Die Terranauten 059 - Eine Welt für Yggdrasil
dabei streng an die Tatsachen, denn der Chip mit der Vollmacht enthielt auch das jüngste Cosmoralitäts-Info zur Lage im Reich, so daß die Queen bald im Bilde sein würde.
Asen-Ger erzählte fast anderthalb Stunden lang, und er war ein guter, spannender, abwechslungsreicher Erzähler, an dem die Queen ihre helle Freude hatte. Sie unterbrach ihn immer wieder mit Zwischenfragen, die den Logenmeister davon überzeugten, daß er es durchaus nicht mit jemandem zu tun hatte, der nicht mehr zu logischem Denken in der Lage war.
»Valdecs ruhmloser Abgang enttäuscht mich ein wenig«, meinte die Queen freimütig, nachdem der Logenmeister geendet hatte. »Ich hatte immer gehofft, durch ihn irgendwann einmal einen besseren Posten zu bekommen. Ich sitze nämlich schon seit dreißig Jahren hier. Ich habe mich gut eingelebt, wie Ihr seht. Aber manchmal denke ich doch, es gibt noch andere, interessantere Aufgaben für mich.«
»Erlaubt Ihr mir eine Frage?« erwiderte Asen-Ger. »Denn ich bin fast ebenso neugierig wie Ihr!«
»Nur zu, Logenmeister«, lachte die Queen. »Ich bin allerdings ein wesentlich schlechterer Erzähler als Ihr.«
»Ich habe von Unruhen gehört. Ihr sagtet. Konzernvertreter seien verjagt worden. Was hat es damit auf sich?«
»Oh, das war schon eine tolle Sache«, berichtete die Queen vergnügt. »Wir hatten eine richtige kleine Revolution. Ein paar Manags waren wieder einmal zu geschäftstüchtig. Erst hat man tonnenweise ein Fischfutter in die Meere kippen lassen, was zu einer ökologischen Katastrophe führte. Damit brachte man die Fischer auf. Gleichzeitig versuchten die Herren, das Versiegelte Land durch gezielte Provokationen für den Tourismus zu erschließen, und damit brachte man die Hexen auf. Und schließlich versuchte man, die Hexen und meine Legion gegeneinanderzuhetzen, und das brachte mich auf. Ich bin sehr konservativ, wissen Sie, wenn ich mir diese etwas weniger förmliche Anrede gestatten darf. Ich bin sogar extra deswegen von Shondyke hierhergeschickt worden. Ich habe dafür zu sorgen, daß hier alles beim alten bleibt. Also ließ ich die Fischer ihre Revolution machen. Die Manags bekamen keinen Schutz, sondern wurden mit unserem letzten Raumer nach Terra evakuiert. Die netten Manags, die verständnisvollen, konnten noch rechtzeitig an Bord. Die anderen, die Manags, die meine Fähigkeiten anzweifelten – nun, es gab hier eine ganze Reihe sehr häßlicher Zwischenfälle. Der Mob hat gelyncht und gelyncht. Meine Gardisten konnten natürlich nicht überall gleichzeitig sein.«
Langsam begriff Asen-Ger, daß diese Frau noch viel gefährlicher war, als er bisher vermutet hatte. »Und die Aufständischen?« erkundigte er sich vorsichtig.
»Oh, mit denen komme ich sehr gut zurecht. Die Humos hier haben schließlich auch die Hexen im Nacken, auch wenn diese Gefahr mehr in ihrer Einbildung existiert. Da möchte man schon gerne eine schlagkräftige Legion im Rücken haben. Mit der neuen Planeten-Regierung verstehe ich mich prächtig. Das Verhältnis zwischen Siedlern und Gardisten ist hier wahrscheinlich das beste im ganzen Reich. Und ich möchte, daß es auch so bleibt.« Ihre Hand krallte sich unerwartet in Asen-Gers Schulter. »Diese Manags, die gelyncht wurden, das waren auch nach Konzilsrecht Verbrecher. Daraus wird mir niemand einen Strick drehen. Aber wenn hier jemand auf den Gedanken kommt, Adzharis aus dem Reich zu lösen und diesem Bund der Freien Welten anzuschließen, dann muß ich durchgreifen. Das bedeutet einen Krieg, Asen-Ger, und ich werde eher diesen Planeten in die Luft jagen als zulassen, daß er der Kontrolle des Konzils entzogen wird. Dazu sind die Hexen zu gefährlich. Habt Ihr das verstanden, Terranaut?«
»Wir sind nur wegen der Reparatur hier«, knurrte Asen-Ger und schüttelte den Arm der Queen ab. »Vielleicht wollen wir uns auch diese Hexen einmal ansehen. Prüft meine Vollmacht, und dann wißt Ihr Bescheid.«
»So, die Vollmacht, ja, ja, die Vollmacht.« Die Queen äffte Asen-Gers Stimme nach. »Vielleicht steht in der Vollmacht auch, warum Ihr kurz vor der Landung hier noch etwas ausschleusen mußtet. Ich habe genau gespürt, wie sich etwas von der TASCA löste und seltsam taumelnd der Oberfläche des Planeten entgegenfiel.«
»Ich kann mir vorstellen, was Ihr da meint«, sagte Asen-Ger ruhig. »Das muß im Zuge unserer Reparaturarbeiten gewesen sein. Wie Ihr wißt, ist die TASCA auf dem Flug durch Weltraum II beschädigt worden. Eines der Testgeräte an der
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