Die Terranauten 063 - Krieg der Gehirne
der von den Traumhaken induzierten Visionen sterben, dann werden sie möglicherweise verhungern. Und David …«
»Ich weiß.« Er dachte nach. »Wir könnten eine Seerosenqualle …«
»Zu langsam, viel zu langsam. Es gibt nur eine Möglichkeit.«
»Valdec?«
Sie nickte. »Du bist fast eine halbe Woche bewußtlos gewesen. Wir haben in der Zwischenzeit die Arbeiten an dem externen Kommunikator fortgesetzt. Ich schätze, daß wir jetzt fünfundvierzig Prozent Sendeleistung haben, Llewellyn.« Sie nickte sich selbst zu. »Wir müssen uns mit Valdec in Verbindung setzen. David ist in seiner Gewalt. Und nur zusammen mit ihm können wir es schaffen, Intensivkontakt mit der PSI-Aura der maritimen Korallenstadt aufzunehmen, sie dazu zu bewegen, die Abwehrmaßnahmen aufzuheben.«
»Valdec wird sich freuen«, knurrte der Riemenmann.
»Es geht um das Leben von Tausenden von Surinen, Meister der Riemen. Außerdem, wenn wir erst in der Korallenstadt sind und mit der PSI-Aura kommunizieren …«
Der Riemenmann verstand. »Gut, vielleicht hast du recht.«
Der Gleiter, den sie vor einer knappen Woche bei der Flucht vor den Graugardisten erbeutet hatten, war ein Wrack. Aber er sah innen noch schlimmer aus als von außen. Zerfetzte Aggregate, geborstenes Panzerprotop, zerschmolzene und als Schlacke erstarrte Instrumentenkonsolen. Der Kommunikator war ein bizarres Konglomerat aus verbogenen Leitungen, angesengten Kabeln und blinden Sensoren. Llewellyn zuckte mit den Achseln und berührte den Aktivator. Ein kratzendes Summen ertönte. Einige Skalenzeiger bewegten sich zitternd.
»Hoffentlich kommen wir damit überhaupt bis zum Südkontinent durch«, brummte er. Lyda sagte nichts.
»Wir rufen die Forschungsbasis und Lordoberst Max von Valdec. Bitte melden Sie sich. Ich wiederhole: Wir rufen …«
Er wiederholte seine Worte einige Male, fügte noch ihre Identifizierung hinzu, aber der Empfänger rührte sich nicht.
»Die Sendeleistung reicht wahrscheinlich nicht aus«, vermutete Lyda. »Wir brauchen irgendeinen Verstärker …«
Ein Lautsprecher knackte.
»Forschungsbasis Sarym. Ich freue mich, Sie wiederzusehen, mein lieber Llewellyn.« Die Stimme war nur schwach, und man mußte sich ganz auf sie konzentrieren, um sie zu verstehen. Der Empfangsmonitor flackerte, aber das Gesicht Valdecs war in all den Schlieren kaum zu erkennen.
»Die Freude ist ganz auf meiner Seite«, gab der Riemenmann mit einer gehörigen Portion Ironie zurück. Dann erläuterte er die allgemeine Situation.
»Wir bieten Ihnen unsere Hilfe an«, schloß er.
Valdec nickte. »Sehr großzügig von Ihnen. Aber ich glaube, wir kommen auch so zurecht. Sie vergessen offenbar, daß wir hier einige …, nun, sehr begabte Helfer haben.«
»Mag sein«, gab Llewellyn glatt zurück. »Aber Lyda Mar und ich haben bereits Kontakt zur PSI-Aura gehabt. Ihre … Helfer auch? Bisher habe ich eigentlich den Eindruck gehabt, als seien Ihre Helfer für die Abwehrmaßnahmen der Aura verantwortlich. Ich denke da nur an die Umschaltung des PSI-Netzes. Ihre Lage ist eigentlich nicht besser als die unsrige. Ein Schiff haben Sie schon verloren, nicht wahr? Eins von vier. Starten Sie ein weiteres, und Sie werden Ihr blaues Wunder erleben, mein Lieber. Also?«
Valdec lächelte dünn. Seine Augen blieben kalt und dunkel.
»Ihr Vertrauen ehrt mich«, sagte der Lordoberst zynisch. »Ich habe eine ganze Forschungsstation zur Verfügung. Mit all den dazugehörigen Gerätschaften, dem Personal. Und Supertreiber, gegen die Sie ein Stümper sind, Llewellyn. Sie dagegen sitzen irgendwo auf dem Nordkontinent mit einem zerstörten Gleiter, wenn ich Ihre schwachen Signale richtig deute. Hoffentlich wird es Ihnen nachts nicht zu kalt. Guten Tag.«
»Hören Sie, wir …« Aber Valdec hatte die Verbindung schon unterbrochen. Lyda und Llewellyn sahen sich groß an.
»Irgendwann«, sagte der Riemenmann grimmig, »werde ich diese miese, kleine Laus zerquetschen. Ich werde ihn in zwei Teile zerbrechen, ach, was, in vier. So.« Und er vollführte eine entsprechende Geste.
»Traumhaken!« gellte ein Schrei.
Lyda und Llewellyn sprangen auf die Beine. »Da!« rief die Narianerin. Fern am Horizont zeigte sich ein dünner, dunkler Streifen, der dann und wann seine Form veränderte und rasch näher kam.
»In die Grube!«
Die Angriffe – wenn es überhaupt Angriffe sind – erfolgen in immer kürzeren Abständen, dachte Lyda, während sie, gestützt von dem Goldenen an ihrer Seite, in Richtung
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