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Die Terranauten 055 - Das Wrack-System

Die Terranauten 055 - Das Wrack-System

Titel: Die Terranauten 055 - Das Wrack-System Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Roland
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weite, rundum von Gletschern windgeschützt abgeschirmte Tal, in das sich nun Ausblick bot, lag mindestens sieben- oder achthundert Meter tiefer. In der Mitte erhob sich ein gedrungener, knollenhafter, einer Borstenzapfenkiefer ähnlicher Baum, dessen horizontale Ausdehnung den Umfang einer mittelgroßen Stadt erreichte, und sein Wipfel, der über die vereisten, steilen Hänge des Tals hinausragte, war von grauweißlichen Dunstschwaden umwallt und so dicht verhüllt, daß er sich mit bloßem Auge nicht erkennen ließ.
    Llewellyn tastete mit seinen PSI-Sinnen behutsam nach dem Bewußtsein der riesenhaften Pflanze. Doch im Gegensatz zu anderen ihm bekannten Fällen fehlte ihr völlig die spontane Bereitschaft zum Kontakt. Die parapsychischen Schwingungen des Pflanzenwesens waren verzerrt, glichen einem Sender, den man nicht recht empfangen konnte. Der Riemenmann nahm ein psionisches Rauschen und Knistern wahr, durch das wie das Gedudel eines Irren hallte: Psipsipsi … Psipsi … Psipsipsi … Verblüfft zog er sich zurück. »Das kommt mir in der Tat sehr bedenklich vor«, sagte er zu dem Schatten.
    »Über größere Entfernung hinweg habe ich keine telepathische Verbindung herstellen können«, erwiderte die Frau. Sie stand dicht am Abgrund, ein Bein auf einen Felsklotz gesetzt und weit vorgebeugt, als sei es vollkommen undenkbar, das Gleichgewicht zu verlieren. »Auch jetzt ist mein Eindruck nicht viel besser. Der rauschhafte Zustand der Pflanze muß mit einer organischen Störung einhergehen. Anders ist diese Unansprechbarkeit kaum erklärlich. Wahrscheinlich kann man das am ehesten damit vergleichen, wenn bei einem menschlichen Süchtigen im Hirn das Hörzentrum geschädigt wird.«
    »Und Sie meinen, es könnte etwas nutzen, wenn man so einem Geschädigten zu zweit in die Ohren brüllt?« erkundigte sich Llewellyn argwöhnisch.
    »Vielleicht schaffen wir’s mit vereinten Kräften, die organischen PSI-Zentren des Steuerbaums durch starke Reizung anzusprechen und wenigstens zeitweilig kontaktfähig zu machen«, stimmte der Schatten zu. »Ich sehe darin unsere einzige Chance, der Raumfalle zu entwischen. Der Steuerbaum muß uns durchs RZS abstrahlen. Anders können wir nicht fort.«
    »Ich fürchte, damit haben Sie recht«, gab Llewellyn widerwillig zu. »Es besteht keine Möglichkeit, die Weltraumstraßen anders als durch einen Steuerbaum zu benutzen. Ihr Vorschlag lautet also, falls ich Sie richtig verstehe, daß einerseits Sie und andererseits wir – meine beiden Kameraden und ich – so etwas wie eine provisorische Loge bilden, um eine Verständigung mit dem Baum zustande zu bringen?«
    »Völlig richtig«, bestätigte der Schatten. »Dabei kommt es natürlich vor allem auf Ihr außergewöhnliches Potential an, Llewellyn.« Der Riemenmann empfand die Schmeichelei wie eine listige Lüge, deren Hintergedanken ihm entgingen. Sein Mißtrauen wuchs. »Wir Schatten erhalten lediglich ein begrenztes PSI-Training. Deshalb sind wir ja aufeinander angewiesen – ich auf Ihr PSI-Potential, Sie auf unser Raumschiff.«
    Wenn das alles ist, dachte Llewellyn sarkastisch, will ich meine Riemen auffressen. Er konzentrierte sich und lauschte, während er über den eindrucksvollen Anblick des Tals mit dem riesenhaften Urbaum ausschaute, und tat so, als ob er überlege; aber anscheinend unternahm der Schatten keinerlei Versuche, seine Gedanken zu melden. »Na schön«, sagte er, als seine scheinbare Bedenkzeit lange genug gedauert hatte. »Ich bin einverstanden.« Er drehte sich nach den beiden Treibern um. »Oder habt ihr irgendwelche Bedenken?«
    Farewell-Paal und Dime Mow schüttelten bloß ihre Köpfe. Sie waren viel zu erschüttert und benommen, um Fragen dieser Art mit aller Gründlichkeit durchdenken zu können.
    »Ein sehr vernünftiger Entschluß, Llewellyn«, lobte ihn der Schatten. Wäre er nicht von seinem engen Geflecht eingehüllt gewesen, dem Riemenmann hätten sich vor Unbehagen die Haare gesträubt. »Lassen Sie uns an Bord des Ringos zurückgehen. Von dort aus ist anständige Arbeit möglich.« Die Frau kehrte dem Abgrund mit der riesenhaften Pflanze ruckartig den Rücken zu.
    Auf dem Weg zum Beiboot sah die Gruppe, wie Graue die sterblichen Überreste Tsien-Wans aus Eis und Schnee bargen und in den Kleinraumer brachten. Niemand sprach ein Wort, bis sich alle wieder im Ringo befanden und die Zentralebene betraten. Graue hatten inzwischen vier Liegesessel im Halbkreis bereitgestellt. Die Diensthabenden in der

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