn der Hafen Yandas ungemein interessieren. Der junge Islahami Alyr warf in diesem Moment einen Blick aus dem Bullauge der Kabine, in der er und die anderen untergebracht waren. Er verstand die Lage an Bord offenbar richtig, denn er ging sofort wieder auf Tauchstation.
Hrassan sagte: »Du fährst weiter, Schiffer.«
»Was tue ich?« schrie Karaman empört und gab seinen Männern einen Wink. Seine Offiziere – es waren sieben Mann, die sich mit verkniffenen Gesichtern um ihren Kapitän drängten – murmelten wütend. Erst jetzt stellte David fest, daß sie sich offenbar Mut angetrunken hatten. Er wußte aus Erfahrung, daß ein ausgewachsener Islahami-Krieger zehn gewöhnliche Männer aufwog, und dem Anschein nach wußten die Seeleute das auch.
Ehe David sich versah, zückte ein narbenbedeckter, muskulöser Mann neben Karaman seine Klinge und stieß einen Wutschrei aus. Das war das Zeichen zum allgemeinen Angriff. Im Nu klirrte Metall gegen Metall. David zog blank und setzte sich von Hrassan ab, um den Treppenaufgang zu bewachen, auf dem es in wenigen Sekunden von Seeleuten nur so wimmeln würde.
Marcel d’Guinne nahm sich zwei um die Decksaufbauten stürmende Wachtposten vor und beförderte sie mit gezielten Schwingern über die Reling. Ein dritter Mann, der sich ihm von hinten mit einem Enterbeil näherte, hatte weniger Glück, denn Golan Asgayr, der sich inzwischen vom Achterdeck gelöst hatte, schleuderte ihm aus zehn Metern Entfernung einen Belegnagel an den Schädel. Auch Thorna schritt zur Aktion. Noch ehe der Angreifer sich wieder aufrappeln konnte, hatte sie ihn gepackt und über Bord geworfen.
Als David den Treppenabgang zu den Mannschaftsquartieren auf dem Vordeck erreicht hatte, lagen zu den Füßen Hrassans schon zwei Tote. Karaman und diejenigen seiner Getreuen, die der Mut noch nicht verlassen hatte, schlugen sich wacker. Sie mußten sich allerdings zurückziehen, als die beiden jungen Islahami, die sich zum Zeitpunkt des Angriffs in ihrer Kabine aufgehalten hatten, mit gezückten Säbeln auf sie zustürmten. Zwei, drei weitere Seeleute gingen über Bord. Karaman fluchte und rief um Verstärkung, aber David, der die Treppe voll unter Kontrolle hatte und seine Klinge kreisen ließ, sorgte dafür, daß niemand an Deck gelangen konnte. Während d’Guinne, Layla und Golan Asgayr das Deck von den beiden letzten Wachtposten säuberten, drängte Hrassan Kapitän Karaman und dessen letzte Männer an die Reling zurück. Es war nur noch eine Frage der Zeit, wann auch sie vernünftig und das Heil in der Flucht suchen würden.
In einem unachtsamen Moment wurde David das Schwert aus der Hand geschlagen. Irgend etwas flog aus der Tiefe zu ihm herauf, traf sein rechtes Bein und ließ ihn straucheln. Ehe er sich versah, wälzte sich die brüllende Meute, die aus dem Schiffsleib heraufgedrängt kam, über ihn hinweg. Die Klinge schepperte zu Boden, und dann saß ein Hüne von einem Mann auf seiner Brust und versuchte, ihn zu
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