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Die Terranauten 093 - Das galaktische Archiv

Die Terranauten 093 - Das galaktische Archiv

Titel: Die Terranauten 093 - Das galaktische Archiv Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Roland
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Augenblick der Schwäche aufgebracht hatte, war es zu verdanken, daß der junge Treiber sich ohne ernste Folgen aus diesen Verstrickungen befreien konnte. Er war bereit, alles zu tun, was Llewellyn von ihm verlangte, und er wollte es hundertprozentig tun. Frosts heimtückischer Coup mußte vereitelt werden, und dafür wollte Silent Chorp mit aller Gründlichkeit sorgen.
    In seiner Planung rückte er Isis 31 in den Mittelpunkt seiner persönlichen Aufmerksamkeit. Frost war kein Raumfahrer, auch wenn er zweifelsfrei hervorragende Allgemeinkenntnisse der interdisziplinären Galaktologie besaß, und er würde bestimmt nicht versuchen, allein an Bord des Raumjägers zu fliehen. Deshalb war Silent Chorp davon überzeugt, daß auf jeden Fall, sollte alles andere nicht helfen, über Isis 31 ein Weg zu dem versteckten Raumjäger führte.
    Er machte die Supertreiberin im Versammlungsraum der JAMES COOK ausfindig. Zwar gab er sich keineswegs der Hoffnung hin, sie ausfragen zu können, aber er mußte unter irgendeinem Vorwand ein Gespräch anknüpfen, die unangenehme Bekanntschaft ein wenig pflegen, um seine plötzliche Anhänglichkeit zu tarnen.
    Dabei kam es ihm entgegen, daß Isis 31 sich gerade ein Video-Abenteuer mit dem Titel Krieg der Kometen-Clons ansah. Er kannte dies wilde Garn schon und betrachtete es als uneingeschränkt lächerlich. Darin geriet ein Raumschiff in den Schweif eines Kometen, und dessen sonderbare Einflüsse regten den genetischen Code zur Aktivität an, die Besatzungsmitglieder zerfielen, und aus jeder einzelnen ihrer Zellen entstanden Duplikate. Natürlich waren diese vielen Milliarden von Menschenduplikaten absolut bösartig, dermaßen schlecht, daß jeder anständige Normalbürger sofort das Bedürfnis verspüren mußte, ihnen eins auf das schiefe Maul zu semmeln. Sie waren nämlich auch alle ein bißchen schief geraten. Auf einem düsteren, richtig fiesen Planeten leierten sie die Produktion einer riesigen Raumflotte an, um die Erde zu erobern, die Kaiserkraft abzuschaffen und alles gleichzuschalten. Aber da griffen, sozusagen um fünf vor zwölf, Queen Frederike und ihr getreuer Hauptmann Hannibal von den Grauen Garden ein. Als Silent Chorp den Versammlungsraum betrat, brach soeben der Endkampf aus, in dem das beliebte Video-Paar auf dem Meeresgrund des ekligen Kometen-Clon-Planeten mit einer Übermacht von Clons focht, zusätzlich von einem hirnprogrammierten Riesenkrakenmolch bedroht, während andere Clons von oben Wasserbomben warfen und überdies die Flutwelle eines Seebebens anrollte, gar nicht davon zu reden, daß den zweien sowieso schon der Sauerstoff so gut wie ausgegangen war, und obendrein, als sei das nicht genug, näherte sich ein Weltraum-Wal und sperrte bereits das Maul auf, um den Kometen-Clon-Planeten glattweg zu verschlucken.
    Die Supertreiberin widmete Silent Chorp einen flüchtigen, ausdruckslosen Blick und dann ihr Interesse wieder dem aktionsreichen Geschehen. Ihre Miene, umrahmt vom roten Haar, auf das die hektische Szenenfolge der Filmhandlung unablässig grellbunte Glanzlichter warf, blieb unbewegt, während sie den spektakulären Schluß des propagandistisch wertvollen Durchhaltestreifens verfolgte. Anscheinend sah sie ihn sich nicht um des Zeitvertreibs willen an. Nicht einmal die ans Parodistische grenzenden, liederlichen Leistungen der Darsteller entlockten ihr auch nur den schwächsten Ansatz eines Lächelns.
    Hat Ihnen auch nicht besonders gefallen, wenn ich mich nicht täusche, oder? meinte Silent Chorp telepathisch, als die letzte Einstellung unter Mißtönen verflimmerte und automatisch die Beleuchtung des Versammlungsraums wieder zu erhöhter Helligkeit empordämmerte. Wie loyal sind Sie eigentlich, Isis 31? Fast verspürte er bei dieser floskelhaften Frage Gewissensbisse. Er kannte die Antwort.
    »Ich …« Die Supertreiberin verstummte, ihre gelben Clon-Augen auf Silent Chorp gerichtet. Dem jungen Mann war, als könne er in ihrem bernsteinernen Blick die verewigte Trauer eines eingeschlossenen winzigen Tiers wahrnehmen. Meine Loyalität oder Illoyalität kann gar kein Gegenstand einer Debatte sein, wechselte Isis 31, um zu antworten, auf die PSI-Ebene über, weil mir vollkommen jede Alternative fehlt. Es sei denn, man hält den Tod für eine Alternative. Aber er ist ebensogut das Ende aller Alternativen. Ich kann nur innerhalb der Grenzen leben und handeln, die mir dadurch gezogen sind, daß ich tun muß, wofür ich geschaffen worden bin. Gezüchtet worden.

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