Die Terranauten 082 - Das Mistel-Syndikat
Merlander nahm ihn an sich und fühlte sich gleich sicherer. Gut, Kirju Haapala war nicht für sein irrwitziges Tun verantwortlich. Aber der Kranke hatte sich inzwischen zu einer echten Gefahr entwickelt. Er würde deshalb keine Sekunde zögern, Haapala über den Haufen zu schießen, wenn sich die Notwendigkeit dazu ergab.
Mit dem schußbereiten Laser in der Hand ging Merlander vorsichtig die Wendeltreppe hinunter. Er war jederzeit darauf gefaßt, dem Wahnsinnigen gegenüberzustehen.
Aber auch in der Zentralebene hielt sich Haapala nicht auf. Der Kommandoraum war völlig leer. Artuur Morgh, Jeng-Jeng und die übrigen Besatzungsmitglieder schienen sich alle noch im Tiefschlaf zu befinden. Diese Tatsache gab Merlander zu denken. Stunden mußten vergangen sein, seit die STORTIS aus Weltraum II ins Normaluniversum zurückgekehrt war. Normalerweise hätte der Computer die Tiefschläfer längst aufwecken müssen.
Es sei denn, Kirju Haapala hatte Vorkehrungen getroffen, die dies verhinderten!
Wenig später wußte der Logenmeister, daß seine Gedanken in die richtige Richtung gegangen waren. Jemand hatte sich am Computer zu schaffen gemacht, hatte die Funktionen des künstlichen Bordgehirns zumindest stark eingeschränkt.
Laacon Merlander war kein Elektronikspezialist. Er verstand von Computern nur das, was man für den Hausgebrauch benötigte. Aber selbst er erkannte auf Anhieb mehrere Fehler des Elektronengehirns. Der mit dem Computer gekoppelte Kommunikator arbeitete nicht, die Radaranlage war außer Betrieb, und der große Panoramaschirm zeigte stets nur einen starren Bildausschnitt, ließ sich nicht verstellen.
Merlander war alarmiert.
Und seine Alarmstimmung verstärkte sich noch, als er das Bild auf dem Schirm betrachtete. Darauf zeichnete sich die an den Polen abgeplattete Kugel eines Planeten ab. Und es sah so aus, als ob die STORTIS geradewegs auf diesen schon bedrohlich nahen Planeten losraste. Die gegenwärtige Entfernung konnte er nicht genau bestimmen, denn das Elektronengehirn weigerte sich, Auskunft zu geben.
Merlander wirbelte herum, als er Schrittgeräusche in seinem Rücken hörte. Aber er konnte den Laser gleich wieder sinken lassen. Nicht Haapala hatte die Zentralebene betreten, sondern Siri Lankard, der inzwischen gleichfalls aus seiner Bewußtlosigkeit erwacht war.
Schnell hatte der Logenmeister den Treiber über seine bisherigen Feststellungen informiert.
Siri Lankard trat an den Computer heran. Notgedrungen mußte er Merlanders Feststellungen bestätigen. Und er machte weitere Feststellungen, die noch viel erschreckender waren. So erschreckend, daß jeder Tropfen Blut aus seinem Gesicht wich.
»Was ist los?« fragte der Logenmeister, dem das Entsetzen des Treibers nicht entgangen war.
»Die Triebwerksdüsen!« stieß Lankard hervor.
»Die Triebwerksdüsen?« wiederholte Laacon Merlander. »Ich verstehen nicht, was du meinst.«
»Die Düsen lassen sich weder regulieren noch abschalten! Auch auf diese Anweisung reagiert der Computer nicht.«
Merlanders Augen weiteten sich. »Das würde in letzter Konsequenz bedeuten …«
»… daß wir in absehbarer Zeit mit dem zweiten Planeten kollidieren werden, ja!«
Der Schock zwang den Logenmeister, sich in einen Schalensitz fallen zu lassen.
»Ich verstehe es nicht«, murmelte er fassungslos vor sich hin. »Warum tut Haapala so etwas? Merkt er nicht, daß er sich dadurch selbst zum Tode verurteilt?«
»Anscheinend nicht. Aber vielleicht sollten wir ihn mal über die Folgen seiner Irrsinnstaten aufklären. Komm, Logenmeister, wir suchen ihn!«
Inzwischen hatten auch Ain Lavalle, Oona Karf und Zeus Alpha das Bewußtsein wiedererlangt. Zu fünft und mit mehreren schußbereiten Waffen im Anschlag machten sich Logenmeister und Treiber auf die Suche nach ihrem übergeschnappten Logenbruder.
Sie fanden ihn nicht, konnten ihn auch nicht finden, denn der verschwundene Ringo gab keine Rätsel über seinen Verbleib mehr auf. Und dasselbe galt auch für Artuur Morgh und die beiden jungen Nachwuchstreiber von Heinlein IV.
»Keine Frage«, stellte Oona Karf fest. »Haapala hat sich aus dem Staub gemacht und will, daß wir in unser Verderben rasen. Der zweite Planet wird uns alle umbringen!« Die Stimme der Treiberin klang schrill, so schrill, als stehe sie unmittelbar vor einem Nervenzusammenbruch.
Siri Lankard fand beruhigende Worte.
»So schwarz brauchst du nicht zu sehen, Oona. Haapala hat nämlich eins vergessen: den zweiten Ringo. Damit können
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