Die Terranauten 054 - Der Sturz des Lordoberst
und deutete auf ihren unscheinbaren, messingfarbenen Armreif. »Dieser Ort wird nicht abgehört. Wir können offen sprechen – sofern Sie dazu noch in der Lage sind.«
Der Mann mit dem zerknitterten Gesicht schnitt eine Grimasse und suchte in den Taschen seines Trenchcoats nach einer Zigarette. »Selbst im Vollrausch und bei Windstärke zehn bringe ich noch artikulierte Sätze hervor, Companero«, versicherte er.
»Sie wissen, daß die Fahndung nach Ihnen auf Hochtouren läuft?«
»Gewiß«. Die Blonde mit dem offenherzigen Flitterkleid nickte. »Aber meine neue Identität wird mich für eine Weile schützen. Kollegen haben indessen meine Aufgaben übernommen.«
»Und wie weit sind Ihre Vorbereitungen indessen gediehen?«
Eloise schenkte ihm ein warmes Lächeln. »Für den Streik ist alles vorbereitet. Eine Stunde nach dem Signal werden ihm mindestens zwanzig Prozent der Arbiter nachkommen - das sind die Organisierten. Wir hoffen, daß er Signalwirkung besitzt und sich viele der anderen Kollegen dem Streik anschließen.
Gleichzeitig wird ein Großteil der Computernetze, die nicht direkt der Versorgung der Bevölkerung dienen, abgeschaltet. Selbst alle Techniker der Garden werden Tage brauchen, um die Manipulationen zu beseitigen. Schwerpunkte sind die Raumhäfen, die Transport- und Kommunikationssysteme und die Transformatorstationen mit überregionaler Bedeutung. So werden die Konzerne gezwungen, sich aus reinem Selbsterhaltungstrieb gegen Valdec zu stellen.«
»Das wird auch höchste Zeit, Schätzchen«, knurrte Lucci. »Denn die Flotte des Lordoberst befindet sich im Anflug auf die Erde.«
Die blonde Frau machte ein betroffenes Gesicht. »Es wird nicht einfach werden«, stellte sie fest.
»Worauf Sie sich verlassen können, Companero«, stimmte Lucci zu. »Im übrigen haben wir unsere Kontakte ebenfalls spielen lassen und werden einige Entlastungsangriffe gegen Einrichtungen der Garden führen, damit sich die Grauen nicht allzusehr um die Gewerkschaftsleute kümmern können.
Wir besitzen Verbündete in Asien, Mitteleuropa und Nordamerika. Südamerika übernehmen die Freunde von den Menschenrechtsgruppen. In Afrika ist die Tri-Ka aktiv, und obwohl die Kanäle dorthin verschüttet sind, werden die Burschen vermutlich mitziehen.«
»Und Australien?« fragte Eloise.
Lucci zuckte die Achseln. »Vergessen wir’s. Die Grauen haben aufgeräumt und den Untergrund fast vollständig ausgehoben. Frost persönlich soll sich darum gekümmert haben. Nun, wir werden ihm das nicht vergessen.«
»Haben Sie sich Gedanken über Berlin gemacht?« Die Blonde zupfte an ihren falschen Wimpern.
»Undurchführbar. Valdec hat in der Region GERM genug Graue zusammengezogen, um einen mittleren Krieg zu führen. Ohne Nuklearwaffen ist da nichts zu machen – und was diese Waffen betrifft, so sind wir uns da wohl einig, sie unter keinen Umständen einzusetzen.«
Eloise runzelte die Stirn. »Besitzen Sie denn welche?«
»Wir demontieren sie«, versetzte Lucci mit einem sardonischen Lächeln. Er trat seine Zigarette auf dem Boden aus und erhob sich. »Wir sind uns also einig?«
Technikerin Eloise nickte.
»Dann machen Sie Dampf, Schwester.«
Die Blonde sah auf. »Schade.«
»Sie meinen?«
»Schade, daß Sie nur brüderliche Gefühle für mich empfinden«, erklärte Eloise.
Lucci grinste. »Wir sehen uns wieder«, versicherte er. »Nach dem Krieg.«
»Krieg?«
»Sicher. Dem Krieg der Unterdrückten gegen die Unterdrücker. Wir müssen den Tatsachen ins Auge sehen. Meinen Sie nicht auch?«
Die Frau erwiderte sein Lächeln mit deutlicher Ironie. »Ins Auge? Ich hatte nicht den Eindruck, daß Sie mir viel ins Auge gesehen haben …«
Manuel Lucci wandte sich ab und stapfte davon.
Das ist das Problem mit Frauen, dachte er grimmig. Gleichgültig, wie raffiniert man sich verstellt, sie wissen sofort Bescheid.
*
Max von Valdec war bleich geworden. Mit geballten Fäusten hörte er zu.
»Pittsburgh, Cleveland, Detroit, Chicago – Verbindung über normale Kommunikationsnetze abgebrochen. Umschalten auf Garden-Verbindungen.«
»Nordamerikanische Westküste und mittelamerikanische Inseln – Ausfall des Computerverbundes, SD-Rechner blockiert, Kom-Netze arbeiten nur noch mit zehn Prozent. Unruhen in den Relax-Vierteln. Mob stürmte die Filialen von Kawasaki-Ringo, Terrestrial Transport und Kaiser. Angriffe auf Garden-Garnisonen. Straßenkämpfe in Mexiko-Megalopole.«
»Kein Kontakt mit Teheran, Taschkent, Omsk und
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