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Die Terranauten TB 01 - Sternenstaub

Die Terranauten TB 01 - Sternenstaub

Titel: Die Terranauten TB 01 - Sternenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf W. Liersch
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vorwärtsstrebte. Wenn sie einen Relax erwischten, warfen sie ihn weiter nach hinten, bis er, weitergegeben von der menschlichen Kette, durch eines der gezackten Löcher im ehemaligen Kongreßzentrum, nach draußen geworfen wurde. Die Besatzungen der Wagen aus dem MediCenter, Abteilung Teile-Depot, die sich eigentlich auf eine Lieferung Nomans eingestellt hatten, machten reiche Beute.
    Die Nomans brachen in einen Jubel ohnegleichen aus, als der letzte Relax verschwunden war. Von dem großmäuligen Anführer war längst nichts mehr zu sehen.
    »Völlig verblödet, diese Kerle«, meinte Freya, als sich der Aufruhr gelegt hatte, »und doch hätten sie uns fast erwischt.«
    »Was hast du dir eigentlich dabei gedacht«, fragte Mayor wütend, »ich meine, als du dich für einen Söldner ausgegeben hast?«
    Freya stieg übertrieben langsam in ihre silberne Kunststoffbekleidung. »Zeit gewinnen«, sagte sie. »Wie ich dich kenne, und ich kenne dich gut, hättest du einen aussichtslosen Kampf angezettelt. Das hätte uns beide das Leben gekostet. Ich habe meine Leute gerufen und sie solange hingehalten. Beleidigt, Söldner?«
    Mayor wollte erst wütend werden, weil ihm ihr überlegenes Getue zuwider war. Dann grinste er doch, schlug den Mantel fester um sich und schüttelte den Kopf.
    »Jetzt laßt uns feiern. Nichtmenschen!« schrie Ruppert III, »ihr alle und meine Töchter habt gute Arbeit geleistet. Wir werden dafür zwar eins auf den Deckel bekommen, aber man lebt nur einmal!«
    »Im Gegensatz zu den Relax«, sagte der junge Mann mit den langen Haaren ernsthaft und stieg auf sein Motorrad, »die wissen gar nicht, was leben heißt!«

XI
    Die Wurzeln für die vielfältigen Süchte, denen sich die Menschen gegen Ende des 20. Jahrhunderts aussetzten, lagen vermutlich in einer allgemeinen Überlastung des Einzelnen. Dabei ist wesentlich anzumerken, daß viele Süchte gar nicht als solche enttarnt wurden. Sucht ist eine stoffwechselbedingte Abhängigkeit, aber es dauerte ziemlich lange, bis die Sucht nach Alkohol und Nikotin etwa erkannt und entsprechend eingestuft wurde. Grund dafür war, daß die Herrschenden aus diesen Süchten Einnahmen bezogen, die man Steuer nannte. So mußte also der Alkoholsüchtige etwa zehnmal soviel bezahlen wie das Zeug wert war, das er in sich hineinschüttete. Ebenso ging es dem Nikotinabhängigen. Dabei waren die Herrschenden, zum Beispiel Staat genannt, noch in der recht schizophrenen Lage, gleichzeitig vor den Süchten zu warnen wie von ihnen zu profitieren.
    Daneben gab es noch andere, billigere Süchte, oder Dinge, von denen man süchtig werden konnte, die aber den Herrschenden als Einnahmequelle nicht klar gewesen waren. So wußten die Machthaber lange Zeit nicht, daß man ebenso nach Kohlenhydraten süchtig werden konnte wie von Fetten. Natürlich gab es auch die Abhängigkeit von Tabletten wie zum Beispiel der Anti-Babypille, deren Wirkung zwar unbestritten war, deren Wirkung darüber hinaus niemals in einem Langzeitversuch getestet worden war. Die Quittung haben wir in Empfang zu nehmen, wobei etwa 150 Jahre genetisch gesehen ein Klacks sind. Sprechen wir uns doch bitte in tausend Jahren wieder. Vielleicht ist bis dahin etwas von der Erde übriggeblieben.
    Inzwischen ist alles legalisiert und auf die einzige Sucht zurückgeführt worden, die kontrollierbar ist: Jolly-Pills. Vorgänger dieser harmlos ansehenden, süß schmeckenden Lutschtabletten waren Medikamente wie Valium, Librium, Persumbran oder wie sie alle hießen. Das ganze ist staatlich gelenkt, wird nicht besteuert und gibt dem Menschen, das, was er zu brauchen scheint: Die Sucht nach der Sucht. Als Ersatzhandlung, versteht sich. Es gibt andere Süchte, bei denen eine Stoffwechselabhängigkeit schwer oder gar nicht nachzuweisen ist: die Sucht nach Arbeit etwa. Aber die gibt’s selten und ist für mich – ein Alternativer Historiker darf sich schon mal ab und an ein persönliches Wort leisten dürfen – schwer vorstellbar.
    Wenn einzelne Süchte legalisiert sind, und der Staat ein Monopol darauf hat, Verzeihung! Heute gibt es ja keinen Staat, keine Staaten mehr, müssen alle anderen verboten sein. So wie früher das harmlose Marihuana oder das schädliche Heroin verboten waren. Verboten ist es heute also, sich mit Fetten oder Kohlenhydraten vollzustopfen. Verboten ist es auch, sich in Arbeit oder Sport suchtsuchend zu versenken. Verboten sind Fliegenpilze, wenn es die überhaupt noch auf dieser halb zerstörten Welt gibt, oder

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