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Die Terranauten 072 - Das Erbe im Eis

Die Terranauten 072 - Das Erbe im Eis

Titel: Die Terranauten 072 - Das Erbe im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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Ersatzteilnachschub. Keine Nahrungs- und Wassercontainer. Und Aldemir, müßt ihr wissen, verfügt über keine Wasservorkommen an der Oberfläche.«
    Der Mann begann seinen Bericht. Anarchie herrsche, sagte er. Keine Ordnung jedweder Art. Täglich stürben Hunderte des Hungers. Oder in den Straßenkämpfen. Oder an Krankheiten, für die die Medikamente fehlten.
    »Ist das die uns versprochene Freiheit?« schloß er.
    »Das Maß des Erträglichen ist voll!« rief jemand und sprang so heftig auf, daß der Stuhl umkippte. »Wir haben die Macht, das Konzil endgültig zu stürzen. Laßt uns diese Macht endlich gebrauchen.«
    »Wir müßten unseren Druck auf den Lordoberst verstärken«, schlug Lucci vor. Aber er spürte deutlich, daß die Worte nicht einmal ihn selbst überzeugten.
    »Unsinn! Dabei kommt nur wieder ein scheinheiliger Kompromiß heraus. Tyll ist Lordoberst und kein Revolutionär. Wir müssen endlich …«
    Ein helles Summen unterbrach seine Worte. Die dreizehn Versammlungsteilnehmer erstarrten förmlich. Jemand näherte sich, jemand, der dazu nicht befugt war. Lucci erhob sich und ergriff den Kommunikator. Rasch stellte er eine Verbindung zu den draußen stationierten Überwachern her.
    Er nannte das entsprechende Codewort. »Ein Mann nähert sich«, tönte es leise aus dem Lautsprecher. »Er ist mit einem Gleiter gekommen. Allein.«
    »Wer ist es?«
    »Er ist noch ein bißchen weit … Moment mal! Huh, es ist der Lordoberst höchstpersönlich. Dieser abgewetzte Anzug und der Spazierstock sind unverkennbar.«
    Manuel Lucci hob fragend die Augenbrauen. Fünf Minuten später trat Ignazius Tyll durch den getarnten Eingang herein. Seine Miene war so verdrießlich wie immer. Unaufgefordert nahm er Platz und sah in die Runde.
    »Ich freue mich, Sie alle einmal persönlich kennenzulernen«, sagte er.
    Die Vertreter der verschiedenen Untergrundgruppen wichen seinem Blick aus. Er war der Lordoberst. Er war der Gegner.
    »Ich bin hier«, fuhr Tyll fort, »um Ihnen meine guten Absichten zu beweisen. Ich bin hier, um Sie zu bitten, dafür zu sorgen, daß die Aufstände, Unruhen und Sabotageakte ein Ende finden. Ich ;.«
    »Das ist doch wohl nicht Ihr Ernst!« platzte es aus dem ungestümen jungen Mann heraus. »Wollen Sie behaupten, wir hätten diese Anschläge, bei denen so viele Menschen ihr Leben verloren, durchgeführt?«
    Tyll hob die Augenbrauen. Die Asiatin sagte: »Wir haben eindeutige Beweise, daß diese Anschläge nichts weiter als Folgen der Auseinandersetzung zwischen den Konzernen sind. Und Sie kommen hierher und …«
    »Ich habe andere Informationen. Aber ich wäre dankbar, wenn ich Ihr Beweismaterial einsehen könnte …«
    Er wirkt müde, dachte Manuel Lucci. Und er ist betont freundlich. Er wird mit der Lage nicht mehr fertig. Er ist auf uns angewiesen.
    »Sie haben uns offizielle Anerkennung versprochen«, sagte er langsam. »Mitspracherecht im Konzil. Wo bleibt die Einlösung dieses Versprechens?«
    Tyll fuhr sich mit der Hand über die Stirn. Feiner Schweiß glänzte dort. »Ich habe dieses Versprechen nicht vergessen. Ich werde es einlösen. Aber erst einmal müssen die Aufstände, Unruhen und Streiks ein Ende finden. Die allgemeine Situation auf der Erde muß sich … stabilisieren …«
    »Was ich gesagt habe. Erst Konsolidierung – und dann, wenn alles ruhig ist, wenn wir nichts ahnen, geht’s uns an den Kragen.«
    Tyll blickte den Sprecher ernst an. »Wenn Sie nicht zum Gespräch bereit sind, wenn Ihre Meinung bereits vorgefaßt ist, warum haben Sie mich dann eingeladen?«
    Etwas Eisiges berührte Lucci am Nacken.
    » Wer hat Sie eingeladen?«
    »Offenbar haben auch Sie ein selektives Gedächtnis«, stellte Tyll mit alter Ironie fest. Er zog eine Folie aus der Tasche. »Sie selbst. Sehen Sie.«
    Lucci betrachtete sein Zeichen. Er wurde blaß. »Ich habe Sie nie eingeladen, Lordoberst. Ich …«
    Pochendes, nervöses Summen. Dann eine aufgeregte Stimme aus dem Kommunikator.
    »Mann, da kommt eine ganze Legion Graugardisten. Zehn, zwölf Gleiter.« Die Stimme wurde schriller. »Macht, daß ihr wegkommt. Die Kerle müssen irgendwie Wind von der Versammlung bekommen haben …« Die Stimme brach abrupt ab. Dafür war das fauchende Zischen von Laserstrahlen zu hören.
    Für eine lange Sekunde waren die am Tisch Sitzenden beinahe wie gelähmt, dann sprangen sie alle gleichzeitig auf und stürzten dem Ausgang entgegen. Manuel folgte ihnen einen Augenblick später. Aus den Augenwinkeln konnte er

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