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Die Terranauten TB 01 - Sternenstaub

Die Terranauten TB 01 - Sternenstaub

Titel: Die Terranauten TB 01 - Sternenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf W. Liersch
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auslöschen, und damit viele der Magischen Menschen. Nur einfach, indem man einen der Sonnensatelliten auf uns richtet. Man kann sie fernlenken, müßt Ihr wissen …«
    Jeder kannte die strahlenden Sonnen am Himmel, riesige Spinnennetze, die mit hauchfeiner Alufolie bespannt waren, das Sonnenlicht einfingen und auf Brennspiegel auf der Erdoberfläche richteten, wo die Hitze konzentriert und in Verdampfern zu leitfähiger Energie – Elektrizität – verwandelt wurde. Das einzige Projekt, weswegen die Raumfahrt überhaupt noch aufrecht erhalten wurde. Nein, das stimmte nicht ganz. Es gab noch eine andere wichtige Aufgabe: Der langsame Abtransport von strahlendem Atommüll, der in riesigen Containern in die Sonne gelenkt wurde. Aus den Eroberern des Kosmos waren die Müllmänner der Menschheit geworden.
    »Das werden sie nicht wagen«, sagte Mayor entschieden, der bisher geschwiegen hatte. »Bei der Energieverteilung ist der Kaiser-Konzern an vorderster Stelle. Die Konzerne beobachten sich gegenseitig argwöhnisch, wie früher die Nationen, und innerhalb der Nationen die politischen Parteien …«
    Er schwieg, weil der Strom seiner Worte versiegt war. Plötzlich kam ihm das, was er eben gesagte hatte, unerträglich dumm vor.
    »Stimmt«, sagte Freya. »Wer hat dir denn deine Hand genommen? Ist der Alte nicht der Vorstandsvorsitzende des Kaiser-Konzerns? Siehst du nun, wozu diese Leute fähig sind? Wir haben die politischen Führer verjagt und müssen nun feststellen, daß sich nichts verändert hat. Denn ihre Nachfolger waren zugleich früher ihre Drahtzieher. Reich mir doch noch ’ne Taube rüber!«
    Der knusperige Vogel flog durch die Luft, und Freya fing ihn geschickt auf und versenkte ihre Zähne in eine Keule. Sie hatte alles gesagt, was zu sagen war, und sie hatte recht.
    »Sie werden es tatsächlich nicht wagen«, nahm VacQueiros den Gedanken auf. »Und zwar deswegen, weil er unrealisierbar wäre, weil so ziemlich genau die Hälfte der Magischen überall auf der Welt unterwegs ist. Man kann uns nicht vernichten, selbst wenn man Bali auslöscht!«
    »Bali?« fragte Ruppert mißtrauisch. »Sitzt Ihr da? Ist das nicht geheim?«
    »Im Gegenteil«, VacQueiros gestattete sich ein Lächeln und zeigte dabei eindrucksvoll weiße Raubtierzähne, »wir freuen uns sogar über jeden Besuch. Bali war schon seit vielen Jahrhunderten eine gastliche Insel. Sitz der Götter und Dämonen …«
    »Ihr glaubt an solchen Quatsch?« fragte Ruppert neugierig und garnierte sein fettes Hammelstück mit einigen Knoblauchzehen, bevor er es verzehrte.
    »Wir sind nicht unwissenschaftlich«, sagte VacQueiros kühl. »Aber wir nennen uns auch nicht umsonst die Magischen Menschen. Wir meinen, daß Magie, wie es früher genannt wurde, oder PSI, wie man es heute nennt, die eigentliche menschliche Begabung ist. Die Wissenschaft ist in eine Sackgasse geraten, weil sie sich der Technik verdingte. Die Quittung haben wir erhalten. Und bekommen sie jeden Tag aufs Neue präsentiert. Deshalb denken wir aber durchaus nicht irrational. Wir suchen Sternenstaub. Doch davon später mehr.«
    Das Fest nahm seinen Fortgang, und stillschweigend kamen sie überein, das Thema nicht mehr zu berühren. Zu frisch waren die Wunden bei allen, als daß sie so schnell wieder aufgerissen werden durften.
    Der Hunger war gestillt, und jetzt wurde getrunken, exzessiv, wie es sich für Nomans gehörte. Es wurde kein Holunderwein mehr gereicht, sondern ein scharfer Branntwein, dessen Schärfe und hoher Alkoholgehalt durch süße, etwas klebrige Beimengungen gelindert wurden.
    Jetzt kam die Stunde der Tänzer und Sänger, der Musikanten und Possenreißer. Die darstellenden Künste waren im Zuge der großen Konsummedien, der FFF-Monopole, verlorengegangen. Der normale Mensch, also der Relax jeglicher Abstufung, saß vor den großen Holografenwänden und verlernte die Künste. Sie waren gut aufgehoben bei den Nichtmenschen, den Leuten ohne Hoffnung, den Nomans.
    Mayor staunte über Akrobaten, die Kunststücke vollführten, zu denen selbst sein muskulöser, durchtrainierter Körper nicht in der Lage gewesen wäre. Er applaudierte bei einem Pantomimensketch, in dem das Ende der Welt auf die Schippe genommen wurde, und freute sich an dem Tanz dreier schöner Mädchen, die mit farbigen Bändern, die sich von ihren Körpern lösten, eindrucksvolle Figuren in die Luft zauberten. Am Ende waren sie nackt, und sie flohen kichernd von der improvisierten Bühne. Freya sah Mayor

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