Die Terranauten 093 - Das galaktische Archiv
Bitterkeit durchzog die telepathischen Impulse der Supertreiberin.
Wider Willen mußte Silent Chorp krampfhaft schlucken. Die unvermutete Zugänglichkeit der Supertreiberin stellte ihn vor nicht weniger Probleme, als er gehabt hätte, wäre er von ihr hinausgeworfen worden, und ihre bizarre Attraktivität übte durchaus eine gewisse verwirrende Wirkung auf ihn aus. Wäre es unter diesen Umständen nicht günstiger, Sie würden versuchen, sich mit uns gegen Valdec zu verbünden? Könnte das Ihre Aussichten nicht verbessern?
Isis 31 hob ihre sehnigen Schultern. Wir können an einem Sturz Valdecs nicht interessiert sein. Ein nochmaliger Niedergang wäre auf die eine oder andere Weise sein Tod und würde auch unser Ende sein. Wir stehen und fallen mit Valdec, ob wir wollen oder nicht, mein kleiner Freund.
Aber wollen Sie denn, erkundigte sich Silent Chorp, indem er eine Aufwallung von Ärger unterdrückte, oder sind Sie innerlich Gegner Valdecs? Das möchte ich erfahren.
Wir wollen nicht. Keiner von uns will. Doch wir sind seine Geschöpfe und werden nicht gefragt. Isis 31 zögerte. Wir sind seine Feinde, ja. Einmal haben wir alles gewagt, um uns von seiner Macht zu befreien. Der Versuch ist fehlgeschlagen. Jetzt könnten wir nur noch mit ihm verlieren.
Müßte denn nicht die Feindschaft zwischen ihm und Ihnen der Maßstab Ihres Handelns sein? beharrte Silent Chorp. Auch bei Gefahr für Ihr Leben?
In den gelben Augen der Supertreiberin glomm es spöttisch auf. Gewöhnliche Menschen – und ebenso gewöhnliche Treiber – mögen ihr bedeutungsloses, von Vermassung gekennzeichnetes Leben leicht wegwerfen, erwiderte sie mit unverhohlener Geringschätzung. Würden Sie auch noch so leichtfertig dazu neigen, besäßen Sie ein solches PSI-Potential wie ich, wären Sie eine so …, so einzigartige Lebensform? Vom Dasein eines Supertreibers nimmt man nicht derartig kurz entschlossen Abschied.
Jetzt verstehe ich Sie. Silent Chorps individuelle psionische Frequenz zeugte von Überraschung und bitterer Verachtung, und er konnte nicht vor sich leugnen, daß er sich irgendwie von Isis 31 enttäuscht fühlte. Ihre Superexistenz macht Sie zu Feiglingen. Sie möchten nicht auf das Bewußtsein verzichten, allen anderen Menschen und womöglich auch vielen sonstigen Intelligenzen weit überlegen zu sein. Deshalb führen Sie ein Sklavenleben und nennen das Alternativlosigkeit!
Die Supertreiberin straffte sich mit einem Ruck in ihrem Sessel. Ihre Augen verliehen einer stummen Drohung Ausdruck. Während ihre Hände in fahrigen Bewegungen zuckten, rang sie sichtlich um Selbstbeherrschung. Sie wollen mich provozieren. Was bezwecken Sie damit? Hat Llewellyn Sie geschickt? Kein Zweifel. Sie lachte abgehackt auf. Gut. Nehmen wir einmal an, es gelänge uns, Valdecs Macht über uns abzustreifen. Gleich, wie, nehmen wir es einmal an. Glauben Sie, unter den Menschen wäre für uns Platz? O nein! Sie haben das da … Diesen Film mitangesehen. Dergleichen ist ein Symptom für das, was in den Köpfen eines Großteils der Menschen vorgeht.
Aufgrund Ihrer Meinungsäußerungen könnte man den Eindruck haben, entgegnete Silent Chorp aufgebracht, daß Sie sich gar nicht als zur Menschheit gehörig betrachten.
Die Menschen sind dumm und unfähig, in jeder Beziehung geistig arm. Wir sind mehr. Viel mehr.
So ist das also! Silent Chorps Lippen verzogen sich zu einem grimmigen Lächeln. Sie dienen einem selbsternannten Götzen, um Halbgötter bleiben zu können. Alles andere ist Ihnen gleichgültig. Wie widerwärtig!
»Kindisches Treiberlein!« fauchte Isis 31. Doch augenblicklich mäßigte sie sich wieder und setzte die Unterhaltung telepathisch fort. Sind Sie zu stupid, um die Binsenwahrheit zu begreifen, daß man niemals alles haben kann?
Valdec wird die Menschheit ins Unglück stürzen, wenn man seine Machenschaften nicht ein für allemal beendet, versicherte Silent Chorp. Nun begann er das riskante Spiel, mit dem er Frost und die Supertreiberin zur Voreiligkeit zu verleiten gedachte. Falls es gelang, den Verdacht zu nähren, der zur Flucht bestimmte Kaiserkraft-Raumjäger sei gefährdet, beging der Manag möglicherweise folgenschwere Fehler. Ist Ihnen eigentlich schon einmal in den Sinn gekommen, Valdec könnte mit dieser Expedition vielleicht etwas völlig anderes bezwecken, als Frost vorgibt? Wichtigtuerisch beugte er sich vor. Zum Beispiel könnte Frost ja den Auftrag haben, bei den Entitäten zu spionieren – vielleicht sogar, um einmal ganz
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