Die Terranauten 090 - Das Schiff des Friedens
Gedanken fügte sie hinzu: Also doch. Ich habe es ja gewußt.
Die Kampfjäger schwenkten auf den neuen Kurs ein. Ein matter Fleck zeichnete sich auf den Schirmen der Fernorter ab: diffus, mit sich verändernden Konturen und nicht feststellbarem energetischem Potential.
»Es sieht nicht nach einem Treiberschiff aus«, sagte einer der Gardisten. »Mein Computer kann es jedenfalls nicht identifizieren. Die Energieausstrahlung ist starken Schwankungen unterworfen.«
»Das hat nichts zu bedeuten«, gab Queen Rosena kühl zurück. »Das Fremdobjekt befindet sich in unmittelbarer Nähe des Koordinatenpunktes der Entropiebeschleunigung.«
»Es muß über eine außerordentlich starke Abschirmung verfügen, wenn es trotz der Nähe des KK-Ausbruchs nicht auseinanderplatzt oder zumindest sein Energiepotential verausgabt.«
»Einsatz der Schiff-Schiff-Raketen vorbereiten«, befahl Queen Rosena ruhig. Nur noch wenige Lichtsekunden, dann waren sie am Ziel. Sie tippte eine neue Eingabe ins Terminal und schaltete anschließend die Kontrollen für die Simultansteuerung ein.
»Achtung«, sagte sie. Ihre Augen glitzerten. »Feuer … Jetzt!«
Eine kurze Erschütterung, als das Gravokatapult die Rakete abfeuerte. Insgesamt vierzehn schlanke Projektile jagten dem unbekannten Flugobjekt entgegen.
»Es weicht aus«, registrierte einer der Gardisten. »Kursabweichung recht drastisch.« Kurzes Zögern. »Entweder haben sie außerordentlich starke Andruckabsorber, oder aber sie haben die entsprechende Sicherung des Manövriercomputers umgangen. Das kann kein Mensch überleben …«
KURSABWEICHUNG VIERZEHN GRAD SÜD, meldete der Computer des Führungsjägers.
Das kann kein Mensch aushalten, wiederholte Queen Rosena in Gedanken. Ein bestimmtes Bild entstand vor ihrem inneren Auge. Eine bestimmte Vermutung in ihren Gedanken. Kein Mensch konnte eine so hohe Ausweichbeschleunigung aushalten. Kein Mensch . Aber vielleicht …?
»An alle Staffelmitglieder«, sagte sie. »Sofortige Dringlichkeitsnachricht an die Erde. Möglicherweise haben wir es mit einer weiteren Aktivität von Extraterrestriern zu tun …«
Die Bestätigung erfolgte sofort.
Die Bremsmanöver wurden eingeleitet.
Die Suchelektroniken der Schiff-Schiff-Raketen ermittelten den Kurswechsel des Zielobjekts und leiteten ihrerseits Kursveränderungen ein.
»Fremdobjekt nähert sich uns«, drang eine ruhige Stimme aus dem Empfänger der externen Kommunikation. »Entfernung noch zehn Lichtsekunden. Beschleunigt weiter in extrem hohen Werten. Computeranalyse weiterhin unklar. Energiepotential deutet nicht auf ein Treiberschiff hin. Aber auch nicht auf einen KK-Kreuzer. Extraterrestrischer Ursprung immer wahrscheinlicher.«
»Nachricht an Erde absenden«, befahl Queen Rosena. Ihr Mund war plötzlich trocken. Ihre Fingerkuppen ruhten auf den Kontrollsensoren der Waffensysteme. Noch war die Entfernung zu groß. Aber in wenigen Sekunden war der Gegner in Kernschußweite.
»Nachricht ist abgesendet. Empfangsbestätigung von Computerkontrolle Basis Pluto. Bestätigung der Weiterleitung.«
Es vergehen in jedem Fall Stunden, bis die Nachricht die Erde erreicht hat, dachte Rosena. In jedem Fall dauert es zu lange. Bevor man im Hauptquartier reagieren kann, ist zumindest hier alles vorbei …
»Achtung, Fremdobjekt fast in Schußweite«, sagte Rosena. »Einsatz aller Waffen in drei Sekunden … Zwei … Eins …«
Der Kampfjäger vibrierte, als sich die Energiekammern der Hochenergielaser entluden und gleichzeitig weitere Raketen aus den Abschußrohren herausrasten. Das Fremdobjekt wurde in eine gleißende Feuerlohe gehüllt.
Triumphierende Rufe drangen aus dem Empfänger des externen Kommunikators.
Zu früh.
Unbeschädigt glitt das fremde Schiff aus der Zone der Vernichtung heraus und raste ihnen weiter entgegen.
»Nachricht an die Erde«, sagte Rosena rasch. Sie wußte, sie konnten nicht mehr tun, als sie bereits getan hatten. »Bestätigen Aktivität eines Extraterrestriers. Nachricht sofort absenden.«
»Bestätigung.« Klicken. »Nachricht ist unterwegs …«
»Achtung!« rief eine andere Stimme. »Fremdobjekt zeigt gesteigerte energetische Aktivität …«
ANGRIFF, leuchtete es vor Queen Rosena auf dem flachen Bildschirm auf. AUSWEICHEN UNMÖGLICH. ÜBERSTEIGT BELASTBARKEITSGRENZE DER ANDRUCKNEUTRALISATOREN.
Das letzte, was Kaiserqueen Rosena wahrnahm, war ein milchiger Schatten, der sich wie ein schmutziges Leichentuch über ihre Kanzel legte. Eine Sekunde später war
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