Die Terranauten TB 01 - Sternenstaub
Schwester kreuzten, sah sie schnell in eine andere Richtung.
Neben Ruppert III, der sich nach alten Vorbildern zur Feier des Abends besonders barbarisch in Felle gekleidet hatte, bildete der Magische Mensch, VacQueiros, einen eigenartigen Kontrast. Der seltsame, altmodisch gekleidete Mann mit der dunklen Haut und den nach allen Seiten abstehenden korkenzieherartigen Haaren hatte sich einen Stuhl besorgt, auf dem er würdevoll saß, einen Plastikteller auf seinen Knien balancierte und mit einem offenbar mitgebrachten Besteck aus Silber einer gebratenen Riesentaube zu Leibe rückte. Auch jetzt war seine Miene nicht zu durchschauen. Er machte einen entspannten Eindruck, aber das mochte täuschen.
»Ihr seid auf Talentsuche, nehme ich an«, fragte Ruppert III den Magischen Menschen. Er bemühte sich offensichtlich, höfliche Konversation zu machen, was ihm nicht ganz lag.
»Ja und nein«, antwortete der dunkle Mann. »Auf Talentsuche sind wir immer, aber diesmal steht meine Reise unter einem Stern, den ich selbst noch nicht kenne.«
»Ihr scherzt«, sagte Ruppert III.
»Gewiß nicht, Noman. Ihr wißt, daß jeder von unserem Volk nach seinem eigenen Willen handeln kann. Wir sind durch unsere Begabung ein Volk der Auserwählten …«
»Hört, hört!« rief einer der in der Nähe sitzenden Nomans.
»Ich bitte, mich nicht mißzuverstehen. Die Tatsache, daß wir auserwählt sind, ist nicht nur Privileg, sondern auch Fluch. Schließlich sind wir für die ganze Menschheit verantwortlich.«
»Starke Worte«, meinte Jana trocken, und Osmo wandte seinen kantigen Schädel dem dunklen Mann im grauen Flanell zu.
Der Magische Mensch nickte. »Das klingt sehr selbstbewußt, ja überheblich, ich weiß. Aber ich kann es nicht anders sagen. Wenn ich übrigens auf Talentsuche wäre, hätte ich heute schon reiche Beute gemacht!« Er nickte in Richtung auf Osmo, Jana, Freya und Mayor. »Da ist noch einer«, fuhr er fort. »Der junge Mann mit den langen Haaren, der auf diesem antiken Motorrad fährt.«
»Der Indianer«, nickte Ruppert III. Entschuldigend zuckte er die Schultern. »Ich weiß auch nicht, wie er zu seinem Namen gekommen ist. Wir fragen nicht viel. Die Hauptsache ist, daß jemand in unsere Gemeinschaft paßt, mitarbeitet und uns am Leben hält.«
»Leben«, wiederholte der Magische Mensch nachdenklich. »Euer Leben ist nicht viel wert. Nichtmenschen. Ihr habt die Mächtigen herausgefordert, und sie werden nicht lange zögern. Euch ihre Macht zu beweisen. Ist das Gebäude abgesichert?«
»So gut das eben geht«, meinte Ruppert nachdenklich. »Wir hatten heute keinen Relax-Angiff erwartet, sonst wären wir besser vorbereitet gewesen. Vielleicht hat man unser Versteck hier verraten, ich weiß nicht.« Er zuckte die Schultern. »Aber jetzt ist der Indianer unterwegs. Er macht sich nicht viel aus solchen Festen. Er ist lieber allein. Mit seinen wachen Sinnen sucht er das Gebäude ab. Nichts wird ihm entgehen.«
»Aber dieses Zentrum ist einen halben Kilometer lang und hat viele Stockwerke«, sagte der Magische Mensch überrascht.
»Ihr als Talentsucher hättet ja auch Eure wahre Freude an ihm«, bestätigte Ruppert grinsend. »Aber Ihr bekommt ihn nicht.«
Sie schwiegen. Lautes Lachen und Grölen kam von den hinteren Reihen der Nomans, die dem Gespräch nicht gefolgt waren oder seinen Ernst nicht begriffen.
»Was habt Ihr eigentlich mit den gesammelten Talenten vor?« fragte Freya plötzlich.
»Wir sind die Talente«, antwortete VacQueiros. »Und wir haben eine Aufgabe. Die Welt hat sich nicht zu ihrem besten verändert. Wir suchen die besten, begabtesten Menschen dieser Welt, bringen sie zu unserer Insel und hoffen, daß unser PSI-Potential einmal groß genug sein wird, um die ganze Welt zu einer besseren zu machen. Mehr kann ich darüber nicht sagen. Aber unsere Aufgabe sehen wir im Sinne der ganzen Menschheit. Oder das, was von ihr übrig geblieben ist.«
»Warum habt Ihr diese Privilegien?« fragte Ruppert III, fast wütend. »Warum bewegt Ihr Euch auf dieser Welt, Ihr und Euresgleichen, so frei, während die anderen Menschen von den Konzernen gegängelt werden?«
»Unser Machtpotential ist bereits so groß, daß die Chefs der Konzerne nicht wagen werden, uns anzugreifen.«
»Und trotzdem seid Ihr für sie eine ständige Bedrohung. Früher hätte man eine Atombombe auf Eure schöne exotische Insel geworfen.«
»Früher«, sagte VacQueiros verächtlich, »sicher. Auch heute noch könnte man unsere Insel
Weitere Kostenlose Bücher