Die Terranauten 075 - Raumschiffjagd
bestätigen, daß man alle Lasergeschütze und Werfer bemannt hatte. Dann wandte er sich an Dime Mow und beauftragte ihn damit, die Einsatzbereitschaft der Kampfgruppe zu prüfen, ihre Ausrüstung zu inspizieren und letzte Anweisungen zu erteilen. Dime Mow hatte anscheinend – und zwar widerwillig – nur noch darauf gewartet. Er bemächtigte sich einer computergedruckten Kopie des Aktionsplanes und verließ das Planungszentrum in aller Eile. Llewellyn war froh, ihn endlich vollauf beschäftigt zu sehen.
Der Ionenausstoß des Antriebes brachte die IRMINSUL langsam auf ihre Maximalgeschwindigkeit von fast 50 km/sec. In knapp einer Stunde würde das Raumschiff im näheren Finstermann-Bereich eintreffen. Dann mußte sich das weitere entscheiden.
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Protokollauszug
LLEWELLYN: Ich möchte eindeutig klarstellen, daß ich bei der Vereinbarung mit Argan Pronk und seinem Bund keine Entscheidung vorweggenommen habe. Daß der Bund nur das militärische Oberkommando übertragen hat, bedeutet nicht, daß die Terranauten niemand anderen zum Kommandeur wählen dürfen. Ob wir die geplanten Aktionen tatsächlich durchführen, hängt allein von euch ab.
Das Auftreten entropischer Phänomene häuft sich in besorgniserregendem Maße. Der Sturz Valdecs und die Machtübernahme durch diesen Tyll haben die Lage im Sternenreich nur vordergründig verändert. Chan de Nouille ist sich der Gefährlichkeit der Kaiserkraft bewußt, ja, aber sie will nicht darauf verzichten und kann’s auch nicht. Sie entzöge sich die Grundlagen ihrer Macht. (ZWISCHENRUF: Hängt sie!) Liebe Freunde, mit verbalen Kraftakten erreichen wir überhaupt nichts. Die fortgesetzte Nutzung der Kaiserkraft erhöht die Gefahr kosmischer Naturkatastrophen und ebenso die Gefährdung durch die superzivilisatorischen Fremdrassen, die dergleichen nicht viel länger zu dulden gewillt sind. Unser Freund Cantos hat uns da ja sehr nachdrücklich informiert. Deshalb bin ich der Meinung, daß wir zu quasi-militärischen Aktionen gegen die Kaiserkraft-Raumfahrt übergehen müssen.
Z. v. HEISSIG: Ich finde es verdammt kühn von dir, hier solche Vorschläge zu unterbreiten, nachdem du im Türkis-System die Loge Hadersen Wells’ sinnlos verheizt hast. (Gemurmel. ZWISCHENRUF: Hängt ihn!)
LLEWELLYN: Ich muß schon sagen, das ist die unverfrorenste Unverschämtheit, die ich seit Jahrzehnten gehört habe! Der Einfall, das sogenannte RZS zur Wiederherstellung der Verbindung nach Rorqual zu benutzen, kam von Wells persönlich, und der Entschluß dazu ist nach eingehender Beratung mit Asen-Ger getroffen worden. Es stimmt, ich habe die Verantwortung für die erwähnte Aktion übernommen, aber das heißt doch nicht, daß ich die Schuld an, ihrem Mißlingen und den entsprechenden traurigen Folgen trage.
ASEN-GER: Auch ich möchte derartige Vorwürfe zurückweisen. Llewellyn hat das besagte riskante Unternehmen mit ausdrücklicher Billigung der Terranautenführung begonnen und selbst geleitet. Er hat sich den gleichen Gefahren ausgesetzt wie Wells und seine Loge. Ihn trifft keine Schuld am unglücklichen Verlauf der Operation.
D. MOW: Darf ich als einstiges Mitglied der Loge Hadersen Wells’ etwas dazu äußern? Danke. Ich wünsche, hier mit allem Nachdruck zu erklären, daß eine Verkettung unheilvoller Umstände vorlag. So schwer der Untergang meiner Loge mich menschlich getroffen hat, ich hege gegen Llewellyn keinerlei Groll. Er hat die Entscheidungen gefällt, die der Situation entsprachen. Er konnte nichts dafür, daß die Verhältnisse hundertprozentig zu unseren Ungunsten waren. Das sage ich als Überlebender.
COLLYN: Die zweite Überlebende der Wells-Loge, Winchinata Jacques, ist allerdings anderer Meinung.
J. OWL: Winchinata Jacques befindet sich noch immer in psychotherapeutischer Behandlung.
Z. v. HEISSIG: Gilt sie deshalb als entmündigt?! (Gemurmel)
LLEWELLYN: Ich halte mich keineswegs für den Chefstrategen der Terranauten, aber seit David terGorden und Asen-Ger sich von uns getrennt haben, existiert unser alter Führungszirkel nicht mehr. Es gilt, ein neues militärisches Oberkommando zu bilden.
JESSICA LO: Wieso ein neues? Bisher hatten wir doch auch keins.
C. FARRELL: Wir sind nicht mehr auf Rorqual, wo wir uns der trügerischen Sicherheit des zweiten Weltraums erfreuen können. Wenn wir unserer selbstgestellten Aufgabe, der Befreiung Terras und der Rettung der Menschheit vor der Kaiserkraftgefahr, nachgehen wollen, müssen wir auch bereit sein, zu handeln
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