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Die Terranauten 054 - Der Sturz des Lordoberst

Die Terranauten 054 - Der Sturz des Lordoberst

Titel: Die Terranauten 054 - Der Sturz des Lordoberst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Quint
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die sich unvermittelt mit bewaffneten Gardisten gefüllt hatten.
    Es ist soweit, dachte Llewellyn. Und er konnte nicht verhindern, daß er etwas wie Angst empfand.
     
    *
     
    Der Mann, der das Flimmer-Studio am Stadtrand von New London betrat, war offensichtlich betrunken oder von irgendeiner der anderen lizenzierten Drogen berauscht, die die motorischen Körperfunktionen beeinträchtigten.
    New London befand sich an der nördlichen Spitze von Cambria, einer der südenglischen Inseln und einst Teil von Wales, ganz in der Nähe des Mount Snowdon, der wie ein gigantischer natürlicher Leuchtturm aus Felsgestein die Irische See überragte.
    Das teilweise Abschmelzen des Polareises, durch das Yggdrasil und Ultima Thule der Menschheit geschenkt worden waren, hatte die Südhälfte des einstigen Englands größtenteils unter die Wasseroberfläche sinken lassen. Wales mit dem Cambria-Gebirge, ein Zipfel Dartmors, das langgestreckte, von Norden nach Süden reichende Pennine-Gebirge und der gesamte Norden ab dem 55. Breitengrad waren als einziges erhalten geblieben.
    Dem berauschten Mann war nicht anzusehen, daß er sich dieser Tatsache bewußt war.
    Mit zittrigen Händen schob er seine ID-Marke in den Zahlschlitz des Terminals – die ID-Marke eines Arbiter-Aristokraten, Fachbereich Kühltechnik – und wartete mit sichtlicher Ungeduld, bis der Computer Grünlicht gab.
    Ein unsichtbarer Mechanismus öffnete ihm das Tor in das eigentliche Flimmer-Studio.
    Tricobin-Dämpfe drifteten schwerfällig durch die Luft.
    Der Mann atmete tief ein, und erst nach dem dritten Atemzug barst die Finsternis explosionsartig vor ihm auseinander.
    Kurz kämpfte er mit Übelkeit, doch das unangenehme Gefühl glitt rasch von ihm ab und hinterließ nur noch den Wirbel der sensorischen Sensationen des Tricobin.
    Die synthetische Droge besaß ähnliche Eigenschaften wie die bereits seit langem bekannten künstlichen Halluzinogene wie LSD oder DOM oder wie ihre natürlichen Vettern Meskalin oder Psilocybin. Sie veränderte die Sinneswahrnehmung und sorgte für Kurzschlüsse in bestimmten Bereichen des Gehirns, ohne allerdings direkte Gefühlsstimulationen zu erzeugen.
    Der Mann sah mit seiner Haut, mit den Myriaden Nervenenden, die auf Druck und Schmerz und Hitze und Kälte reagierten. Irgendwo verborgen in den Wänden und in Boden und Decke des Flimmer-Studios waren Kälteaggregate und Infrarotröhren, Druckfeldgeneratoren und Mikrowellenaggregate eingebaut.
    Ihre Reize waren verhältnismäßig schwach, verletzten nicht, beeinträchtigten kaum die Gesundheit, doch das Tricobin verstärkte die Sensationen.
    Für den Mann war alles ein Wirbel aus Farben und Formen, ein Kaleidoskop pandämonischer und euphorisierender Bilder, denen er sich willig hingab. Musik gesellte sich hinzu; Töne, von Synthesizern und anderen komplizierten elektronischen Geräten hervorgebracht, die auf die Bewegungen der Gäste reagierten und sie in Laute umsetzten.
    Laute, die Eingang in das Gehör fanden, jedoch in den Geschmacksund Geruchszentren des Gehirns Reize bewirkten.
    Der Mann schmeckte Pfefferminz und Thymian, Steaks und Karotten, Blut und das milde Aroma von Marzipan. Er roch Vanille und Lotus, Apfel und Maschinenöl, Schweiß und Ozon und frisch gemähtes Gras.
    Sekunden später begann das Gegenmittel zu wirken.
    Das Sinnenchaos entwirrte sich, und der Mann folgte seiner Erinnerung, ignorierte das disharmonische Zwitschern und Pfeifen der elektronischen Geräuschkulisse und empfand morbide Dankbarkeit für die verschärfte Ausgangssperre, die die Grauen Garden New London auferlegt hatten.
    An anderen Abenden war das Flimmer-Studio nahezu überfüllt, und heute stieß er nur hin und wieder gegen eine verschwommen erkennbare Gestalt.
    Endlich erreichte er die Nische.
    Und traf die Frau.
    Eine blonde, hochgewachsene, vollbusige Frau mit einem kleinen, schmollend verzogenen Mund und wasserhellen Augen. Ein Püppchen …
    Der Mann lächelte.
    Der Eindruck hätte nicht ärger täuschen können.
    Die Frau hieß Sarneyke Eloise, Arbiter, Computertechnikerin, und war einer der führenden Köpfe der weltweiten Gewerkschaftsbewegung.
    Als er sich neben ihr niederließ und nicht ohne Absicht ihren bloßen, wohlgeformten Oberschenkel streifte, schnupperte die Frau mißbilligend.
    »Sie sind ja wirklich betrunken, Manuel«, stellte sie vorwurfsvoll fest.
    Manuel Lucci, Koordinator des Kommandos Brak Shakram, fuhr unwillkürlich zusammen.
    »Keine Sorge«, beruhigte ihn Eloise

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