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Die Terranauten 056 - Die Drachenhexen

Die Terranauten 056 - Die Drachenhexen

Titel: Die Terranauten 056 - Die Drachenhexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conrad C. Steiner
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fragen begann, welche Art von Kunden sie überhaupt durch diese Wildnis führte.
    Als sich der erste Abend über die Flußlandschaft zu senken begann und vor ihnen eine kleine Insel auftauchte, sagte sie: »Hier übernachten wir.«
    Niemand hatte etwas dagegen.
     
    *
     
    Die Insel erwies sich als idealer Lagerplatz. Sie war bewaldet, etwa fünfzig Meter lang und mehr als zehn Meter breit. Die Uferstreifen fielen zu steil ab. Deswegen entschied man sich dazu, das Nachtlager unter dem Schutz der Bäume zu errichten.
    Nachdem Nell das Boot an Land gezogen und zur Sicherheit festgezurrt hatte, nahm sie zwischen Ansgar und Gerith Platz und sagte: »Sie scheinen das Leben in der Wildnis nicht nur aus Büchern zu kennen.«
    Ansgar räusperte sich und erwiderte: »Sie haben eine bemerkenswerte Beobachtungsgabe, Nell.«
    »Wenn ich die nicht hätte, wäre ich wahrscheinlich nicht fähig gewesen, mehr als sechzig Expeditionen erfolgreich durch das Versiegelte Land zu führen.«
    »Ich will gar nicht verhehlen, daß wir unsere Erfahrungen gemacht haben, was das Leben in der freien Natur anbetrifft«, sagte Ansgar, »aber ich glaube, daß Ihre Feststellung hauptsächlich darauf abzielt, uns zu veranlassen, etwas zu erzählen, das ein gewisses Licht auf unsere Identität werfen könnte.«
    »Ihre Auffassungsgabe«, sagte Nell lächelnd, »ist kaum weniger bemerkenswert.« Sie lehnte das Lasergewehr an einen Baum und meinte: »Aber Sie haben völlig richtig kombiniert. Ich brenne darauf zu erfahren, wer Sie wirklich sind. Kann man mir das verübeln?«
    Jetzt war es Ansgars Tochter, die lachen mußte. Sie nahm Nells Hand und sagte: »Natürlich nicht. Ich glaube sowieso, daß wir jetzt weit genug von allen potentiellen Gegnern entfernt sind, um Ihnen reinen Wein einschenken zu können.«
    »Nur zu«, sagte Nell. »Ich warte.«
    Bevor Ansgar, der gerade zum Sprechen ansetzte, auch nur die erste Silbe geäußert hatte, drang aus der Finsternis heraus eine dunkle Männerstimme an ihre Ohren. »Haaalloo!« erklang es gedehnt. »Ist da jemand?«
    Nell und ihre Begleiter reagierten blitzschnell und warfen sich auf den Bauch. Nell tastete nach ihrem Nachtsichtgerät und suchte den Fluß ab. Ihr Gehör war gut genug ausgebildet, um sofort den richtigen Schluß zu ziehen. So wie dieser Mann verhielt sich kein Jagdführer. Sie hatten es mit irgendeinem Touristen zu tun, der …
    »Hallo!« rief die Stimme jetzt wieder. »Können wir an Land kommen? Wir sind in Not und haben unseren Führer verloren!«
    »Verdammt«, zischte Nell wütend. Das hatte ihr gerade noch gefehlt. Eine führerlose Expedition! Für sie bedeutete das die Pflicht, sich dieser Leute anzunehmen, denn es gehörte zum Ehrenkodex ihrer Gilde, daß jeder dort einsprang, wo Not am Mann war. Unzufriedene Sonntagsjäger – oder gar solche, die von einem Ausflug nicht mehr zurückkehrten – waren dem auf Flüsterpropaganda basierenden Geschäft besonders abträglich. Aber was wurde aus Ansgars Geheimmission, wenn sie sich jetzt auch noch diese unbedarften Leutchen auf den Hals lud?
    »Es wird Schwierigkeiten geben«, flüsterte sie ihren Begleitern zu. »Aber ich kann nichts dagegen machen. Wenn irgendwo ein Führer ausfällt und sich seine Gruppe in einer Notlage befindet, bin ich dazu verpflichtet, sie zu übernehmen und nach Hause zu bringen. Wenn ich allerdings erst einmal weiß, über welchen Anlaufpunkt die Leute gekommen sind, kann ich sie vielleicht auch allein gehen lassen.«
    Ansgar schien zwar von den auf sie zukommenden Aussichten nicht besonders begeistert zu sein, lehnte aber nicht ab. Immerhin ging es jetzt erst einmal um Menschenleben; was später kam, war jetzt noch nicht absehbar.
    Nell begab sich an das Inselufer hinab und rief winkend: »Hier sind wir! Legen Sie hier an!«
    »Oho!« kam es lautstark zurück. »Eine Frau! Na, das ist ja wenigstens ein Lichtblick in diesem gottverdammten Urwald!« Das nur umrißhaft erkennbare Boot kam nun unaufhaltsam näher. Als Nell die Gestalten der beiden Insassen sah, verdichtete sich in ihr der Gedanke, einen Fehler begangen zu haben.
    Die beiden Männer kamen an Land und reckten sich, denn das lange Sitzen schien ihren Blutkreislauf ein wenig durcheinandergebracht zu haben. Einer der beiden, ein stiernackiger, von chirurgischen Messern sichtlich gestraffter Mittfünfziger, kam auf Nell und die anderen zu und streckte ihnen jovial die Hand entgegen.
    »Freut mich außerordentlich, Sie kennenzulernen«, polterte er in

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