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Die Terranauten 051 - Welt im Chaos

Die Terranauten 051 - Welt im Chaos

Titel: Die Terranauten 051 - Welt im Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conrad C. Steiner
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erwürgen.
    »David!« schrie Thorna, die mit einer hageren Vogelscheuche rang und verzweifelt versuchte, sich aus der Umklammerung des roh lachenden Burschen zu befreien. Marcel d’Guinne wandte sich um, trat aus, brachte den Angreifer zum Taumeln und versetzte ihm den Todesstoß. Thorna rappelte sich leicht schwankend auf, suchte nach einer Waffe und riß schließlich ein kleines Faß an sich, das irgendwo auf dem Boden herumstand. Im letzten Augenblick – David begann bereits, rote Feuerräder vor seinen Augen kreisen zu sehen – schmetterte sie dem Würger das Faß gegen den Schädel.
    »Danke«, keuchte David, massierte kurz seinen Hals, nahm die nächste am Boden liegende Klinge an sich und warf sich erneut in das Getümmel. Hrassan und seine Leute hatten inzwischen ein halbes Dutzend Männer an der Bugspitze des Zweimasters zusammengetrieben. Karaman war nirgendwo zu sehen und hatte sein Schiff wohl schon verlassen. Golan Asgayr hatte gerade einen Seemann gepackt, hob ihn hoch und warf ihn in die roten Fluten. Rings um das Schiff wimmelte es inzwischen von Männern, die das Glück gehabt hatten, dem Zorn der Islahami zu entgehen. Sie schimpften wie die Rohrspatzen und beeilten sich, der rettenden Kaimauer Yandas näher zu kommen.
    Drei Minuten später war der Kampf beendet. Auf dem Deck lagen sechs Tote. Alyr hatte eine lange Schnittwunde am linken Arm davongetragen; sein jüngerer Gefährte war besinnungslos, aber außerhalb jeder Lebensgefahr. Marcel d’Guinne beklagte den Verlust eines Haarbüschels und hatte sich den kleinen Finger der linken Hand gebrochen. Seine Kleider waren nun noch zerfetzter als zuvor, aber die zahlreichen kleinen Wunden aus denen er blutete, schienen nicht ernsthafter Natur zu sein.
    Am schlimmsten hatte es Golan Asgayr erwischt. Er litt stark an einer schweren Schulterwunde und lehnte in stummem Schock an einem Mast. Layla und Thorna kümmerten sich um ihn, trugen ihn in Karamans Kajüte und suchten nach Verbandmaterial. Die Dienste der alten Falha, die den Kampf durch ein Bullauge verfolgt hatte, wären ihnen jetzt von unschätzbarem Nutzen gewesen, aber es erwies sich als unmöglich, die Heilerin dazu zu bewegen, ihre Kunst an einem Schattenwesen anzuwenden.
    Zehn Minuten nach dem Ende der Schlacht holten David terGorden und Hrassan Chalid die Anker ein. Marcel d’Guinne bemächtigte sich trotz seines gebrochenen Fingers des Ruders, und Karamans alter Seelenverkäufer schwenkte langsam ab. Der Wind griff in die Segel, blähte sie auf und schob den Zweimaster langsam auf die Flußmitte zu. Bald verschwand die Stadt Yanda aus ihrem Blickfeld. Vor ihnen breitete sich das öde, felsige Land aus, das irgendwann in den Bereich des Nordmeers übergehen mußte.
     
    *
     
    Vierzehn Tage nachdem David terGorden und Thorna die Basis auf Pitcairn verlassen hatten, erreichten sie die Mündung des Lannon. Die See vor ihnen war so rot wie der Fluß, auf dem sie die letzten Tage zugebracht hatten, aber sie war weit weniger friedlich.
    Die kleinen Dörfer an der Lannon-Mündung waren verlassen. Nirgendwo regte sich Leben. Über dem Meer lag eine fast gespenstisch anmutende Stille. Der Himmel war violett und erzeugte die Illusion einer heraufziehenden Nacht. Die Wellen, die gegen die Nordküste des Hauptkontinents rollten, zischten und brodelten, als seien sie heiß. In bestimmten Zonen stiegen ätzende Dämpfe aus dem Meer auf und erschwerten den Menschen das Atmen. Es verging keine Stunde, dann wurden sie von heftigen Hustenanfällen geschüttelt, die kein Ende mehr zu nehmen schienen.
    Marcel d’Guinne, dessen Miene sich immer mehr verfinsterte, kam schließlich auf die Idee, daß es am besten sei, wenn man sich vermummte. Die alte Falha brachte den Männern und Frauen schließlich einige dicke Tücher, die sie sich vor das Gesicht banden.
    David, der nicht weniger erschöpft war als d’Guinne, stand hinter dem Ruder und sagte: »Und Sie sind ganz sicher, daß wir auf dem richtigen Kurs sind?«
    Marcel d’Guinne spuckte aus und erwiderte: »Ich will verdammt sein, aber ich habe die Position von LaRamées Insel ganz genau im Kopf! Sie müßte eigentlich jetzt schon zu sehen sein.«
    Vor ihnen lag jedoch nichts als weite rote See. Hin und wieder tauchte am Horizont der mächtige Körper einer Meereskreatur auf, die Kreise zog, einen riesigen, walähnlichen Kopf aus den Fluten steckte und dann wieder untertauchte.
    David fröstelte. Er erinnerte sich nur zu gut an das gigantische Wesen,

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