Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Terranauten 056 - Die Drachenhexen

Die Terranauten 056 - Die Drachenhexen

Titel: Die Terranauten 056 - Die Drachenhexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conrad C. Steiner
Vom Netzwerk:
Nell stellte sich vor und drückte Gerith die Hand. »Können wir gleich zur Sache kommen?«
    Ansgar nickte. Er warf einen Blick auf die von wimmelndem Leben erfüllte Strandregion und sagte: »Unser Ziel kennen Sie ja bereits, nicht wahr?«
    »Ich weiß nicht mehr, als daß Sie ins Drachenland wollen«, erwiderte Nell. »Aber wenn ich die Ausrüstung zusammenstellen soll, müßten Sie an sich schon etwas konkreter werden. Es ist immerhin ein Unterschied, ob man Schmetterlinge oder Drachen jagen will.«
    »Wir wollen nichts von beidem«, sagte Ansgar. »Um ganz offen zu sein: Wir haben nicht die geringste Neigung, an einer Jagdexpedition teilzunehmen. Meine Tochter und ich wollen ins Zentrum des Drachenlandes vorstoßen und mit einer bestimmten Clan-Familie Kontakt aufnehmen.«
    »Sie sind verrückt«, sagte Nell und stand auf. »Und ich habe keine Lust, meine Zeit mit Ihnen zu vergeuden.«
    »Bleiben Sie sitzen, Nell«, sagte Gerith und zupfte an Nells Ärmel. »Wollen Sie sich nicht wenigstens anhören, was wir Ihnen sagen wollen?«
    »Na gut«, sagte Nell zögernd. »Aber glauben Sie bloß nicht, daß ich meine Ansichten deswegen ändere.« Sie winkte einem einheimischen Kellner und ließ sich ein Eisgetränk bringen. Waren diese Leute wirklich Ethnologen? Es war Nell nicht unbekannt, daß es Wissenschaftler gab, die sogar das eigene Leben riskierten, um der Fachwelt neue Forschungsergebnisse liefern zu können – aber gehörte sie zu jenen Menschen, die um irgendeines fragwürdigen Fortschritts willen den Hals riskierte? Sie hatte bisher Dutzende von Expeditionen in das Drachenland geführt – aber keiner der illegalen Reisenden war bisher so vermessen gewesen, sich in die Höhle des Löwen vorzuwagen. Die wilden Drachen waren schon gefährlich genug; mit den Hexen wollte niemand nähere Bekanntschaft schließen.
    »Wir sind weder zu unserem Vergnügen hier, noch um für das Konzil oder eine wissenschaftliche Vereinigung neue Erkenntnisse zu sammeln«, sagte Gerith plötzlich und deutete Nell gegenüber an, daß sie entweder Gedanken zu lesen verstand oder einfach eine gute Menschenkennerin war. »Unsere Aufgabe ist selbstgewählt und dient einem Zweck, den wir Ihnen jetzt leider noch nicht verraten können. Igor hat uns versprochen, Ihnen jedes nötige Kartenmaterial auszuhändigen, wenn Sie einwilligen, den Part der Führerin zu übernehmen. Und außerdem – schlecht gezahlt haben wir ja auch nicht.«
    »Sie können Ihr Geld zurückhaben«, sagte Nell, »wenn Sie glauben, daß ich nur den Preis in die Höhe treiben will. Ich bin in meinem Leben noch nie im Zentrum des Drachenlandes gewesen und habe auch nicht vor, es jemals zu betreten. Wie Sie sicherlich wissen, sind die Drachenhexen nicht sehr erfreut darüber, daß Leute wie ich sich mit Großwildjägern auf ihrem Territorium herumtreiben. Die Expeditionen, die ich bis jetzt geführt habe, sind nie weiter als tausend Kilometer in das Drachenland eingedrungen; wahrscheinlich bin ich deswegen auch stets mit genau den Leuten zurückgekehrt, mit denen ich aufgebrochen bin. Anderen Gruppen ist es nicht immer so gut ergangen. Abgesehen von der tödlichen Gefahr, in die wir uns begeben würden, wenn wir über die Toleranzgrenze hinausgehen, ist da immer noch das Problem, daß ich das Gebiet, in das Sie wollen, überhaupt nicht kenne.«
    »Niemand außer Igor kennt dieses Gebiet«, sagte Ansgar. »Aber er hat Karten, die kein anderer hat. Was halten Sie von diesem Mann, Nell?«
    »Ich würde ihm bedenkenlos mein Leben anvertrauen«, sagte Nell. »Vorausgesetzt, daß er es ist, der diese Expedition anführt.«
    »Das kann er aber nicht mit seinem kaputten Bein.«
    Nell nickte. »Ich weiß.«
    »Was ich Ihnen jetzt sage«, sagte Ansgar, »wird Sie vielleicht überraschen. Möglicherweise werden Sie es sogar für einen dummen Anbiederungsversuch halten – aber Igor hat uns gesagt, daß der einzige Führer, auf den er sich bei einem solchen Unternehmen verlassen würde, Sie sind.«
    »Oh, hat er das?« Nell fühlte sich tatsächlich eine winzige Sekunde lang geschmeichelt. Sie schüttelte den Kopf. »Er hat sicher maßlos übertrieben.«
    »Das glaube ich nicht.« Ansgar beugte sich vor und sagte: »Wir haben mit mehreren Führern gesprochen, Nell, bevor Sie hier ankamen. Es gab nicht einen, der Igors Aussage über Sie nicht bestätigt hätte.«
    Zu dumm, dachte Nell. Jetzt haben sie mich. Sie dachte an den Batzen Geld, den Igor ihr gegeben hatte (einen Teil davon

Weitere Kostenlose Bücher