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Die Terranauten 078 - Durchbruch nach Shondyke

Die Terranauten 078 - Durchbruch nach Shondyke

Titel: Die Terranauten 078 - Durchbruch nach Shondyke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Quint
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knapp sechshundert Kilometern besaß. Der Steuerbaum selber ragte fast einhundert weitere Kilometer senkrecht in das Vakuum.
    Dunkel erinnerte der Koloß an eine Trauerweide und bewies damit, daß die Urbäume selbst verschiedenen Arten angehörten. Yggdrasil ähnelte einer Borstenzapfenkiefer, und Baby auf Shondyke konnte seine äußere Verwandtschaft mit einem Affenbrotbaum nicht leugnen.
    Kilometerlange, lianenähnliche Zweige, mit Myriaden kleiner Blätter versehen, hingen von den knorrigen, gigantischen Ästen.
    Die Biofähre bremste ab.
    Der Tanz des Fährmanns wurde ruhiger.
    David lauschte psionisch und suchte Kontakt mit der Ulema vom Urdbrunnen.
    Fast glaubte er schon an einen Erfolg, als eine Störung auftrat. Wie ein Sender, der von Hunderten von anderen schwächeren Stationen überlagert wurde. Ein aufgeregtes Gewisper und Geraune, geisterhaft hohl und matt, aber zweifellos vorhanden.
    »Haben Sie das auch registriert?« fragte er Cloud. »Ist es der Baum?«
    Cloud schüttelte bedächtig den Kopf.
    Er horchte in sich hinein und erwiderte dann: »Nein, das Bewußtsein des Steuerbaumes hat sich völlig zurückgezogen. Nur noch eine lockere Verbindung besteht zwischen ihm und dem Fährmann, der einst ein Teil seines Selbst gewesen ist …«
    Er lauschte erneut.
    »Es sind Fremde«, erklärte er dann düster.
    »Fremde?« echote Morgenstern, der hinzugetreten war. »Aber wie können Fremde ohne Babys Erlaubnis Urdbrunnen betreten?«
    Der Psyter zuckte die Achseln.
    Immer langsamer wurde indessen die Pflanzenfähre und erreichte schließlich das Ende der PSI-Brücke nah am Fuß des Steuerbaumes, dessen Stamm drei oder vier Kilometer durchmessen mochte.
    Auch hier atembare Atmosphäre und Schwerkraft. Allerdings betrug die Gravitation, wie terGorden an seinen Instrumenten feststellte, nur ein Drittel des irdischen Wertes.
    Der Fährmann kauerte sich erschöpft auf dem Buckel zusammen und ignorierte sie.
    Dann glitt der Bug der Fähre auseinander.
    Vor ihnen der riesenhafte, erdrückende Baum und das Licht der PSI-Brücke.
    Und dazwischen …
    David kniff die Augen zusammen.
    »Der Brunnen!« entfuhr es Morgenstern. »Das ist der eigentliche Urdbrunnen!«
    TerGorden setzte sich in Bewegung, trat durch die Öffnung auf die PSI-Brücke, die sanft dem Druck nachgab, und kletterte dann über einige mannsdicke, sich in der Ferne verlierende Wurzeln auf das Moospolster, das den gigantischen Baumstamm umgab.
    Der Brunnen war ein Loch in dem Moosteppich.
    Das Loch mochte drei oder vier Meter im Durchmesser sein, und es war rot und porig wie die Struktur der Feuerschale um Shondyke.
    Im Brunnen waberte und wallte es, und als David näher trat, da spürte er die Gegenwart einer unbeschreiblichen Macht, die nichts Lebendes an sich hatte, sondern nackt und roh und gleichgültig wie Stein war.
    Ein psionischer Strom drang aus dem Urdbrunnen, schwappte über die imaginäre Umrandung und versickerte im Wurzelwerk der Ulema.
    Er speiste den Steuerbaum und das Netz der Weltraumstraßen. Die n-dimensionalen Kräfte, die mit dem Urdbrunnen angezapft worden waren, sorgten für den Erhalt der Raum-Zeit-Stroboskope.
    Unwillkürlich trat David zurück.
    Der Druck, die Unbehaglichkeit, die ihn in unmittelbarer Nähe des Urdbrunnens erfaßt hatten, wichen sofort.
    »Am Brunnen«, sagte Cloud, »liegt der Fehler nicht.«
    »Wieso sind Sie so sicher?« wollte David wissen.
    Morgenstern antwortete für den Psyter. »Der Grüne hat’s ihm eingeflüstert. Die Partner schweben in ständiger Gefahr, zu Salat verarbeitet und mit Rahmsoße angemacht zu werden, und deshalb ist es auch nicht verwunderlich, daß sie uns so nach und nach alle Geheimnisse verraten.«
    »Aber wo«, knurrte David, »liegt der Fehler dann?«
    Cloud sagte nichts. Morgenstern schnitt eine Grimasse.
    David terGorden schritt vorsichtig in einem weiten Abstand an dem Urdbrunnen vorbei, über das Moos, in das er bis zu den Knien einsank, und trat dicht an den Stamm des Steuerbaumes.
    Das bedrückende Gefühl, das das ungeheure Gewächs in ihm auslöste, ließ seinen Gaumen trocken werden.
    Er berührte vorsichtig die Rinde.
    Sie war warm und trocken, rissig und borkig, mit Maserungen, deren Rillen mehrere Meter tief und breit waren.
    Etwas bewegte sich.
    Ungläubig riß der Treiber die Augen auf.
    Ein Käfer, dachte er verblüfft.
    Der Käfer war groß wie eine Faust und Chromfarben. Sein Leib war aufgebläht und sein kleiner Kopf mit fingerlangen Beißzangen versehen.

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