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Die Terranauten 070 - Das grüne Paradies

Die Terranauten 070 - Das grüne Paradies

Titel: Die Terranauten 070 - Das grüne Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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weiter. Sie hatten ein Ziel, das in weiter Ferne lag.
    Aber der Schmerz, der in ihnen war, seit sie den Nordkontinent betreten hatten, nahm immer mehr zu …
     
    *
     
    Duryea Ankrum fühlte sich so müde wie schon lange nicht mehr. Hier, in der Dunkelheit ihres Zimmers in der unterseeischen, ehemals valdecschen Forschungsstation, fand sie Ruhe. Sie blickte durch das transparente Stahlprotop der Decke in das grüne Wasser des Ozeans. Die Arbeit als Psychomechanikerin war anstrengend. Und noch anstrengender war es, die Frustrationen und psychischen Belastungen, die diese Arbeit mit sich brachten, auf Dauer zu verkraften.
    Ihre rechte Hand berührte einen matt schimmernden Sensorpunkt. Der kleine Holografieschirm vor ihr erhellte sich. Ein Gesicht blickte ihr entgegen. Weiche Züge, schmale Lippen, große, dunkle Augen.
    »Wo magst du sein?« fragte sie das Bild leise. Wie lange war es jetzt her? Drei Jahre?
    Damals, auf Melbahrn-Suth, einer Kolonialwelt im Innenbereich, ihrer Heimatwelt. Dem Planeten mit den ausgedehnten atmosphärischen Planktonozeanen. Dort war sie aufgewachsen. Dort hatte sie neunzehn Jahre ihres Lebens zugebracht als Tochter einer Familie, die sich seit mehreren Generationen mit der Planktonernte beschäftigte. Sie hatte mit den Pilzseglern gespielt, einer eingeborenen, halbintelligenten Rasse, die in den Atmosphärenozeanen lebte.
    Und auf Melbahrn-Suth hatte sie Alarone kennengelernt.
    Auch er war – wie sie – PSI-begabt gewesen. Sie hatten ausgedehnte Ausflüge in die Nordwälder unternommen. Monatelang waren sie in der Einsamkeit des Südwestens unterwegs gewesen, hatten die Kristallwüsten durchquert.
    Und sie hatten sich lieben gelernt.
    Duryea schmunzelte unbewußt. Die Bilder standen so klar vor ihrem inneren Auge, als wären sie die Realität und nicht der grüne Ozean über ihr, von dem sie nur eine dünne Schicht Panzerprotop trennte. Es war eine Zeit der Harmonie und des Einklangs gewesen.
    Denn Alarone und sie waren eine Mentalsymbiose eingegangen. Jeder individuelle Gedanke war auch gleichzeitig ein gemeinsamer Gedanke. Das unsichtbare, mentale Band, das sie verbunden hatte, war mit der Zeit so fest und unzerreißbar geworden, daß sie selbst dann eins gewesen waren, wenn Hunderte von Kilometern sie getrennt hatten.
    Alarone und die Zeit des Glücks. Waren es wirklich nur drei Jahre?
    Jetzt war das Band zerrissen. Und sie ahnte nicht, wo sich Alarone befand … oder ob er überhaupt noch lebte. Ihr Innerstes zog sich bei diesem Gedanken zusammen, und vor die Bilder, die in ihrem Innern abliefen, legte sich ein düsterer Schatten.
    Die Zeit der Treiberverfolgungen. Die Operationen, die das Band zerrissen. Die Internierung auf vier verschiedenen Gardenplaneten. Die Experimente …
    Irgendwann war sie von ihrem Mentalpartner getrennt worden.
    Duryeas Augen wurden feucht.
    Dann sah sie wieder die Luftozeane von Melbahrn-Suth, und sie lächelte. Sie schmeckte die Küsse Alarones, seine streichelnden Hände, die Hitze der Vereinigung, der körperlichen und psychischen.
    Alles vorbei …
    Irgendwann hatten sie gemeinsam um die Aufnahme in die Loge eines Treiberschiffes gebeten. Sie hatten viele Welten gesehen. Und immer, während all dieser Jahre, waren sie eins gewesen. Die Mentalsymbiose war etwas, das keinen Faktor ausschloß. Es war vollkommene Einheit.
    Dann, auf einem Planeten, dessen Namen sie vergessen wollte, waren sie beide verhaftet worden. Nur weil sie Treiber waren. Drei Jahre des Schreckens folgten. Drei Jahre, an die sie ihre Erinnerung auszulöschen versucht hatte. Doch manchmal, nachts, wenn der Schlaf ausblieb, stiegen die Erinnerungen wieder in ihr empor, drängend, quälend. Und Alarone …
    Alles vorbei …
    Das auf- und abschwellende Summen des Kommunikators riß sie aus ihren melancholischen Gedanken. Die Automatik fuhr unmittelbar darauf die Beleuchtung hoch. Das Gesicht Alarones auf dem Holografiebetrachter verblaßte.
    »Ja?« meldete sich Duryea. Das nervös wirkende Gesicht eines jungen Medo-Assistenten erschien auf der Bildfläche.
    »Ein Zwischenfall«, brachte der Mann hervor. »Cheryl LaRoche … Sie war dabei, einen der Stummen Treiber im dritten Stadium zu behandeln. Sie kann nicht mehr allein heraus.«
    Duryea Ankrum nickte langsam. Wieder entstand in ihrem Nacken das dumpfe Pochen der Vorahnung. Sie kann nicht mehr allein heraus. Das bedeutete, daß ein Psychomechaniker im Innern eines fremden Bewußtseins gefangen war. Und wenn sein Teil-Ich nicht

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