Die Terranauten 073 - Die Maschinen von Ultima Thule
etwas war ihm selten begegnet. Gerna hatte ein hohes PSI-Potential; doch die Schwingungen zeigten auch, daß sein Potential irgendwie gestört war. Das hieß, es schlummerte und war weder für seinen Besitzer noch für irgendeinen anderen verfügbar.
Wieso hatte Valdec, als er noch an der Macht war, sich nicht dieses Gerna angenommen, um ihn zu einem Supertreiber zu züchten? Valdec war doch immer auf der Suche nach solchen Talenten gewesen. Erfolgreich, wie David terGorden wußte!
Es gab nur eine einzige Erklärung: Über Gerna hatte eine andere Person ihre schützende Hand ausgestreckt.
Chan de Nouille!
David verzog schmerzlich das Gesicht. Er konnte sich lebhaft vorstellen, was Chan de Nouille an dem muskelstrotzenden Hünen lag. Sie stand auf diese Art von Männern, obwohl sie sich niemals in Gerna verlieben würde. Er konnte für sie nicht mehr als nur ein funktionierender Sexualpartner sein.
An dieser Stelle seiner Überlegungen unterbrach David sich gewaltsam. Er wandte sich um und begann, die in der Gleiterzentrale Anwesenden der Reihe nach vorzustellen.
Gerna war die Beobachtung durch David natürlich nicht entgangen, doch er deutete die seltsame Reaktion des blonden Mannes falsch. Sein Mißtrauen war eine hellodernde Flamme, die sämtliche Sympathien wieder verbrannte.
Seine Muskeln spannten sich. Er war auf einen Angriff gefaßt, obwohl sein Verstand wußte, wie unsinnig dies war. Doch die Reaktion lief unterbewußt ab und entzog sich dem Zugriff seines Verstandes.
Hauptmann Gerna hatte nicht nur den Körper eines Kriegers, sondern auch die Mentalität eines Gardisten. Oftmals stand das im krassen Widerspruch zu seinem eigentlich normal und klar funktionierenden Verstand.
Das sorgte für innere Konflikte und in der Folge für gesteigerte Aggressivität nach außen.
Die Gesamtheit dieser Eigenschaften hatte ihn zum Hauptmann werden lassen. Nicht nur die schützende Hand der Großen Grauen!
Bei der Erwähnung des Namens Mandorla spürte Gerna glühenden Haß in sich aufsteigen. Eine abtrünnige Queen war für ihn etwas Abscheuliches. Dagegen waren die verhaßten Nomans oder Terranauten gar nichts. Dagegen verblaßte selbst Asen-Ger, der Führer der Terranautenbewegung. Ihm konnte Gerna jetzt sogar mit einer Art distanzierter Sympathie begegnen.
Asen-Ger nickte ihm wortlos zu. Sein Gesicht blieb eine Maske, in der sich nicht die geringste Regung widerspiegelte. Gerna begriff, daß er in Asen-Ger nicht nur einen überragenden Intellekt, sondern auch jemanden vor sich hatte, der ihn durchschaute!
Er dachte kurz darüber nach und kam zu dem Schluß, daß Asen-Ger PSI-begabt sein mußte. Gerna wußte ganz genau, daß ungeahnte Kräfte in ihm schlummerten, die er allerdings nicht zum Vorschein bringen konnte. Als hätte jemand oder etwas ein Siegel angebracht, das man nicht brechen konnte.
Der Rest seiner Fähigkeiten war relativ schwach ausgeprägt und nur innerhalb einer Logenarbeit, also im Verbund mit anderen PSI-begabten Treibern, anwendbar.
Gerna war nie ein besonders begabter Grauer Treiber gewesen und begrüßte es eigentlich, dieser Rolle endlich enthoben zu sein.
Asen-Ger hatte es erkannt – gewissermaßen auf den ersten Blick. Bestimmt nicht allein deshalb, weil er einst einer der berühmtesten Logenmeister des Reiches gewesen war.
Als Gerna Narda betrachtete, spürte er sogleich einen Kloß in der Kehle sitzen. Ein mehr als seltsames Mädchen. Es war zierlich, jung, doch schien es zwei verschiedene Persönlichkeiten zu besitzen: eine jugendliche und eine reife. Sie war eine Mischung aus einer Halbwüchsigen und der Lebenseinstellung einer älteren Frau, die viel gesehen und erlebt und alles folgerichtig zu einem Reifeprozeß verarbeitet hatte.
So jedenfalls erschien es Gerna.
Und er spürte das Tasten in seinem Gehirn. Nur für Sekundenbruchteile, denn in seinem Kopf war eine Art Automatik, die das telepathische Forschen mühelos abblockte.
Narda runzelte überrascht die Stirn.
Gerna schluckte den Kloß hinunter und fühlte sich sehr unbehaglich. Anscheinend durchschaute ihn hier jedermann.
Dazu gehörte auch Nayala. Er betrachtete sie und war fasziniert von dieser seltsamen und, wie ihm schien, sehr schweigsamen Frau. Sie wirkte irgendwie entrückt, als wäre sie mit den Gedanken überhaupt nicht bei der Sache.
Dabei beachtete Nayala ihn gar nicht, sondern wandte sich ausschließlich Carsen zu.
Als einzige!
Der ehemalige Noman grinste verlegen. »Ich glaube, das Ganze bedarf
Weitere Kostenlose Bücher