Die Terranauten 082 - Das Mistel-Syndikat
glitten die Türsegmente automatisch auf und ließen uns passieren.
Er war ausgesprochen freundlich, als wir im Zentralraum auftauchten. »Na, ausgeschlafen?« begrüßte er uns.
»Ja.«
Wir gaben uns unbefangen, um ihn gar nicht erst auf die Idee kommen zu lassen, uns in die Köpfe zu gucken. Ob uns das aber auf Dauer gelingen würde …?
Ich interessierte mich für die Monitoren. Der Sichtschirm zeigte einen gelblich-weißen, runden Fleck, der erheblich größer geworden war, seit wir die Zentrale vor Stunden verlassen hatten.
»Parisienne?«
terHara nickte. »Langsam nähern wir uns unserem Ziel.«
Auch der Ortungsschirm ließ das erkennen. Ich sah eine ganze Reihe von Punkten, bei denen es sich um Reflexe der Ferntaster handelte.
»Sind das alles Raumschiffe?« erkundigte ich mich.
»Einige davon, nicht alle«, gab der Agent Auskunft. »Der Planet ist von einem Gürtel von künstlichen Satelliten umgeben. Die meisten Reflexe, die wir hier sehen, stammen von diesen Satelliten.«
»Satelliten … Wozu?«
»Fast alle sind Fabriken oder sonstige Industrieanlagen.«
»Begreife ich nicht. Warum verlegt man Fabriken in den Weltraum und bleibt nicht auf dem Planetenboden?«
terHara lächelte. »Ich vergesse immer, daß ihr von einer Welt kommt, die ein bißchen zurückgeblieben ist und die Probleme einer modernen Industriegesellschaft nicht kennt. Es gibt zwei gute Gründe, Fabriken in den Raum zu verlegen. Einmal lassen sich die meisten Produktionsprozesse aufgrund herabgesetzter oder völlig fehlender Schwerkraftverhältnisse schneller, leichter und energiesparender abwickeln. Und zweitens kommt es auf der Planetenoberfläche auf diese Weise nicht zu Umweltverschmutzungen, die auf Dauer die Ökologie zerstören. Alles klar?«
»Ich glaube, ja.«
Zunächst setzten wir den Flug ereignislos fort. Dann aber gerieten die Dinge in Bewegung.
Der Bordkommunikator hellte sich auf, zeigte das scharfgeschnittene, schmale Gesicht eines Mannes.
»Empfangen Sie mich, Generalmanag?« drang eine metallene Stimme an unsere Ohren.
»Ich höre und sehe Sie, Paryl«, antwortete terHara.
Es dauerte mehrere Sekunden, bis der Mann auf dem Schirm den Mund wieder aufmachte.
»ConTon-Ringos im Anflug. Behalten Sie bitte Ihre gegenwärtige Geschwindigkeit bei, dann werden wir beim Rendezvous keinerlei Schwierigkeiten haben.«
»Verstanden, Paryl.«
Wieder vergingen mehrere Sekunden. Dann lächelte der Mann mit den scharfen Gesichtszügen.
»Bis bald, Generalmanag. Ich freue mich schon darauf, Sie wiederzusehen!«
Der Schirm wurde dunkel. Und in meinem Kopf war es auch ziemlich dunkel. Ich hatte nichts, aber auch reinweg gar nichts, von dem eigenartigen Funkdialog zwischen terHara und dem Fremden verstanden.
»Was war das?« fragte ich.
»Ganz einfach zu erklären«, erwiderte terHara. »Wir werden abgeholt.«
»Von wem?«
»Von einem anderen Schiff der Treiberhilfe natürlich.«
»Und warum das?« wunderte ich mich. »Wieso fliegen wir Parisienne nicht direkt an? Ein Ringo kann doch auf dem Planeten landen, oder etwa nicht?«
»Natürlich kann er das, nur … Es geht um die Geheimhaltung, Thor. Die Behörden von Parisienne brauchen von unserer Anwesenheit nichts zu wissen. Sie könnten sonst auf den Gedanken kommen, unsere Misteln zu beschlagnahmen. Das aber dürfen wir nicht riskieren, denn die Misteln gehören der Treiberhilfe. Das versteht ihr, nicht wahr?«
Ich nickte zögernd. Es klang einleuchtend, was er da sagte. Dann aber dachte ich an meine Vision und war plötzlich nicht mehr so vom Wahrheitsgehalt seiner Erklärung überzeugt.
»Warum hat dich der Mann ›Generalmanag‹ genannt, Ulan?« fragte ich. »Ist Generalmanag nicht ein Titel, der den obersten Befehlshabern der Konzerne gebührt?«
Das wußte ich aus den Holofilmen, die wir an Bord der STORTIS gesehen hatten. Der böse Max, der den armen David verfolgt hatte, war ein Generalmanag gewesen.
»Tarnung, nichts als Tarnung, Thor«, sagte terHara. »Wir müssen damit rechnen, daß der Funkverkehr von der Raumüberwachung der Planetenregierung abgehört wird. Vorsichtsmaßnahmen sind deshalb angebracht. Beantwortet das alle deine Fragen?«
Bevor ich etwas sagen konnte, meldete sich Jelina zu Wort. »Was sind ConTon-Ringos?« wollte sie wissen.
Wieder lächelte terHara. »Ihr habt gut aufgepaßt, was? Kein Wort, das ich mit meinem Treiberbruder gewechselt habe, ist euch entgangen! Ihr seid kluge junge Leute, die ihren Weg machen werden. Davon bin
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