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Die Terranauten 063 - Krieg der Gehirne

Die Terranauten 063 - Krieg der Gehirne

Titel: Die Terranauten 063 - Krieg der Gehirne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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ragte, wie ein urgewaltiges Mahnmal, das ihnen zurief: »Bis hierher und nicht weiter!«
    Sie lagerten an einem kleinen Bach, der von den Gletschern gespeist wurde und dessen Wasser eiskalt war. In unmittelbarer Nähe wuchsen Pflanzen, die Aina und Renar noch nie zuvor gesehen hatten. Sie wirkten wie dünne, schilfähnliche Röhrchen, einen guten Meter hoch, und dann und wann löste sich von ihnen ein eigenartiger Nebel, dünne Staubfahnen, die vom Wind erfaßt und davongetrieben wurden. »Samenknollen«, vermutete Renar Goth und nagte an einem Mannabrocken. »Vielleicht kann das Schilf nur hier wachsen. Vielleicht findet es nur hier die idealen Umweltbedingungen.«
    Aina krümmte sich zusammen und erbrach sich. Renar saß einen Augenblick lang stocksteif da, dann sprang er auf die Beine und war mit einigen schnellen Schritten an ihrer Seite.
    Sie würgte noch einige Male, dann erholte sie sich zusehends. Renar hatte versucht, mit seinen Mittlerfähigkeiten zu helfen, aber Aina hatte bereits selbst die nötigen Schritte eingeleitet und ihre biopsionischen Kräfte nach innen gerichtet.
    »Ein Mittler«, rezitierte Renar nachdenklich, »wird niemals krank. Ein Mittler heilt Kranke.«
    »Ich verstehe das selbst nicht«, entgegnete Aina, als sie, gestützt von Renar, zu ihrem Lagerplatz zurückschritten. »Ich fühle mich irgendwie … merkwürdig.«
    Renar fuhr ihr mit einem Lächeln durch die Haare. »Sieh nur.« Und er zeigte ihr seine Hand, die von feinem, farblosem Staub bedeckt war. »Vielleicht ist es dies. Eine allergische Reaktion.«
    »Vielleicht.« Sie nahm einen Mannabrocken, verspürte aber plötzlich keinen Appetit mehr. Statt dessen trat sie an den Bach heran und wusch sich mit dem klaren Wasser den Staub aus den Haaren.
    »Weißt du, es ist merkwürdig. Dieses Schilf dort … Es ist die einzige Lebensform, zu der ich keinen Kontakt aufnehmen kann.«
    »Außer den Panzerechsen.«
    »Außer den Panzerechsen, ja. Aber die kommen vom Südkontinent. Glaubst du etwa, daß dieses Schilf auch von dort stammt?«
    Renar schüttelte den Kopf. »Nein. Wir sind zu hoch im Norden. Die Umweltbedingungen sind hier völlig anders. Der Südkontinent ist tropisch, das wissen wir ja von den Reise-Berichten derjenigen, die einmal dortgewesen sind. Das Schilf ist hier entstanden. Aber es ist seltsamerweise dennoch kein Teil des Lebenssystems.«
    Nach einer guten halben Stunde brachen sie wieder auf. Als sie eine Stunde marschiert waren, direkt auf die gewaltige Felswand vor ihnen zu, stießen sie auf den Fruchtknollen einer Fastkiefer. Der Knollen maß fast zwei Meter im Durchmesser, und seine Luftanker hatten sich in einer Schilfkolonie verfangen. Ein glücklicher Zufall.
    Vorsichtig und behutsam gingen Renar und Aina daran, sich einige der hauchdünnen aber sehr widerstandsfähigen Luftanker um die Taillen zu wickeln. Erneut setzte Aina ihre Mittlergabe ein. Dann lösten sie die letzten Luftanker von dem Schilf.
    Der Auftrieb der Gärungsgase im Innern des Fruchtknollens reichte aus. Sanft stiegen sie empor, und der Wind trieb sie ebenso sanft weiter auf die Nordbarriere zu.
    Aina kreischte vor Vergnügen. Sie rief bestimmte Worte, und das Echo warf sie verzerrt und entstellt zurück.
    Dennoch blieb in Renar eine dumpfe Unruhe. Mittler wurden nicht krank. Mittlernovizen vielleicht, weil sie ihre Gabe noch nicht genau genug kontrollieren und sich damit nicht selbst heilen konnten. Aina aber war eine vollausgebildete und erfahrene Mittlerin.
    »Was ist mit dir?« rief sie. Renar lächelte.
    »Nichts. Ich habe nur nachgedacht.« Dutzende von Metern unter ihnen zogen scharfkantige Felsen, Grate und Schründe hinweg. Nur noch selten wuchs hier Schwammoos. Erster Schnee glitzerte.
    »Du machst dir Sorgen, stimmt’s?« Sie lachte fröhlich. »Brauchst du nicht, Lieber. Mit mir ist wieder alles in Ordnung. Es ist nichts.«
    Die Winde veränderten sich bald, und daraufhin mußten sie wieder hinunter. Die Landung war ebenso sanft wie der Start. Sie lösten die Luftanker, dankten dem Fruchtknollen und ließen ihn dann wieder davontreiben. Er verschwand bald in der Ferne. Aina schmiegte sich an Renar und deutete dann hinauf. »Dort ist der Paß, den wir heute morgen bereits gesehen haben. Wir müssen noch ein ganzes Stück hinauf.«
    Als sich die Sonne dem Horizont entgegenneigte, Stunden später, hatten sie den Paßzugang erreicht. Sie hatten Glück gehabt. Auf halber Strecke waren sie noch auf einen Mannabaum gestoßen und hatten

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