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Die Terranauten 051 - Welt im Chaos

Die Terranauten 051 - Welt im Chaos

Titel: Die Terranauten 051 - Welt im Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conrad C. Steiner
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selbst wollte mich nach Norden durchschlagen, weil ich weiß, daß mein alter Freund Guy LaRamée dort herumkreuzt. Ich bin – mit Verlaub gesagt – ziemlich abgebrannt und bedarf dringend seiner Unterstützung.«
    David horchte interessiert auf. »LaRamée? Ich kenne ihn ziemlich gut. Glauben Sie, daß seine Macht von den Wirren bisher unangetastet geblieben ist?«
    Marcel d’Guinne grinste. »Ich hoffe darauf, denn sein Schlupfwinkel befindet sich auf einer kleinen Insel im Nordmeer, die er glücklicherweise mit niemandem zu teilen braucht. Er lebt da ziemlich im geheimen, und es würde mich schon sehr wundern, wenn ihn jemand dort aufgestöbert hätte.«
    Zum Glück erwies sich der Lannon als schiffbar. Obwohl der alte Seelenverkäufer, der bis auf den letzten Fleck mit Flüchtlingen vollgestopft war, beinahe aus den Nähten platzte und laut den Aussagen seines bärtigen Kapitäns mächtig leckte, schaffte das Schiff die Strecke bis in das Gebiet von Aliruth innerhalb von drei Tagen. In der Stadt schien es allerdings kaum weniger verworren zuzugehen als in Hayvant oder den anderen Orten, an denen Marcel d’Guinne im Laufe der letzten Woche vorbeigekommen war. Der Hafen hatte sich weitgehend geleert, und die Häuserzeilen machten, sofern man das vom Fluß aus überhaupt sehen konnte, einen verlassenen Eindruck.
    Aliruth war die größte Handelsstadt des von Menschen besiedelten Kontinents von Rorqual. Auf den dahinterliegenden Hügeln erhoben sich die weißen Steinpaläste der Handelsherren, deren gewählter Anführer ein Mann namens Alain Rogier war. David war schon einmal mit ihm aneinandergeraten, und er wünschte sich nichts sehnlicher, als diesem Mann nicht noch einmal zu begegnen. An den Hafenanlagen trieben sich Hunderte von Entwurzelten herum, aber der Großteil der Stadtbevölkerung hatte sich entweder in den Häusern verbarrikadiert oder war ins Landesinnere geflüchtet. Verschiedene Lagerschuppen brannten lichterloh, und schon von weitem konnte man das Geklirr von Waffen hören.
    Trotz der offensichtlich heiklen Lage verlangte ein Teil der Passagiere, hier an Land gesetzt zu werden. Bei ihnen handelte es sich hauptsächlich um Bewohner Aliruths; wohlhabende Kaufleute mit ihrem Gefolge oder städtische Beamte, die in südlicheren Gefilden tätig gewesen waren und keine Verbindung mehr in ihre Heimat hatten bekommen können. Natürlich sorgten sie sich um ihre Familien und nahmen deswegen alle Unbilden in Kauf.
    Als die Matrosen des Seelenverkäufers sich weigerten, an der Hafenmauer anzulegen, kam es zu Schwierigkeiten. Diejenigen, die in Aliruth an Land gehen wollten, zogen ihre Waffen und nahmen eine drohende Haltung ein. Ehe David, der die letzten Tage zusammen mit Thorna in d’Guinnes Kabine verbracht hatte, sich versah, war die gewalttätigste Auseinandersetzung im Gange, die den Kapitän und einige ihm treu ergebene Männer zu einem harten Eingreifen zwang. Dutzende von Männern droschen plötzlich mit Säbeln aufeinander ein, während die Frauen kreischend umherliefen oder einfach über Bord sprangen. Es gelang dem Kapitän schließlich, seine Leute dazu zu bewegen, die letzten Boote abzufieren. Natürlich würde man sie nicht wiedersehen, denn kein Mensch war dazu bereit, mit den Kaufleuten an Land zu gehen, um sie später wieder zurückzurudern.
    Nach und nach verließen etwa fünfzig Menschen das alte Schiff. Sie hatten die Kaimauer kaum erreicht, als aus allen Ecken mit gezückten Messern irgendwelche Marodeure und Plünderer auf sie zusprangen und sie in ein heftiges Gefecht verwickelten.
    »Sie haben es so haben wollen«, murmelte der bärtige Kapitän mit finsterem Blick. »Mir tut’s nur leid um meine schönen Boote.«
    Fünf Tage später erreichte der Zweimaster Yanda, den allerletzten städtischen Außenposten der Zivilisation im Norden des Hauptkontinents. Nicht weit davon entfernt – in östlicher Richtung – begann die metallreiche Zone, in der es während angenehmerer klimatischer Bedingungen von Glücksrittern nur so wimmelte. Rorqual war extrem arm an Metallen; wer in dieser Gegend eine Ader fand, konnte innerhalb weniger Monate sein Glück machen und als steinreicher Mann in seine Heimat zurückkehren. Auch David hatte sich einst in dieser Gegend herumgetrieben; bloß hatte sich die gasähnliche Substanz des Lannon damals in einem tiefgefrorenen Zustand befunden. Jetzt, wo alle Gesetze der Natur gegeneinander zu arbeiten schienen und einander aufhoben, war weit und breit

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